Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Anlage der Saatbeete: Zur Anzucht ist 
es notwendig, Saatbeete anzulegen. Zur Anlage 
von solchen wählt man ein tiefgründiges ebenes 
Stück Land, welches vor der Abspülung der 
obersten Erdkrume bei heftigen Regen geschützt 
ist. Dieses Stück Land wird vollständig ab- 
geräumt; alle Bäume, einschließlich Palmen, 
müssen entfernt und der Abraum verbrannt 
werden. Nach der Klärung wird das Land ge- 
rodet und hierbei werden alle Wurzeln und 
Knollen herausgenommen. Diese Arbeit soll von 
Anfang an sehr sorgfältig geschehen, da ein Ver- 
bleiben solcher außerordentlich lebensfähiger 
Wurzeln, besonders von Elefantengrasbüscheln, 
ein immer wieder erneutes Austreiben zur Folge 
hat, und ein späteres Entfernen nur durch teil- 
weises Zerstören der Saatbeete möglich ist. Die 
vollständige Abräumung und Rodung der Saat- 
beete hat auch den Zweck, zu verhüten, daß der 
Wurzelpilz und sonstige Pilze, die von faulenden 
Gurzeln und Zweigen auf die Keimlinge über- 
gehen, hier große Zerstörungen anrichten. 
Nach Erledigung dieser Arbeit wird das 
gesamte Land tief umgehackt, alle Erdklumpen 
werden zerschlagen, so daß der Erdboden tief 
und gut gelockert ist. Vorteilhafter ist das Um- 
graben des Landes mit dem Spaten, wobei man 
die gegrabene Fläche alsbald glatt harkt. Dies 
wird sich im Inneren, wo meist geübte Garten- 
arbeiter fehlen, oft nicht leicht ermöglichen lassen; 
um so sorgfältiger sollte dann das Umhacken ge- 
schehen. 
Die Beete sollen in westöstlicher Richtung 
liegen. Mit einer Schnur werden sie etwa 1 m 
breit abgesteckt, worauf man sie mit schmalen Fuß- 
stegen umgibt. Dies geschieht in derselben Weise, 
wie in Deutschland bei Gemüsebeeten. Um hier 
einige Maße anzugeben, die aber durchaus nicht 
genau innegehalten zu werden brauchen, sondern 
nur einen Anhalt geben sollen: Das Beet soll 
etwa 12 bis 15 m lang und 1 m breit sein; 
der es umgebende Fußsteg gut einen Fuß breit. 
Die Oberfläche der Beete teilt man nun in vier 
gleichmäßig voneinander entfernte Längsrillen 
ein und zieht diese längs des Beetes etwa 1 cm 
tief auf. In diese Rillen werden die Kickria- 
samen flach eingelegt, so daß zwischen jeden Kickria- 
samen ein etwa fingerbreiter Zwischenraum ver- 
bleibt. 
Aussaat: Es ist notwendig, die Samen in 
diesen Zwischenräumen einzulegen, um ihnen ein 
gleichmäßiges Keimen zu ermöglichen und um 
später das Herausheben der Pflänzlinge mit 
gutem Wurzelballen ermöglichen zu können. Nach 
dem Aussäen deckt man die Nillen flach ein. 
Als Grundsatz möge hierbei dienen, daß die 
Samen nicht höher mit Erde bedeckt sein sollen, 
  
als sie selbst dick sind. Jedenfalls ist zu ver- 
meiden, daß die Samen zu tief in der Erde 
liegen, was ein langsames, erschwertes Keimen 
oder gänzlichen Mißerfolg nach sich ziehen 
würde. — Aus dem gleichen Grunde könnte 
auch eine breitwürfige Aussaat der wenig dicken 
Samen empfohlen werden, wie es in Deutschland 
bei Aussaat des Getreides geschieht. Indessen 
erfordert diese Aussaat einige Geschicklichkeit, um 
die Samen gleichmäßig über das ganze Beet zu 
verteilen. Nach der Aussaat werden die Beete 
gut angefeuchtet. 
Wo die Aussaat in der Trockenzeit geschah, 
ist es notwendig, die Beete künstlich zu beschatten. 
Man legt über jedem Beete ein leichtes Schatten- 
dach an. Dies geschieht, indem man um die 
einzelnen Beete starke Buschknüppel steckt, die in 
eine Gabel auslaufen. Diese Knüppel sollen 
etwa 1 m hoch über der Erde stehen. In die 
Gabel der aufrechtstehenden Knüppel legt man 
Längsstangen und befestigt dieselben. Auf das 
einfache Gerüst kommen dann Palmwedel oder 
sonstige größere Blätter. Die allmählich zu- 
sammentrocknenden Palmwedel oder Bananen-- 
blätter brauchen nicht erneut zu werden; viel- 
mehr geben sie den ausfgehenden und heran- 
wachsenden Pflänzlingen immer weniger Schatten 
und diese werden so allmählich an Licht und 
Sonne gewöhnt. 
In den ersten Wochen wird es bei großer 
Trockenheit notwendig, die Beete täglich zu be- 
gießen. 
Gut ausgereifte Kickriasamen keimen leicht 
und willig innerhalb 10 bis 14 Tagen. Sie 
wachsen meist kräftig heran und die Pflänzlinge 
haben in etwa sechs Monaten das Stadium erreicht, 
in dem man sie an den definitiven Standort 
bringen kann. 
In den Saatbeeten muß das aufkommende 
Unkraut regelmäßig entfernt werden, sowie sehr 
darauf geachtet werden, daß Schädlinge nicht 
überhandnehmen. 
Schädlinge: In den Kickriabeeten treten 
folgende Schädlinge auf: 
1. Eine Zikade (gewöhnlich als Manlwurfs- 
grille bezeichnet?). Diese schneidet des Nachts 
die eben ausgekommenen Keimlinge über dem 
Boden ab; sie kann große Verwüstungen an- 
richten. Bekämpfen kann man diese Zikade nur 
dadurch, daß man ihren Unterschlupf sucht und 
sie vernichtet; sie kommt auf altem Farmland 
sehr häufig vor. 
2. Wurzelpilz und andere Pilze, vernichten 
oft in kurzer Zeit große Saatbeete vollständig. 
Sobald deren Auftreten bemerkt wird, müssen 
die befallenen Pflanzen, sowie die ihnen zunächst 
stehenden mitsamt der Erde ausgehoben und
	        
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