Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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haft sich die auswärtige, größtenteils wohl Jo- 
hannesburger und Londoner Spekulation betätigte, 
dafür führt der Bericht als Beispiel ein Syndikat 
mit weniger als 10 000 à Kapital an, in dessen 
Gebiet ein paar Karat Diamanten gefunden waren. 
Die Aktien dieses Unternehmens wurden derart 
in die Höhe getrieben, daß sie einen Gesamtwert 
von erheblich über 1 000 000 K darstellten, um 
kurz darauf nach Feststellung des wahren Sach- 
verhalts unter Pari zu sinken. 
Die Kohlengruben befinden sich zum größten 
Teil im Norden der Kolonie, nahe der Grenze 
von Transvaal. Die bedeutendsten sind die Cor- 
nelia-Mine (Vereeniging Estates Ltd.), die Clydes- 
dale-Mine (Clydesdale-Collieries Lid.) und die 
Vierfontein-Mine (Kroonstad Coal Estate Co. Ltd.). 
Der Ertrag sämtlicher Kohlengruben des Landes 
betrug: 
Tonnen im Werte von #. 
im Jahr 1903/4 1098 989 53 864 
- . 1904/5. 118 636 55 293 
- . 1905/6 263 232 85 303 
- 1906/7. 499590 139 674 
Die bedentende Zunahme des Berichtsjahrs 
im Vergleiche zum Vorjahre ist erfolgt, ohne daß 
ein neues Bergwerk in Betrieb gekommen wäre. 
Die vorhandenen Gruben wären zur Förderung 
erheblich größerer Mengen imstande, wenn sich 
nur Gelegenheit zum Absatze fände und bessere 
Verkehrswege nach den vorhandenen Märkten be- 
ständen. Die Kohlenbergwerke von Transvaal, 
die bisher in heftiger Konkurrenz standen und den 
Kohlenpreis sehr gedrückt hatten, haben kürzlich 
einen Ring gebildet, um eine gewisse Kontrolle 
über die Preise zu erlangen. Man hofft, daß die 
hiervon erwartete Preissteigerung auch den Gruben 
der Oranjefluß-Kolonie zugute kommen wird. 
Klage führt der Jahresbericht über das Verhalten 
der Central South African Railways, der ver- 
einigten Staatseisenbahnen von Transvaal und 
des ehemaligen Freistaats, die selbst die auf Linien 
der Hranzeluß-KolonieverbrauchtenKohlen größten- 
teils aus Transvaal bezögen. Die Eisenbahn- 
verwaltung hat nur einer einzigen Grube der 
Oranjefluß-Kolonie eine Kohlenlieferung (4500 bis 
5000 Tonnen monatlich) übertragen. Sie steht 
damit selbst der Staatseisenbahn-Verwaltung der 
Kapkolonie nach, deren größere Aufträge an die 
Oranjefluß-Kolonie als Beweis dafür angeführt 
werden, daß deren Kohlen zur Verwendung für 
Lokomotiven geeignet sind. Ob der Kohlenberg= 
bau der Kolonie künftig in demselben Maße wie 
in den letzten Jahren fortschreiten wird, ist schwer 
vorauszusagen, da die weitere Entwicklung weniger 
von dem Mineralreichtum der Gruben als von 
anderen Umständen, namentlich der Absatzfrage, 
bedingt wird. 
  
  
An dritter Stelle ist die Gewinnung von 
Salzen zu nennen. Der Ertrag der Salzwerke 
hat vom 1. Juli 1906 bis zum 30. Juni 1907 
22 791 600 englische Pfund in einem Werte von 
13 660 K betragen gegen 22 221 800 lbs im 
Vorjahre. Die Entwicklung entspricht den Er- 
wartungen nicht, da sich übermäßiger Regen und 
Verkehrsschwierigkeiten in ungünstiger Weise be- 
merkbar gemacht haben. Zur Lösung des Salzes 
von den anderen Bestandteilen wird ausschließlich 
die Methode natürlicher Verdunstung angewendet. 
Bemerkenswert ist die Mannigfaltigkeit der Zu- 
sammensetzung der an den verschiedenen Stellen 
gewonnenen Salze. Hauptbestandteile sind Chlor, 
Natrium, Kalzium, Magnesium und schwefelsaures 
Kali. Meistens überwiegt chlorsaures Natrium, 
das mitunter bis zu 95 v. H. der in einer Lösung 
vorhandenen Salze ausmacht. Daneben kommen 
schwefelsaures Natrium und in anderen Zusammen- 
setzungen kohlensaures Natrium in Mengen bis 
zu 30 v. H. vor. Die folgenden beiden Ana- 
lysen können als typische Fälle angesehen werden: 
  
1. Chlor 111021 v. H. 
Natrium . 8,20- 
Katzin-In 0,12- 
Magncsium.... 0,06- 
Schwefelsaure Salze 1,64. 
21,23 v. H 
2. Schwefelsaures Natrium 9,41 v. H 
Chlorsaures Natriuiem 16,11 
„ 
Chlorsaures Kali. 0,31 
Kohlensaures Natrium 2,10 - 
Unlösbare Salze 0,#19 - 
28, 12 v. H. 
Der Jahresbericht weist auf die Möglichkeit 
der gewinnbringenden Verwendung einiger Neben- 
produkte, z. B. die Herstellung von Atznatron und 
Zyannatrium, hin. — 
Geschürft worden ist außerdem nach Petro- 
leum, Gold und Kupfer, doch bis jetzt nirgends 
mit durchschlagendem Erfolg. An einer Stelle 
ist Mangan gefunden worden. Außerdem wurde 
das Vorkommen von gelbem und rotem Ocker, 
ausnahmsweise reinem Lehm, der sich für die 
Fabrikation von Porzellan und Terrakotta eignet 
sowie großen Niederlagen von Kalk und Gips 
berichtet. 
Die Beschaffung der nötigen Arbeitskräfte 
ist in den Diamantminen nicht auf Schwierig- 
keiten gestoßen, während die Kohlengruben das 
ganze Jahr hindurch unter starkem Arbeitermangel 
empfindlich zu leiden hatten. Die verhältnismäßig 
leichte Arbeit über der Erde in den Diamantberg- 
werken und die Aussicht, einen Edelstein zu finden 
und dafür belohnt zu werden, üben eine gewisse 
Anziehungskraft aus, während die härtere Arbeit
	        
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