Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

des Lagers. So bequem die eigene Sicherung in 
dem einsichtigen Gebirgslande ist, so schwer ist es, 
wirksame Erfolge zu erringen, denn der Eingeborene 
sieht weithin jeden Menschen und geht eben, wenn 
er die Wirkung des Gewehrs erst kennt, von Berg 
zu Berg, erscheint da, wo man eben war und ver- 
schwindet, wo eine Patrouille erscheint. Dabei 
macht es sich besonders fühlbar, daß der farbige 
Soldat hier in der Regel zu einfältig ist, um richtig 
Entfernung zu schätzen und mit hohen Visierstellungen 
zu treffen. Sierra-Leone-Leute, Wey-Soldaten und 
Jaundes sind eben Söhne des Urwaldes oder der 
unübersichtlichen Hochgrasländer. Immerhin waren 
am 5. Februar die Dubanjas ruhig, und ich konnte. 
am 6. früh 10 Mann im Lager lassen, mit 60 Sol- 
daten und den Batis gegen 7 Uhr am Skono er- 
scheinen. Meine Voraussetzung sollte sich erfüllen. 
Schon als wir in die Ebene traten, hörten wir 
das Schießen der Biakas, die uns hinter der Schlucht 
am Dorfrande erwarteten. Die Bapeas gebärdeten 
sich in der allen Negern bei solchen Gelegenheiten 
eigentümlichen wilden Art, die den Gegner in 
Schrecken setzen soll, und verschossen, als wir aus- 
schwärmten, redlich ihr Pulver. Vom Rande der 
Schlucht bis zu den ersten Gehöften waren 150 m, 
die wir feuernd zurücklegten. Die Bapeas heelten 
zuerst wacker, suchten sich hinter ihren Schilden und 
den Pisangs zu decken, und mehrfach kam es zum 
Handgemenge. Aber sie konnten nicht schnell genug 
laden und verloren gar zu viel Menschen, so daß 
bald eine wilde Flucht entstand, und das Ganze sich 
zu einer Menge Einzelgefechte bis weit in die un- 
bewohnte Steppe hinein gestaltete. Gegen 2 Uhr 
sammelte ich. Unser Verlust belief sich auf 1 Soldaten 
und 2 Lagerfolger tot und 11 Verwundete. Die 
Verluste der Bapeas waren groß, Biaka selbst war 
gefallen. Wir hatten ein Gewehr eingebüßt. Der 
Soldat Atangana hatte sich auf der Verfolgung, 
eine Stunde von den Dörfern entfernt, plöglich 
allein unter einer Menge Bapeas befunden, die ihm 
die linke Kopfseite spalteten und sein Gewehr ent- 
gen. Nun war er um sein Leben gelaufen. Ihm 
östen sich, wohl infolge der Steine, an die er in 
seiner Angst gestoßen hatte, nach einigen Tagen fast 
alle Nägel von den Zehen. Wir übernachteten in 
nahen Ausbauten. Morgens entließ ich einige ge- 
kangene Welber, um die Biakas zur Unterwerfung 
bei Rücktehr der Expedition auszufordern. 
mM Daß die Expedition im weiteren Verlauf des 
arsches durch das Bapea-Geblet noch mehrmals 
hat fechten müssen, hat seinen Grund in der Feind- 
schaft der einzelnen Stämme untereinander, die nichts 
als die Sprache gemeinsam haben und sich hn 
iis Gohschließen, t daß sie kaum hören, was 
i m von ihnen 
be hären, Bar von asé„ passiert ist. Und was 
In Kamerun kenne ich — einige Tikars, Balis, 
Bamus, Mandiangolos ausgenommen — keinen 
Stamm, der sich ohne Kampf wirklich dauernd 
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unterworfen hätte. Dle aneinandergrenzenden Bapea- 
Stämme verkehren auf einem neutralen Marktplatz, 
der an der Grenze liegt, immer bewaffnet, in der 
Regel alle fünf Tage miteinander. Hler wird bei 
der Pfeise, die nie ausgehen darf, um Perlen und 
Speerspitzen gefeilscht, geheiratet, geschwatzt und sehr 
viel Palmwein getrunken. Das Prinzip des Zwischen- 
handels hatten bisher nur auf dem Schimmelpfennig- 
Wege an der Nordseite die Haussos durchbrechen 
können und auch das doch nur Infolge des ver- 
nichtenden Schlages, den die Expedition gegen die 
Sudikl und Blongele geführt hatte. Das ist nicht 
vergessen, denn letzterer schickte sofort, als wir am 
9. Februar bei Manimbane in seine Nähe kamen, 
Friedensboten. Der Weg führt, nachdem die erste 
Bergkeite überschritten ist, durch weite Täler über 
Hügel und Kuppen bis an den von Stabsarzt 
Hoesemann erforschten Teil des Gebirges hinan. 
Die Bevölkerung ist schwach, well der Boden steril 
ist. Auf der Sohle der Täler stand noch jetzt in 
der Trockenzeit meist Wasser und an ihm auch stets 
zahlreiche Palmen. Durch Biangeles-Leute bekam 
ich mit den Manimbanes Fühlung, die von der 
Existenz weißer Männer in ihren abgeschlossenen 
Gebirgstälern in der Tat keine Ahnung hatten, was. 
ich so nahe der Küste nicht voraußgesetzt hatte. Die 
Manimbanes stellten willig Führer nach Westen, 
wo Haussa-Jäger sitzen sollten, von denen aber die 
Haussas aus Bioangele, die nach Jabassi handeln, 
nichts wußten. Es konnten also nur wilde Jäger 
sein, die von der Jaunde-Seite her so welt vor- 
gedrungen waren. 
Am 11. Februar trat die Expedition von Osten 
her in ein neues Bergsystem ein, das der wilde 
Stamm der Bunju-Uruku bewohnt. Bei dem Ober- 
häuptling Etajenge sollten die Haussa-Jäger sich 
aufhalten. Den ganzen Tag führte der Weg durch 
Täler zwischen den Manimbane= und Sudikl-Berg- 
zügen hin. Auch hier war das Land fast überall, 
wenn auch schwach, bevölkert. Die Eingeborenen 
wichen uns aus, obwohl unsere Führer sie über 
unser Kommen beruhigten. An einem kleinen Wasser- 
lauf stand kaum 50 m von mir — ich ritt hinter 
den Führern — ein Elefant, der einzige, den ich 
während der ganzen Expedition gesehen habe; er 
musterle uns neugierig. Es war ein starkes Weibchen. 
Ganz langsam drehte es um, klappte mit den Ge- 
hören und zog ab, mehrmals noch stehen bleibend, 
einen krummen Rüssel machend und böse zur Seite 
tretend. Offenbar gab es nur ungern seine Marsch- 
richtung auf. Lange noch konnten wir den Riesen 
an den Berghängen sehen. Mich wundert es, daß 
so mitten im Gebirge, bei verhältnismäßig geringer 
Asung sich Elefanten halten, aber wir spürten sie 
noch öfter, obwohl die Eindrücke auf dem felsigen 
Boden mit dem trockenen, kurzen Gras nur schwach 
und kurze Zeit haften. Über einen Bergrücken ge- 
langten wir am 11. Februar gegen 1 Uhr in einen 
Kessel, in dessen Tiefe von Bergen umgeben das
	        
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