Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

seine Krankheit veranlaßt zu haben. Maganga 
schickte daher eines schönen Tages seinen Sohn 
Wasseka gegen Ndandi. Dieser wurde verjagt, 
die Viehboma des Sultaus wurde niedergebrannt 
und das Vieh geraubt. Ndandi floh zum Sultan 
Kisabo. Darauf sandte letzterer einen Angehörigen 
seiner Sippe nach Mukijange. Dieser wurde 
aber von Wasseka und Mihale mit einer Anzahl 
seiner Leute niedergemacht. Unterdessen starb 
Kisabo, etwas später auch Maganga. Der Nach- 
solger Kisabos, Mutaga, brachte nun die An- 
gelegenheit bei der Residentur an. 
Als ich nach Iwuwugallime kam, hatte sich 
Mihale schon auf das südliche Mlagarasi-Ufer 
in Sicherheit gebracht. Alle Versuche, seiner hab- 
haft zu werden, mißglückten. Wasseka von 
Isimbi war zwar nicht entflohen, ließ aber durch 
seinen Onkel sagen, er sei krank. Erst auf eine 
energische Aufforderung hin erschien er, nachdem 
er plötzlich wieder gesund geworden war. Über 
die früheren Vorgänge befragt, gab er alles un- 
umwunden zu, erklärte jedoch ganz harmlos, sie 
hätten damals nicht gewußt, daß die Viehboma 
Eigentum Kisabos gewesen sei. Um nun die 
Angelegenheit möglichst schnell und einfach zu 
regeln, entschied ich, daß er die Viehboma so- 
gleich wiederherzustellen und das weggetriebene 
Vieh zurückzugeben habe. Damit diese Anord- 
nungen auch befolgt würden, erklärte ich ihm, 
daß er solange in meinem Lager zu bleiben habe. 
Nachdem ich am 7. November noch in 
Jjimbi geblieben war und nochmals versucht 
hatte, mit Mihale Verbindung zu bekommen, 
marschierte ich am 8. nach der Landschaft Muki- 
jange bzw. dem Platz Mugitwa, wo die er- 
wähnte Viehboma Mutagas gestanden hatte. Dort 
angelangt, sah ich, daß man bereits mit dem 
Wiederaufbau begonnen hatte. Aber wie ich auch 
bald erfuhr — und das ist bezeichnend dafür, 
einen wie geringen Einfluß die meisten Watuale 
auf ihre Leute haben — beteiligten sich nur die 
Leute des Dorfes Wasseka's an den Arbeiten. 
Alle übrigen, vor allem sein Onkel Ndagalla, 
waren verschwunden und mit ihnen natürlich auch 
fast alles Vieh. Der Umstand, daß die Freilassung 
ihres Mtuale von der Wiederherstellung der 
Viehboma und der Zurückgabe des geraubten 
Viehes abhängig gemacht war, rührte sie an- 
scheinend wenig oder gar nicht. Die Viehboma 
wurde in den nächsten Tagen fertig, aber das 
Vieh kam nicht oder doch nur zum kleinsten Teil; 
es wurden nur 7 Bullen und 17 Kühe angetrieben. 
Zu diesen kamen allerdings noch 18 Bullen und 
23 Kühe des Mtuale Mihale, die dieser auf 
seiner Flucht mitzunehmen vergessen hatte, und 
dem ich durch einen seiner Leute sagen ließ, er 
  
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bekäme das Vieh wieder, wenn er sich stellte. 
Bis jetzt habe ich nichts von ihm gehört. 
Da nun Wasseka seinen Verpflichtungen betr. 
Rückgabe des Viehes nicht nachgekommen war 
und da ich auch für die Sicherheit der in 
Mugitwa zurückbleibenden Mutagaleute eine Bürg- 
schaft haben wollte, nahm ich ihn weiterhin mit, 
erklärte jedoch, daß er sofort freigelassen würde, 
sobald das Vieh zur Stelle sei. Er ist dann bis 
zu Mutaga mitgegangen, wo er sich zur Zeit 
noch befindet. 
Am 11. November wurde der Weitermarsch 
angetreten, der Lukosirifluß überschritten und die 
Ansiedlung Nkundussi in der Landschaft Kung- 
kiko (Mtuale Kanugwe)h erreicht. 
Sodann führte der Weg durch die Land- 
schaften Iwuniambo und Imuramba in die 
Landschaft Iwuramira. Am 13. wurde zu- 
nächst der Msindosi, dann verschiedene Zuflüsse 
des Mujowose und dann dieser selbst über- 
schritten, in Muniambuye, Landschaft Ubgini- 
gira (Mtuale Lugambagisa) gelagert und am 
14. Ikarama, in der Landschaft Kumuseni 
(Mtuale Segatagara) erreicht, wo wieder ein 
mehrtägiger Aufenthalt nötig wurde, der durch 
die Watuale") Tetruje und Lugambagisa ver- 
anlaßt wurde. , 
Bei den Verhandlungen mit Tetruje handelte 
es sich um die ihm unterstehende Mtualin 
Mutessi, die schon seit dem Jahre 1904 die 
Verwaltungsstellen Usumbura und Adjddji be- 
schäftigt. Damals soll sie den von Udjidji aus 
verfolgten berüchtigten Räuberhauptmann Kaputi 
bei sich aufgenommen und diesem, der kurz vor- 
her einen Askari der Kompagnie Udjidji getötet 
hatte, für diese Tat mit Vieh belohnt haben. Die 
Nachforschungen nach der Mutessi verliefen da- 
mals insofern resultatlos, als von der Militär- 
station Usumbun die Existenz der Mutessi nicht 
festgestellt werden konnte. Ich vermute, daß von 
Tetruje und auch wohl von Kisabo die Existenz 
der Mutessi verheimlicht wurde. Letztere genießt 
nämlich als Geisterbeschwörerin und Zauberin 
ein gewisses Ansehen. Infolgedessen wagte man 
wohl nicht, etwas gegen sie zu unternehmen; 
wenigstens hat Tetruje selbst Andeutungen in 
diesem Sinne gemacht. Seit einiger Zeit machte 
nun die Mutessi wieder von sich reden. 
Einige Leute aus Uschingo (Uha) waren zum 
Einkauf von Ziegen über den Mlagarasi in 
Mutessis Land gekommen und dort bis auf einen, 
dem es gelang zu entkommen, ermordet worden. 
Der Überlebende machte dem gerade auf dem 
Marsche von Ujungu (Kibondo) nach Udjidji be- 
*) Watuale ist die Pluralsorm von Mtuale.
	        
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