Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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2. Juli wurden 55 kriegsgefangene Männer sowie 
die Verwundeten mit 10 Soldaten nach Garua 
gebracht, während ich mit dem Rest der Expedition 
noch das Land der Daba-Heiden bereiste. 
bDie Anlage der landwirtschaftlichen Versuchsstation 
Plttoa bei Garua. 
(Mit einer Skizze.) 
Der landwirtschaftliche Sachverständige Dr. 
Wolff berichtet unter dem 21. August 1912: 
Lage. Das Versuchsgelände liegt an der 
Straße von Garua nach Binder, etwa 17 km 
on#lich Garua, dort, wo der Mao Bali, welcher 
auch das Versuchsgelände durchschneidet, zwischen 
dem Sandstein des Tengelin und dem altkristallinen 
Possere Djäbake durchbricht. Die Ost-Nordost- 
und Nordwestgrenzen sind durch die flachen, aber 
steinigen Ausläufer dieser Gebirgszüge gegeben, 
während im Süden die von den Eingeborenen mit 
„Musguari“, der Trockenzeitsform der Sorghum- 
hirse, bestellten Uberschwemmungsflächen des Benue 
bzw. seiner Nebenarme vorgelagert sind. Nach 
Westen bzw. Südwesten folgen am Juße des 
Tengelin ausgedehnte Farmflächen der Tengelin= 
Heiden, nördlich der Hauptstraße ein etwa 1 km 
breiter, größtenteils kulturfähiger, zur Zeit aber 
von Eingeborenen nicht genutzter Streifen welligen 
Landes, und südlich der Straße die Farmflächen 
der Ortschaften Bungel, Bantai ufw. Diese finden 
weiter entfernt, etwa 5 km von Pittoa, wie die 
Kulturen der zahlreichen kleinen, Garua vorgela- 
gerten Ortschaften an beiden Seiten der Straße 
zwischen Tengelin und Benue ihren Anschluß. 
Boden= und Wasserverhältnisse. Die 
Größe der zur Verfügung stehenden Fläche von 
rund 450 ha erlaubt die Auswahl des geeignet- 
sten Bodens, welcher in der Richtung von Süden 
nach Norden aus einem humosen schweren Lehm- 
boden in sandigen Lehmboden übergeht. Der 
Mao Bali bildet eine ziemlich scharfe Scheide der 
verschiedenen Böden; der auf diesen wachsende 
Busch ist ein deutliches Merkzeichen für die Ver- 
anderung. Zu beiden Seiten des Weges nach 
Diäbake, besonders aber südlich davon ist der 
oden am schwersten. Ein kraftiger Buschwald 
bedeckt ihn. Er ist ganz eben und scheint vor 
nicht allzu langer Zeit noch von den großen Ülber- 
schwemmungen des Benue erreicht worden zu sein. 
Nrrdlich des Weges durchziehen ihn schwach ge- 
wellte, etwas sandigere Rücken, zwischen denen 
die Senkungen noch ziemlich schwer sind, aber 
mit der Annäherung an den Mao Bali leichter 
v den und hier in einen sandigen Lehm- bzw. 
ehmigen Sandboden übergehen. Man kann die 
seits des Flusses liegenden Flächen als reine 
  
Verwitterungsprodukte des Gneises des Hossere 
Djäbake ansehen, nicht wesentlich beeinflußt von 
dem Tengelin-Massiv, während die jenseits des 
Flusses, also nordöstlich liegenden Flächen infolge 
größerer Sandbeimengungen von leichterer Be- 
schaffenheit find. Der diese bedeckende Baum- 
wuchs ist der typische halbhohe Steppenbusch, wie 
er in dem hügeligen Gelände längs des Weges bis 
Mao Lue, Laf, Lam überall beobachtet werden 
kann. 
Geographisch betrachtet bildet das Gelände 
der Versuchsstation einen zwischen Djäbake-Weg 
und Mao Bali kaum merklich, von diesem Flusse 
bis zum Flusse des Tengelin etwas stärker an- 
steigenden Hang, dessen Gefälle aber nirgends 
seiner Bewirtschaftung mit Gespannen Schwierig- 
keiten machen würde, dagegen den Vorteil einer 
guten Wasserabführung bietet. 
Die das Gelände durchziehenden Flüsse bilden 
den größten Teil des Jahres wasserlose, sandige 
Flußbetten, welche nur nach starkem Regen das 
schnell von den baumlosen Bergen abstürzende 
Wasser in Form eines geschlossenen Wasserlaufes 
abführen, meistens aber nach ein paar Stunden 
dem Verkehr keine Schwierigkeiten mehr bieten. 
Anlage der Versuchsfarmen und sonstige 
Tätigkeit. Die Beurteilung des Bodens ist für 
den Nichtkenner der Verhältnisse zur Höhe der 
Trockenzeit, in welcher ich nach Adamaua kam, 
recht schwierig; bei der Ausdörrung des Bodens 
durch das lange Fehlen jeglicher Feuchtigkeit 
unterschätzt man sehr leicht seine Ertragsfähigkeit, 
und zwar besonders auf leichteren Stellen, wo, 
wie überall, außer auf den sehr schweren Über- 
schwemmungsböden, das Gras vollständig durch 
Feuer vernichtet ist. Während ich daher seinerzeit 
der Ansicht war, daß dus Hauptgewicht bei der 
Anlage der Baumwollversuchsfelder südlich des 
Djäbake-Weges liegen würde, halte ich diese 
Flächen jetzt für die Grundlagen des Kornbaues 
und die mehr sandigen, nach dem Mao Bali zu 
gelegenen Schläge besser geeignet für die Baum- 
wollversuchsfarmen, besonders wenn regelmäßige 
Kultur diese Schläge physikalisch und bezüglich 
ihres Nährstoffgehalts beeinflußt hat. In dem 
laufenden, bis jetzt relativ regenarmen Jahre 
liegen die aus der beigefügten Skizze ersichtlichen 
Baumwollfelder günstig, bei einem niederschlag- 
reichen Jahre würden möglicherweise einzelne 
Flächen, besonders für nicht einheimische Saat, 
etwas zu naß sein können. 
Nach wiederholtem Besuch des Versuchs- 
geländes und nach Rücksprache mit dem Residenten 
Anfang Februar, während zweier Wochen, habe 
ich die vorbereitenden Arbeiten eingeleitet mit 
Auswahl und Beginn des Freischlagens der Ver- 
suchsparzellen. Nach Ankunft des Oberleutnants
	        
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