seine Krankheit veranlaßt zu haben. Maganga
schickte daher eines schönen Tages seinen Sohn
Wasseka gegen Ndandi. Dieser wurde verjagt,
die Viehboma des Sultaus wurde niedergebrannt
und das Vieh geraubt. Ndandi floh zum Sultan
Kisabo. Darauf sandte letzterer einen Angehörigen
seiner Sippe nach Mukijange. Dieser wurde
aber von Wasseka und Mihale mit einer Anzahl
seiner Leute niedergemacht. Unterdessen starb
Kisabo, etwas später auch Maganga. Der Nach-
solger Kisabos, Mutaga, brachte nun die An-
gelegenheit bei der Residentur an.
Als ich nach Iwuwugallime kam, hatte sich
Mihale schon auf das südliche Mlagarasi-Ufer
in Sicherheit gebracht. Alle Versuche, seiner hab-
haft zu werden, mißglückten. Wasseka von
Isimbi war zwar nicht entflohen, ließ aber durch
seinen Onkel sagen, er sei krank. Erst auf eine
energische Aufforderung hin erschien er, nachdem
er plötzlich wieder gesund geworden war. Über
die früheren Vorgänge befragt, gab er alles un-
umwunden zu, erklärte jedoch ganz harmlos, sie
hätten damals nicht gewußt, daß die Viehboma
Eigentum Kisabos gewesen sei. Um nun die
Angelegenheit möglichst schnell und einfach zu
regeln, entschied ich, daß er die Viehboma so-
gleich wiederherzustellen und das weggetriebene
Vieh zurückzugeben habe. Damit diese Anord-
nungen auch befolgt würden, erklärte ich ihm,
daß er solange in meinem Lager zu bleiben habe.
Nachdem ich am 7. November noch in
Jjimbi geblieben war und nochmals versucht
hatte, mit Mihale Verbindung zu bekommen,
marschierte ich am 8. nach der Landschaft Muki-
jange bzw. dem Platz Mugitwa, wo die er-
wähnte Viehboma Mutagas gestanden hatte. Dort
angelangt, sah ich, daß man bereits mit dem
Wiederaufbau begonnen hatte. Aber wie ich auch
bald erfuhr — und das ist bezeichnend dafür,
einen wie geringen Einfluß die meisten Watuale
auf ihre Leute haben — beteiligten sich nur die
Leute des Dorfes Wasseka's an den Arbeiten.
Alle übrigen, vor allem sein Onkel Ndagalla,
waren verschwunden und mit ihnen natürlich auch
fast alles Vieh. Der Umstand, daß die Freilassung
ihres Mtuale von der Wiederherstellung der
Viehboma und der Zurückgabe des geraubten
Viehes abhängig gemacht war, rührte sie an-
scheinend wenig oder gar nicht. Die Viehboma
wurde in den nächsten Tagen fertig, aber das
Vieh kam nicht oder doch nur zum kleinsten Teil;
es wurden nur 7 Bullen und 17 Kühe angetrieben.
Zu diesen kamen allerdings noch 18 Bullen und
23 Kühe des Mtuale Mihale, die dieser auf
seiner Flucht mitzunehmen vergessen hatte, und
dem ich durch einen seiner Leute sagen ließ, er
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bekäme das Vieh wieder, wenn er sich stellte.
Bis jetzt habe ich nichts von ihm gehört.
Da nun Wasseka seinen Verpflichtungen betr.
Rückgabe des Viehes nicht nachgekommen war
und da ich auch für die Sicherheit der in
Mugitwa zurückbleibenden Mutagaleute eine Bürg-
schaft haben wollte, nahm ich ihn weiterhin mit,
erklärte jedoch, daß er sofort freigelassen würde,
sobald das Vieh zur Stelle sei. Er ist dann bis
zu Mutaga mitgegangen, wo er sich zur Zeit
noch befindet.
Am 11. November wurde der Weitermarsch
angetreten, der Lukosirifluß überschritten und die
Ansiedlung Nkundussi in der Landschaft Kung-
kiko (Mtuale Kanugwe)h erreicht.
Sodann führte der Weg durch die Land-
schaften Iwuniambo und Imuramba in die
Landschaft Iwuramira. Am 13. wurde zu-
nächst der Msindosi, dann verschiedene Zuflüsse
des Mujowose und dann dieser selbst über-
schritten, in Muniambuye, Landschaft Ubgini-
gira (Mtuale Lugambagisa) gelagert und am
14. Ikarama, in der Landschaft Kumuseni
(Mtuale Segatagara) erreicht, wo wieder ein
mehrtägiger Aufenthalt nötig wurde, der durch
die Watuale") Tetruje und Lugambagisa ver-
anlaßt wurde. ,
Bei den Verhandlungen mit Tetruje handelte
es sich um die ihm unterstehende Mtualin
Mutessi, die schon seit dem Jahre 1904 die
Verwaltungsstellen Usumbura und Adjddji be-
schäftigt. Damals soll sie den von Udjidji aus
verfolgten berüchtigten Räuberhauptmann Kaputi
bei sich aufgenommen und diesem, der kurz vor-
her einen Askari der Kompagnie Udjidji getötet
hatte, für diese Tat mit Vieh belohnt haben. Die
Nachforschungen nach der Mutessi verliefen da-
mals insofern resultatlos, als von der Militär-
station Usumbun die Existenz der Mutessi nicht
festgestellt werden konnte. Ich vermute, daß von
Tetruje und auch wohl von Kisabo die Existenz
der Mutessi verheimlicht wurde. Letztere genießt
nämlich als Geisterbeschwörerin und Zauberin
ein gewisses Ansehen. Infolgedessen wagte man
wohl nicht, etwas gegen sie zu unternehmen;
wenigstens hat Tetruje selbst Andeutungen in
diesem Sinne gemacht. Seit einiger Zeit machte
nun die Mutessi wieder von sich reden.
Einige Leute aus Uschingo (Uha) waren zum
Einkauf von Ziegen über den Mlagarasi in
Mutessis Land gekommen und dort bis auf einen,
dem es gelang zu entkommen, ermordet worden.
Der Überlebende machte dem gerade auf dem
Marsche von Ujungu (Kibondo) nach Udjidji be-
*) Watuale ist die Pluralsorm von Mtuale.