Zur Besprechung von Angelegenheiten, welche
auf die Erteilung des deutschen Unterrichts in den
Missionsschulen Bezug haben, sowie zur Durch-
beratung des Musterlehrplanes traten am 4. und
5. Januar 1905 die Vertreter der Missionen beim
Stellvertreter des beurlaubten Gouverneurs, Regie-
rungsrat Graf Zech, erneut zusammen.
Auf Wunsch der Missionen wurde die Zahl der
Unterrichtsstunden, welche auf die im Lehrplane an-
gegebenen Fächer zu verwenden sind, für den ersten
Kurs auf 6, für den zweiten Kurs auf 8 wöchent-
lich reduziert, während für den 3., 4. und 5. Kurs
die Forderung der Erteilung von 10 Unterrichts-
stunden wöchentlich aufrecht erhalten wurde.
Seitens der Missionen ist ferner der Wunsch
ausgedrückt worden, daß für die Schüler höherer
Kurse höhere Prämien gewährt werden sollten als
für die Schüler niederer Kurse.
Es wurde der Mission in Aussicht gestellt, daß
innerhalb des Rahmens der im Etat zur Verbreitung
der deutschen Sprache im Schutzgebiet vorgesehenen
Mittel die Prämlierung der Schüler verschiedener
Klassen vom Jahre 1905 ab eine progressive sein
solle, in der Weise, daß für einen Schüler des 5.
(obersten) Kurses nahezu eine doppelt so hohe
Prämie gewährt wird als für einen Schüler des
. (niedersten) Kurses.
Auf Grund der seither gesammelten Erfahrungen
wurde auch der Lehrplan für die Erteilung des
Unterrichts in der deutschen Sprache in den Missions-
schulen verschiedenen Anderungen unterzogen. Ferner
wurde beschlossen, nach Jahresfrist über Schulange-
legenheiten erneut zu beraten.
Der vereinbarte neue Lehrplan ist folgender:
Lehrplan.
1. Kurs:
1. Lesen und Schreiben der deutschen Sprache
in lateinischen oder deutschen Schriftzeichen. Schreiben
und Lesen sämtlicher Sprachlaute und ihrer Ver-
bindungen. Abschreiben der Druck= und Schreib-
schrift. Nachschreiben vorgesprochener kleiner ein-
facher Wörter, Nachschreiben derselben aus dem
Gedächtnis.
2. Benennung der Gegenstände im Schulzimmer
und der Körperteile im Deutschen.
8. Rechnen im Zahlenkreis 1 bis 20.
4. Singen: Auswendiglernen und Einüben von
zwel deutschen Liedern.
2. Kurs:
1. Lesen in deutscher und lateinischer Druckschrift.
2. Schreiben: Abschreiben aus dem Lesebuch.
(deutsche oder lateinische Schrift). Nachschreiben
von kleinen Sitzen.
3. Grammatik: Anfangsgründe der Formenlehre,
Sätebilden mündlich. (Was tut, wie ist, was ist
das Ding?)
4. Rechnen im Zahlenkreis 1 bis 100. Feste
Einübung des kleinen Einmaleins.
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5. Singen: Auswendiglernen und Einüben von
zwei weiteren deutschen Liedern; Wiederholung der
im ersten Kurs erlernten Lieder.
3. Kurs:
1. Lesen: Erzielen einer größeren Lesefertigkeit
in lateinischer und deutscher Druckschrift. Beachtung
der Satzzeichen. Lesen in der noch nicht erlernten
Schreibschrift. Auswendiglernen kleiner Denk= und
Sinnsprüche.
2. Schreiben: Erlernung der deutschen Schretb-
schrift, falls noch nicht geschehen. Abschrelben aus
dem Lesebuch; Bilden von kleinen Sätzen mündlich
und Niederschreiben derselben. Niederschreiben ge-
lernter Denk= und Sinnsprüche.
3. Grammatik: Fortsetzung der einfachen Formen-
lehre.
br Rechnen im Zahlkreis 1 bis 1000. Das
Wichtigste aus der deutschen Maß-, Münz= und
Gewichtsrechnung soweit früher noch nicht berück-
sichtigt.
5. Heimatkunde: Himmelsgegenden, das Schul-
haus und seine nächste Umgebung, der Schulort und
seine Umgebung. Die Landschaft. Einführung in
die Landeskunde von Togo.
6. Singen: Auswendiglernen und Einüben von
zwei weiteren deutschen Liedern; Wiederholung der
früher erlernten Lieder.
4. Kurs:
1. Lesen: Steigerung der Lesefertigkeit in deut-
scher und lateinischer Druckschrift. Ubersetzen deut-
scher Lesestücke in Ewe und umgekehrt. Auswendig-
lernen von vaterländischen Gedichten.
2. Schreiben: Fehlerfreies Abschreiben, Aus-
wendiglernen und Niederschreiben kleiner Lesestücke.
Kurze schriftliche Wiedergabe des Inhalts von Lese-
stücken nach vorhergegangener Erklärung. Gegen
Ende des Schuljahres Anfertigung kleiner Aussätze
und Briefe.
3. Grammatik: Abschluß der Formenlehre. An-
fangsgründe der Satzlehre.
4. Rechnen: Fortgesetzte Ubung der deutschen
Maß--, Gewichts= und Münzrechnung. Leichtere
Dreisatzaufgaben.
Die lebenden Mit-
5. Geschichte von Togo.
glieder des Kaiserhauses.
6. Erdkunde: Abschluß der Landeskunde von
Togo, das Wichtigste von Afrika, Besitzungen der
Deutschen in Afrika, das Wichtigste über Deutsch-
land.
7. Singen: Auswendiglernen und Einüben von
zwei weiteren deutschen Liedern; Wiederholung des
früher Erlernten.
5. Kurs: 4
1. Lesen: Lesen größerer Lesestücke. Ubungen
in der mündlichen Wiedergabe deutscher Lesestücke
und im Erzählen in deutscher Sprache. Ubung in
Zwiegesprächen, Lesen von Gedichten, Auswendig-
lernen von vaterländischen Gedichten.