Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

geeignet, auf die Erhaltung der Gummibestände 
hinzuwirken. Ein an einem Stock befestigtes 
Hohleisen dient zum Rillenmachen. Mit Steig- 
stricken wird der Baum bis zu einer ziemlichen 
Höhe, wo die ersten Aste abzweigen, erstiegen, 
wobei mit dem Eisen von unten nach oben an- 
gezapft wird. Die Schnitte werden mit diesem 
Messer zu tief und breit, so daß der Baum dar- 
unter leidet und bei Wiederholung schließlich 
eingeht. Die Milch wird in einem Kessel oder 
einer Kalebasse aufgefangen; eine Speerspitze dient 
als Bindemittel zwischen Baum und Kalebasse. 
Nun wird die Milch in dem Kessel über Feuer 
gestellt. Nach Verdunstung des Wassers bleibt 
der koagulierte Kautschuk zurück, welcher in Stücke 
zerhauen in den Handel gebracht wird. 
Auch die Kickxia africana kommt hier vor. 
Ihre Milch wird als guter Kautschuk bezeichnet. 
Es werden Fälschungen versucht, wie Beimengung 
von Erde und Frufru (zu Mehl geriebener Mais), 
so daß die Kaufleute große Vorsicht beim Ankauf 
beobachten müssen. Die Haussas sollen sich hierbei 
besonders hervortun. 
Der Bestand von Gummibäumen wird sich 
wohl voraussichtlich noch längere Zeit halten, da 
durch Herunterfallen von Samen älterer Bäume 
immer wieder junger Nachwuchs vorhanden ist; 
allerdings wird sich wohl die jetzige starke Ausfuhr 
in vier bis fünf Jahren nach Ansicht der Kauf- 
leute vermindern. 
Zum Zwecke der Aufzucht von Gummipflanzen 
ist innerhalb des Regierungsgeländes in der Nähe 
eines Wasserlaufes Urwald niedergeschlagen. Ob 
sich der Boden dort zum Aussäen von Samen 
und zur Aufzucht eignet, muß die Zeit lehren. 
Es ist erst mit dem Aussäen begonnen worden. 
Die Pflanzen sollen später an die Häuptlinge 
der Dorsschaften verteilt werden. 
Die Hauptanzapfzeit ist November, Dezember, 
Januar. Der Gummi wird kesselweise angezapft 
und angekauft. Die Kessel fassen 5 kg. Das 
Kilogramm wird je nach Güte, im Mittel mit 
ungefähr 2 .7“ bezahlt oder gegen Waren ein- 
getauscht. 
Um dem Unwesen des Abhauens der Gummi- 
bäume zu steuern, werden Patrouillen ausgesandt. 
Etwa drei Stunden von Dengdeng entfernt 
auf der anderen Seite des Sanaga kommt Ro- 
tang in guter Qualität und größeren Mengen 
vor. Von den Haussas sind einzelne Stauden 
Baumwolle hier in Dengdeng angepflanzt, welche 
sich gut entwickelt haben. 
  
Neu-Guinea-Compagnie.) 
Die Entwicklung der Pflanzungen hat einen 
normalen und im ganzen sehr befriedigenden 
Verlauf genommen. Die Pflanzungen treten eine 
nach der anderen in dem für langfristige Kulturen 
vorgesehenen Alter in Ertrag, und die Erträge 
sind derart, daß der Zeitpunkt der Rentabilität 
des Unternehmens in normaler Weise herannaht. 
Neupflanzungen waren nur an einzelnen Stellen 
in bescheidenem Umfange zum Zwecke des Ab- 
rundens geboten. Anderseits fand eine Ver- 
ringerung des gesamten bepflanzten Areals, und 
zwar durch den Verkauf der Kokosplantage in 
Finschhafen, statt. Die Veräußerung dieser 
Pflanzung erwies sich wegen ihrer entfernten, die 
Bewirtschaftung erschwerenden Lage als vorteilhaft. 
Die Vermessung der Pflanzungen ergab am 
31. März 1908 folgenden Flächeninhalt: 
Kokospalmen (einschließlich 200 ha 
  
wilder Bestände)d 5963 ha 
Kautschukbäume (758 ha Fikus, 270 ha 
Castilloa, 66 ha Hevea, 5 ha Kickxia, 
1 ha Manihot . 1100 = 
Kakao. . 191 
Sisalagoaoen 11 R 
zusammen 7265 ha 
gegen 7462 ha im Vorjahre. 
In diesem Flächenraum sind außer den ge- 
nannten geschlossenen Beständen folgende Zwischen- 
kulturen und nutzbringenden Schattenbäume in- 
begriffen: 
. 12 762 Bäume 
326 - 
Hevea brasiliensis. 
Kickxia elastica 
in Mischpflanzung mit Kakao; 
74 500 Liberiakaffeebäume in Mischpflanzung 
mit Kautschuk; 
165 000 Sisalagaven, 257 000 Büschel Lemon- 
gras, 6000 Büschel Zitronellgras, als Zwischen- 
kulturen zwischen jungen Kokospalmen. 
Die Anzahl der Kokospalmen betrug rund 
636 700. Hierin sind die wilden Bestände auf 
den Frenchinseln mit inbegriffen, welche sich durch 
Einbeziehen in die Pflanzungen allmählich ver- 
ringern und zur Zeit nur noch etwa 29 000 
Palmen umfassen. Von den ganzen Beständen 
sind fast drei Viertel, nämlich 472900 Bäume, 
noch nicht tragend. Von diesen treten im Jahre 
1908/09 rund 70 000 und im Jahre 1909/10 
über 105 000 in das tragfähige Alter ein. Der 
Ertrag an Pflanzungskopra betrug 798t (489 t 
im Vorjahre), an Handelskopra 553 t (486 t). 
  
  
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1907/08.
	        
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