Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

lleines Stück Ackerland, ja, er hat sogar eine kleine 
Bananenpflanzung, so daß für die notwendige 
Nahrung gesorgt ist. Er hängt derart an seiner 
Scholle, daß er mein Anerbieten, in die Nähe der 
Mission zu ziehen, ausgeschlagen hat. Und doch 
hätte er es dort weit besser gehabt; er hätte dort bei 
unseren anderen Kranken leben können, nicht zu arbeiten 
brauchen, und besonders könnte man ihm dort eine 
bessere Pflege angedeihen lassen. Dagegen fehlt es 
ihm zu Hause nicht an Quälereien; kürzlich hat ihn 
der Dorfhäuptling regelrecht durchwalken lassen, 
weil er nicht komme und für ihn arbeite; ein 
anderes Mal hat ihm ein Dieb die einzige Ziege, 
die er besaß, genommen, sicher, wie er war, daß 
der Arme ihm nicht nachlaufen könne. 
Wenn Sie je auf Ihrem Wege diesen Armen 
zu Gesichte bekommen, den ich zu meinem Adoptio- 
sohn gemacht habe, so erzählen Sie ihm von mir, 
und er wird lächeln. Dann werden Sie ihn sehen 
mit seinen beiden unzertrennlichen Begleitern, einer 
kleinen Kürbisflasche und einer Pfeife. In der 
Kürbisflasche befindet sich etwas Wasser oder Neger- 
bier, mit dem der Alte den Durst löscht, der ihn 
beständig quält. Dabei raucht er wie ein Fabrik- 
schlot, und die größte Freude, die Sie ihm machen 
können, besteht darin, daß Sie ihm einige Tabak- 
blätter schenken. Um nun den Tabakdampf in sich 
aufnehmen zu können, muß er erst die Nasenöffnung 
verschließen. Zu diesem Zweck hat er sich aus 
lleinen Stückchen Zeug einen kleinen Pfropfen ge- 
macht, der genau paßt. Nur so ist ihm das 
Rauchen ermöglicht; wenn er diesen kleinen Pfropfen 
anbringt, so versteht man auch ein wenig leichter, 
was er einem sagt. 
Ich habe ihm auch ein Stück Zeug geschenkt, 
womit er seinen kahlen Kopf vor den sengenden 
Sonnenstrahlen schützen kann sowle gegen die lästigen 
Fliegen, die es auf seinen Kopf, diese einzige große 
Wunde, abgesehen zu haben scheinen. 
Nun glauben Sie viellelcht, daß mein Adoptiv- 
sohn sich auf dem besten Wege befinde, sich zu be- 
kehren. Aber nein! Trot sanften Zuredens, trotz 
der Heilung, der Genesung für die Seele, die ich 
ihm in Aussicht stelle, trotz des ewigen Glückes, das 
dort droben seiner harrt und dereinst selnen Leiden 
ein Ende bereitet, trotz alledem scheint er un- 
empfindlich zu bleiben. „Nun ja“, sagte er mir 
eines Tages, „wenn die Taufe mir meine frühere 
Schönheit wiedergibt, so daß ich hoffen kann, eine 
Frau zu finden, dann habe ich schließlich nichts da- 
gegen, Christ zu werden“. 
Zum Glück sind aber nicht alle Kranken so 
widerspenstig wie jener; im Gegenteil hat schon 
Ranchererton ünen, nachdem er die leibliche Gesund- 
ererlangt, an eilung für die Seele ge- 
sucht und gesunken ch eilung f S 6 
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Aus fremden Rolonien und 
Produhkkionsgebieken. 
Verlängerung des Abkommens über den Tarif der 
Einfuhr= und Ausfuhr zölle in der westlichen 5one des 
konventionellen Kongobeckens zwischen Frankreich, 
Hortugal und Rongostaat. 
Durch Notenaustausch vom 30. Juni d. Is. ist 
zwischen den Bevollmächtigten der französischen und 
der portugiesischen Regierung sowie der Regierung 
des Unabhängigen Kongostaates vereinbart, das Ab- 
kommen vom 8. Aprll 1892 mit den durch den 
Notenaustausch vom 10. Mai 1902 getroffenen 
Anderungen bis zum 2. Juli 1907 und demnächst 
von Jahr zu Jahr mit dreimonatiger Kündigungs- 
frist zu verlöngern. 
(The Board of Trade Journal.) 
Die Erockensisch-Industrie in Südangola. 
Der außerordentliche Fischreichtum an der Küste 
Angolas, insbesondere des südlichen Angolas, ist be- 
kannt. Seinetwegen haben die englischen Seekarten 
dos portugiesische Bahia dos Tigres Great Fishbay 
und die Bucht, an welcher Mossamedes liegt, Little 
Fishbay getauft. Die Europäeransiedlungen Mossa- 
medes, Porto Alegandre und Bahla dos Tigres, 
verdanken ihm ihre Entstehung und leben von ihm. 
Erst vor ungefähr 50 Jahren hat die portugiesische 
Regierung zu selner Ausnutzung Fischervolk aus der 
Provinz Algarde dorthin gezogen und angesiedelt. 
Damit entstand Mossamedes. Von hier ous wurden 
dann später Porto Alexandre und Tigerbucht besiedelt. 
Eingesessene Negerbevölkerung, die vordem dort 
Fischerel betrieben hätte, hat es an jenen Plätzen 
und sonst an dem sandbedeckten, unwirtlichen Küsten- 
strich nicht gegeben. Auch heute ist keinerlel selb- 
ständige Negerbevölkerung dort vorhanden. Das 
farbige Arbeiterpersonal, dessen sich der weiße Fischer 
bedient, steht in dessen Diensten. Porto Alexandre, 
aus einigen 50, und Tigerbucht, aus 10 Europäer= 
häusern bestehend, hat fast ausschließlich Fischer- 
bevölkerung. Mossamedes mit insgesamt ungefähr 
400 Weißen mag einige 50 Fischereitreibende haben. 
Zentrum des Fischereibetriebes ist Mossamedes, das 
vorläufig allein unter den drei Plätzen städtische Ent- 
wicklung und geregelten Verkehr mit der Außenwelt hat. 
Daher sitzen denn auch dort die Herren des Fischerei- 
geschäftes, das sind heute fast nur noch Unternehmer- 
firmen, von denen die kleineren Fischer der anderen 
Plätze mehr oder weniger abhängig sind. In bezug 
auf Produktion sind indes diese kleineren Plätze be- 
deutender. Die bedeutenderen Fischerfirmen sind: 
Flguereido Irmöss & Ca., Morgado & Morgado, 
Souza & Reis, Torres & Irmaö, Vinva Bastos & 
Ca. in Mossamedes. Außerdem sind selbständige 
Firmen in Porto Alexandre: A. A. Sampaio Nunes, 
Pimentel & Ca. Ausländer sind bisher on dem
	        
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