Derschiedene Witteilungen.
Dem Jahreebericht der Bandelskammer zu damburg
ber das Jahr 19°4,
erstattet der Versammlung „Eines Ehrbaren Kauf-
manns“ am 31. Dezember 1904, enmehmen wlr
folgendes: »
Deutsch-Ostafrika. Für die wirtschaftliche
Entwecklung der deutschen Kolonten ist, wie immer
wieder betont werden muß, in erster Linie die Er-
bauung hinreichender Eisenbahnverbindungen von
grundlegender Bedeutung. In dieser Erkenninss
haben wir uns im April d. Is. mit einer ausführ-
lichen Denkschrift an den deutschen Reichstag gewendet
mit dem dringenden Ersuchen, den derzeit seiner Be-
ratung unterliegenden Vorlagen, betreffend den Bau
einer Eisenbahn im Schutzgebiete Togo von Lome
nach Palime und einer Eisenbahn in Deutsch-Ostafrlka
von Daressalam nach Mrogoro, zustimmen zu wollen.
Bezüglich der letztgenannten Bahn haben wir auch
mit empfohlen, die Auderung, die aus Ersparnis-
rücksichten in der derzeitigen Vorlage gegenüber den
früheren Plänen gemacht war, nämlich die Ver-
ringerung der Spurweite von 1.0668 auf 0,75 m,
wieder rückgänglg zu machen. Wir begrüßen es mit
Genugtuung, daß die Vorlagen in der von uns be-
fürworteten Weise zur Annahme gelangt sind, und
hoffen bestimmt, daß der Nutzen der Bahnen sich in
beiden Gebieten bald zeigen wird, wenn auch die
Bahn in Deutsch-Ostafrika naturgemäß erst bei
welerer Fortführung ihren vollen Nuzzen entfalten
kann.
Togo. In Togo, wo abgesehen von der vor-
erwähnten Bahn Lome —Palime eine Bahn von
Lome nach Anecho (früher Klein-Popo) bereits im
Bau befindlich ist, hat der Handelsverkehr ganz gute
Fortschritte gemacht. «
Kamerun. Von Kamerun läßt sich das gleiche
sagen. Auch hier ist die Erbauung einer Eisenbahn
in das Innere zur welteren Entwicklung des Handels
dringend notwendig. Erfreulich ist, daß jetzt von der
Woermann-Linie in Duala ein Schwimmdock statlo-
niert ist, das für die vielen an der Küste von West-
afrika fahrenden Küstendampfer, sowohl deutscher
wie fremder Nationalität, stark benutzt wird.
Deutsch -Südwestafrika. Deutsch-Südwest-
afrika ist durch den Aufstand der Eingeborenen zur
Zeit in seiner wirtschaftlichen Entwicklung gehemmt;
immerhin ist das Land ein gutes und aussichtsvolles
Gebiet, in dem bereits manche Ansiedler zu ansehn-
lichem Besitze gelangt waren und das, wosern nur
erst die Ruhe wieder eingekehrt ist und brauchbare
Ansiedler in größerer Anzahl sich dort niedergelassen
haben werden, Aussichten für eine allmähliche gute
Entwicksung bietet.
Dem Bericht der Dandelskammer in Bremen über
das Jahr 17904,
erstattet an den Kaufmannskonvent, entnehmen wir
folgendes:
Die Entwicklung unserer Kolonien verfolgt dle
Handelskammer mit regem Interesse. Sie richtete
anläßlich der inzwischen angenommenen Gesetzentwürfe
wegen des Eisenbahnbaues in Togo und Deutsch-
Ostafrika an den Reichstag das Ersuchen, er möge
den Regierungsvorlagen zustimmen und durch den
Bau dieser Eisenbahnen die wirtichaftliche Entwicklung
unserer Kolonien heben und beschleunigen. In der
Herstellung letstungsfähiger Verkehrswege, wie sie in
unserer Zelt vor allem Eisenbahnen darstellen, er-
blicken wir eine der ersten Aufgaben unserer deutschen
Kolonlalpolitik. Die gegenwärtig in Deutsch-Süd-
westafrika entstandenen Schweerigkelten härten erheblich
leichter überwunden werden können, wenn der Bau
leistungsfähiger Eisenbahnen in dieser Kolonle recht-
zektig mit größerer Energie betrieben und seuens der
deutschen Volksvertretung unterstützt worden wäre.
Für die wirtschaftliche Erschließung unserer afrika-
nischen Kolonien ist die Anlegung von Eisenbahnen
um so notwendiger, als sie nicht schon durch die
Natur mit Wasserstraßen ausgestattet sind, die dem
Verkehr ohnehin geelgnete Wege zur Verfügung stellen.
Deshalb ist gerade der Bau von Eisenbahnen die
unumgängliche Voraussetzung, will man die Einfuhr
der deutschen Erzeugnisse in die deutschen Kolonten
und anderseits die Ausfuhr von Kolonialprodukten
in das deutsche Mutterland erleichtern. Nur so kann
man unseres Erachtens dazu mitwirken, daß unsere
Kolonien aus mehr oder weniger unergiebigen, dem
Mutterlande schwere Opfer auferlegenden Distrikten
zu solchen Gegenden werden, deren wirtschaftliche
Entwicklung dem Mutterlande nicht nur finanziell
kelne Lasten auferlegt, sondern in ihm auch ein inten-
siveres Wirtschaftsleben anregen und dadurch für die
gesamte deutsche Volkswirtschaft vorteilhaft wirken.
Südwestafrika. Unter deutsch-afrikanischen
Kolonien steht Südwestafrika im Vordergrunde des
Interesses. Die dortigen Unruhen haben elnen weit
bedrohlicheren und ernsteren Charakter angenommen,
als man voraussehen konnte, und kosten Deutschland
beklagenswerterweise schwere Opfer an Menschen und
Geld. Hoffentlich wird der Aufstand wenigstens das
Gute haben, daß man in der Verwaltung dleser
Kolonie, die sich, wie wir schon früher hervorgehoben
haben, für die Viehwirtschaft besonders elignet und
außerordentlichen Metallreichtum besitzt, neue Bahnen
beschreitet, und daß das Verständnis für unsere
deutsch-kolonialen Bestrebungen in immer weitere
Kreise dringt. Wlichtige Fragen, so hinsichtlich der
Betelligung der weißen Bewohner dleser Kolonie an
der Verwaltung und hunsichtlich der Behandlung der
Elngeborenen nach Beendigung der Unruhen, harren
der Lösung. Wir hegen zu unserer Kolontalverwal-
tung das Vertrauen, daß sie diese Fragen wie andere,