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gers in den Pende mündenden Nebenflusse ent-
nehmen konnten, während als Wasserentnahme-
stelle für die Europäer eine Quelle gewählt wurde,
die mitten aus einer fast senkrecht abfallenden
Uferwand des Pende klar aus dem Tonboden
quillt.
Als Hospital diente ein mit einigen aus Holz
gezimmerten Lagerstätten versehenes Grashaus.
Hier wurden unter Asfistenz eines im Kranken-
dienst ausgebildeten schwarzen Soldaten die täg-
lichen Sprechstunden abgehalten. Die Zahl der
Erkrankungen war dank der günstigen Ernährung
und Trinkwasserverhältnisse sehr gering. Die vor-
her häufigen Krankheiten der Verdauungswege
schwanden vollkommen, die Fieberanfälle ver-
mehrten sich nicht. *
Nicht ein einziger Krankheitsfall machte die
Aufnahme ins Hospital notwendig.
Unter den europäischen Mitgliedern der Expe-
dition herrschte ebenfalls der beste Gesundheits-
zustand, wenn auch wegen kleinerer Unfälle oder
vorübergehenden Unwohlbefindens die ärztliche
Hilfe in Anspruch genommen wurde. Sie wurde
auch auf die Teilnehmer der französischen Grenz-
vermessung ausgedehnt, und die umwohnende
Bevölkerung erschien nach und nach in der Poli-
klinik, wo ihr nach Möglichkeit Verbandstoffe und
Medizin kostenlos überlassen wurden.
Die hygienischen Verhältnisse des neuerwor-
benen Landes sind vorläufig noch mit Vorsicht zu
beurteilen, sie scheinen aber nicht ungünstig zu
sein. Sehr wichtig ist, daß die teilweise im Ab-
stande von 30 km und mehr marschierenden Ab-
teilungen der Expedition auf ihren Routen niemals
die Glossina morsitans oder die Glossina palpalis
zu Gesicht bekamen. Immerhin aber ist die
Möglichkeit vorhanden, daß an manchen Stellen
noch unerforschter Gebietsstrecken doch die eine
oder die andere Art zeitweise lokalisiert ist. Zu
dieser Annahme berechtigt mich die Beobachtung,
daß jeht nach Abbrennung des Grases und dem
plötzlichen Auftreten großer Wildmengen auch die
Tsetse erschienen ist, und zwar in Gegenden, wo
sie vorher nicht nachgewiesen werden konnte. Sehr
häufig ist sie östlich von Gore auf französisch blei-
bendem Gebiet, und zwar fand ich sie hier auch
vor den Grasbränden jedesmal in großer Menge.
Auch das Verbreitungsgebiet der Glossina
palpalis und das der Schlafkrankheit bedarf
noch der genaueren Untersuchungen. Fälle von
Schlafkrankheit begegneten uns auf dem Marsche
nicht, doch muß dabei berücksichtigt werden, daß
wir nur wenige Menschen zu Gesicht bekamen,
während die Hauptmasse sich durch die Flucht
entzog. Die Glossina palpalis selbst scheint tat-
sächlich in dem größten Teile des Landes zu
fehlen. Bei keinem Flußübergange und keiner
mit Galeriewald versehenen Wasserstelle unterließ
ich es, auf die Anwesenheit von Glossinen zu
achten, aber niemals gelang es mir, eine Fliege
zu finden, ebensowenig wie allen anderen Herren
der Expedition. Immerhin aber muß man davor
warnen, an diese günstigen Beobachtungen allzu-
große Hoffnungen zu knüpfen, denn man darf
nicht vergessen, daß die von der Expedition ge-
wählten Routen nur immer schmale Wege be-
deuten, die den größeren Teil des Landes unbe-
rührt ließen, und es doch wohl noch Stellen geben
kann, an denen die Glossina palpalis endemisch
auftritt.
Genauer untersucht werden konnte die Um-
gebung von Gore in einem Umkreise von etwa
30 km. Dabei stellte sich heraus, daß in diesem
doch verhältnismäßig großen Gebiete Glossina
palpalis nur auf einer einzigen Stelle am Pende
vorhanden ist, während sie in allen umliegenden
Nebenfluß-Galeriewäldern nicht ein einziges Mal
gefunden werden konnte. An der in unmittel-
barer Nähe der Station Gore gelegenen Stelle
des Uferwaldes war es mir ein Leichtes, in ganz
kurzer Zeit beliebig viel Fliegen zu fangen, zehn
Minuten weiter aber in irgendeiner beliebigen
. Richtung war es mir nicht möglich, auch nur eine
Fliege zu sehen. Dieses vollkommen lokalisierte
Auftreten der Glossina palpalis gibt natürlich zu
der Vermutung Veranlassung, daß sie in ähnlicher
Weise auch noch an anderen Stellen des neu-
erworbenen Gebietes gefunden werden wird.
Die Schlafkrankheit selbst vermochte ich in
einem Falle — es handelte sich um eine junge,
in Gore ansässige Soldatenfrau — einwandsfrei
festzustellen. Andere Fälle kamen nicht zur Be-
obachtung, auch nicht bei meinen häufigen Be-
suchen in den umliegenden Dörsern. In manchen
Ortschaften des Pende ist die Krankheit nicht ein-
mal dem Namen nach bekannt. Nach diesen
Beobachtungen muß als sicher angenommen wer-
den, daß die Krankheit augenblicklich noch sehr
selten ist und immer nur auf ganz vereinzelte
Fälle beschränkt bleibt. Die Bedingungen zu
ihrer weiteren Ausbreitung find aber gegeben,
einmal durch den Verkehr der Haussahändler, die
immer wieder frische Infektionsquellen aus dem
Süden einschleppen können, dann aber durch
schlafkranke Kautschuksammler, die in den von
Glossinen bewohnten Galeriewäldern stundenlang
ihrer Tätigkeit nachgehen. Hier liegt auch der
Weg zur Bekämpfung der Schlafkrankheit: Baldige
Errichtung eines Schlaskrankenlagers, die Auf-
sammlung der bis jetzt noch vereinzelten Fälle
und ihre Behandlung, dann aber eine gemeinsom
mit Frankreich geübte strenge Kontrolle der aus
dem Süden zuführenden Handelsstraßen. Diese