Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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verweisen.") Die tiefer gehende Bodenbearbei- 
tung durch den Pflug beeinflußt die Entwicklung 
der Blackwattle in den ersten Jahren sehr 
günstig. Daß der flachwurzelnde Baum außer- 
ordentlich auf den Lockerheitsgrad des Bodens 
reagiert, kann z. B. da beobachtet werden, wo 
eine Hangkultur mit ihrer oberen Seite an einen 
neuangelegten Weg stößt; man findet da die 
Bäume der obersten, also noch im Bereich 
des Wegauftrags befindlichen Reihen bedeutend 
stärker, oft zur doppelten Höhe und Stärke ent- 
wickelt, als die weiter unten stehenden. 
Von großem Interesse sind auch die Versuche, 
die zur Feststellung des Einflusses der Boden- 
verhältnisse auf das Wachstum der Blackwattle 
auf Fort Cuningham gemacht wurden und die 
nachstehend mitgeteilt sein mögen.“) 
  
  
Gewicht 
Umfang des 
Ver- Alter Höhe der Stämm-= 
Bodenart # in 5Fußh risichen! chens 
jens 
such der Bäume frischen ohne 
Höhe 
Hoh Rinde Zweige 
1 
Jahre Fuß Zoll jengl. Pfd engl. Pfd. 
  
I. Alluvial- 5 10 301 177 
land 
II. 2 bis 3 Fuiß 5 35 10 8 44 
tiefes Land l 
üb. lieg. 
Felsen 
i81, 
  
  
  
  
Die sorgfältige Reinhaltung der Kulturen im 
ersten Jahre, solange die jungen Pflänzchen mit 
ihren Wurzeln noch nicht in tiefere Boden— 
schichten eingedrungen sind, ist eine unerläßliche 
Vorbedingung für ihre gedeihliche Entwicklung; 
auf gepflügtem Grasland verursacht diese Arbeit 
lange nicht den Zeit- und Geldaufwand wie in 
Buschgebieten. 
Der Bestandsabtrieb kann schon sechs Jahre 
nach der Begründung erfolgen. Wurde hingegen 
eine Durchforstung eingelegt, so verschiebt man 
die Abtriebszeit zweckmäßig auf das siebente oder 
achte Jahr. Die Verjüngung der genutzten Be— 
stände erfolgt auf natürlichem Wege ohne be— 
sondere Kosten.““) 
Über das Ergebnis der in Ostafrika mit 
Blackwattle vorgenommenen Kulturversuche habe 
— 
*) Geo. M. Satton: Wattle Bark. a paying In- 
dustrr; Sim: Tree planting in Natal; Eschstruth im 
„Kol. Bl.“ 1903, S. 21—23. 
*") Ich verdanke diese Angaben Herrn F. Schepel- 
mann in Dalton. 
# Auch hierüber vergleiche die oben angegogene 
Literatur. 
  
ich bereits im Jahre 1905 an das Gouverne= 
ment in Daressalam berichtet;") seitdem haben 
diese Versuche bedeutend an Ausdehnung ge- 
wonnen, und zwar handelt es sich dabei nicht 
allein um die Vergrößerung der Regierungs- 
pflanzungen, sondern vielmehr um Aufnahme des 
Blackwattle-Anbaus von privater Seite in einigem 
Umfange. So finden wir Gerberakazienkulturen, 
von zahlreichen Neuanlagen in Westusambara 
abgesehen, u. a. auf den Kaffeeplantagen Ost- 
usambaras stellenweise als Ersatz für ertraglos 
gewordene Kaffeepflanzungen.“) 
Wenngleich die Anbauversuche, insbesondere 
die im Tiefland vorgenommenen, zur Zeit nur 
zum Teil als abgeschlossen gelten können, so läßt 
sich doch heute schon mit einiger Sicherheit sagen, 
daß der Blackwattle in Deutsch-Ostafrika unter 
den verschiedensten Standortsverhältnissen gedeiht. 
Auch haben viele, namentlich in allerletzter Zeit 
von dem B. L. Institut in Amani ausgeführte 
chemische Untersuchungen ergeben, daß der Gerb- 
stoffgehalt der produzierten Rinden in den meisten 
Fällen befriedigt.“““") Dennoch fragt es sich, 
ob die Blackwattlewirtschaft in absehbarer 
Zeit eine große Ausdehnung wird erlangen 
können — es müßten sich denn die Preis- 
verhältnisse auf dem Gerbstoffmarkte für 
längere Zeit wieder günstig gestalten. Eine 
solche, eine Reihe von Jahren hindurch andauernd 
günstige Konjunktur hat ja auch seinerzeit in Natal 
den Anstoß zu der bedeutenden Entwicklung der 
Akazienkultur gegeben. Solange es an einem solchen 
äußeren Anstoß fehlt, wird diese in Deutsch-Ostafrika 
innerhalb bescheidener Grenzen bleiben; sie wird 
die Rolle einer Nebenkultur bei anderen lohnen- 
deren Kulturen, wie Kautschuk, Faserpflanzen 
usw., behalten müssen. Denn die Produktions-= 
bedingungen sind eben hier wie in vielen tro- 
pischen Kolonien wesentlich schlechtere. In den 
Gebirgen, wo das Klima an sich dem Blackwattle 
am ehesten zusagt, stehen keineswegs so ausge- 
dehnte Ländereien mit gleichartigen Bodenver- 
hältnissen zur Verfügung wie im Hochland von 
Natal; man hat es vielmehr im ostafrikanischen 
Gebirgsland auf größeren Flächen mit bedeuten- 
*) „Tropenpflanzer“ 1906. Nr. 7, und Berickht über 
Land= und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika. Bd. III. 
Heft 1. 
") Geschäftsbericht der Demsch-Ostafrikanischen Ge- 
sellschaft von 1901. 
*“) Vgl. außer den in meinem oben zitierten Be- 
richte aufgeführten Untersuchungen noch: „Pflanzer“ 
(Beilage zur „Usambarapost"“) 1905, S. 16f.; desgl. 
S. 353 (Untersuchung von Maschke): desgl. 1907, S. 128 
(schlechteres Resultat, da Untersuchungematerial von 
einem erkrankten Baume stammte!: desgl. S. 252 f. u. 206 
f.; dergl. 1908 Heft 3 v. 18. April.
	        
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