Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Werte entsprechend, oder, wenn das nicht möglich ist, 
trete er von dem Kaufe zurück. Der Farmer soll vor- 
sichtig sein bei der Aufnahme von Darlehen für Melio- 
rationen und nur dann Geld borgen, wenn er mit 
Sicherheit erwarten kann, es wieder zurückzahlen zu 
können. Schließlich soll man nicht allzusehr den Farm- 
betrieb spezialisieren und nicht die Herstellung von 
Stapelprodukten ganz aufgeben, welche in kritischen 
Zeiten ihren Preis Hepalin und dafür sorgen, daß 
der Former existenzfähig bleibt. Man vergesse nicht, 
daß Fleisch, Wolle, Faserpflanzen und Getreide auch 
eld bringen und nicht nur Straußenfedern. Es ist 
durchaus richtig, die hohen Erträgnisse der Strautzen- 
zucht sich nicht- bhecbeh. zu lassen, besonders zum 
Zwecke der Hypothelemälgung und der Schaffung von 
Reservefonds. Aber man soll es nicht aufgeben, andere 
Waren zu produzieren, welche einen dauernden Welt- 
markt besitzen und zwar einen geringen, aber auch einen 
zuverlässigen Reinertrag bringen. Wenn man Land 
kauft oder Kapital für kostspielige Meliorationsprojekte 
anlegt, sollte man in allen Fällen in Vorausberech- 
nung auf die Produktion von Wolle oder Fleisch und 
nicht auf die von Straußenfedern basieren. 
  
Deutsche Rfrihd-Bonh A. G.*) 
ne Reihe von widrigen Umständen — wenn auch 
zum Suss vorausgesehen — ließ während des Berichts- 
jahres 1912 in den hauptsächlichen Betätigungszweigen 
des südwestafrikanischen Schutzgebiets keine rechte Ar- 
beitsfreudigkeit aufkommen. 
Daß auf den Handel die Beendigung der Bahn- 
bauten merklich eindämmend zurückwirken mußte, war 
unvermeidlich. Eine Anzahl lleinerer kaufmännischer 
Existenzen erlag den Verhältnissen, womit mehr oder 
weniger emn enpindliche Verluste für die Importeure ver- 
up 
Anhalende. Geldknappheit verschärfte die Schwie- 
rigkeiten. Die Farm wirtschaft war betroffen von dem 
Rückgang der Preise des Schlachtviehs. Gleichzeitig 
sind nach unsern Beobachtungen die Kapitalien, welche 
den Farmern aus Deutschland überwiesen wurden, 
gegen 1911 zurückgeblieben, was seinen Grund auch 
darin hat, daß die Besiedlung keine wesentlichen Fort- 
schritte gemacht hat. 
ie Diamanten-Industrie wurde erst am 31. De- 
inführung der neuen Verord- 
nung über di si i 
bekeit. zunter der sie seit längerer Zeit zu leiden ge- 
habt 
a der vorstehend geschilderten Umstände ist ein 
gelegentlich in die Erscheinung getretener Pessimismus 
nicht gerechtfertigt, denn alles in allem genommen hat 
die Farmwirtschaft, der Grundpfeiler der Kolonie, 
sich auch im Jahre 1912 regulär weiterentwickelt. 
Die Bestockung der Rinder= und Wollschafzucht- 
Farmen machte weitere Fortschritte 
Einen erfreulichen esschtumg- hat dem Ackerbau 
das Trockenfarm-System gebracht. 
Eine Ermäßigung der Bahntarife für einzelne 
Produkte sowie für wichtige Bedarfsartikel kommt der 
Farmwirtichat zZugute. 
Während ein besonders zu dem Zwecke gegründetes 
Institut die Pflege des städtischen Bodenkredits über- 
nommen hat, ist die viel ventilierte, wichtigere, aber 
sehr viel schwierigere Frage des ländlichen Boden- 
kredits inzwischen soweit gediehen, daß dem Reichs- 
tage eine Vorlage zugegangen ist, nach welcher eine 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1912. 
  
Landwirtschaftsbank gegründet werden soll, deren 
Kapital aus Reichsmitteln hergegeben wird. Auch nach 
unserer Ansicht ist das Problem, ohne den Staat in 
dewissem Umfange heranzuziehen, nicht 16 
dem Gebiete der Diamanten- Puee⅜ ist die 
gufnahme des Abbaus auf den bedeutenden Pomona-= 
Feldern zu verzeichnen 
Die Prospektiertätigkeit — wenngleich in ziemlich 
reger Weise fortgesetzt — m*“n“mk im Jahre 1912 keine 
besonders versprechenden E 
Die Diamantenausfuhr lt sich auf 200 579,372 gr. 
gegen 160 995,076 gr im Vorja 
r Export von Erzen — in der Hauptsache 
lrehe — betrug rund 47 000 Tonnen gegen 
0 000 Tonnen im Vorjahr. 
m Sommer 1912 fand der mit Spannung er- 
wartete Besuch des Staatssekretärs Dr. Solf in der 
Kolonie statt. Es knüpft sich daran die begründete 
Hoffnung, daß die gepflogene Aussprache nach mehr 
als einer Richtung klärend gewirkt hat. 
Entsprechend den in verstärktem Maße an uns 
#e##rtende aaoerun schlagen wir vor, das 
Kapital um AM 00 AM zue nrhöhen. 
Auf unsere Sn.loste lev wir diesmal 22 
r—m sie stehen demnach mit 15 l * 
Bu 2 Reingewinn beläuft sich auf 145 273,27.4. 
Wir — vor, ihn wie folgt zu verwenden: 
20 000 4 als Rücklage in den gesetzlichen Reservefonds, 
20 000 /KF als Rücklage in die Spezialreserve, 80 000./4 
als Dividende von 8 v. H. auf das eingezahlte Kapital 
von 1.000 000 #&¾. 3478 /4 als Tantieme des Aufsichts- 
rats gemäß § 31, 4 der Statuten, 21 795 M als 
Vortrag. 
r * 
Nach der Bilanz per 41. Dezember 1912 verfügte 
die Baut über Kasse und Bankguthaben in Höhe von 
47 “2. Ferner waren 752 997 A BWechsel, 
51 "ö55 * Wertpapiere und 1 559 474 .4 Debitoren 
vorhanden. Dagegen hatten diverse Kreditoren 
4 095 082 /¾ und Depositäre, deren Einlagen auf Ter- 
mine gegeben sind, 1 940 234 & zu fordern. 
Westdeutsche Handels- und Dlantagen-Gesellschaft.“) 
Unsere Hauptbetriebe haben sich gut weiterentwickelt. 
Dem Ergebnis der Sisalhanf-Anlagen kam die in 
der zweiten Hälfte des Jahres einsetzende Preisbesse- 
rung zustatten, während die Faktoreibetriebe von der 
fortschreitenden Entwicklung der ostafrikanischen Kolonien 
profitierten. Die Witterungsverhältnisse ließen insofern 
zu wünschen übrig, als das Jahr 1912 außergewöhnlich 
trocken war, worunter auch unsere Kulturen teilweise 
gelitten haben. Die schwierigen Arbeiterverhältnisse 
nahmen nach wie vor die allgemeine Aufmerksamkeit in 
Anspruch. An einer sowohl für die Arbeiter als auch 
für die Arbeitgeber befriedigenden Lösung dieser für 
die Kolonie wichtigsten Frage wirkt Hand in Hand mit 
allen interessierten Kreisen das Gouvernement in an- 
erkennenswerter Weise. Auf unseren Pflanzungs- 
betrieben waren durchschnittlich täglich 1108 Arbeiter 
beschäftigt. 
Plantage Schoeller. Der Ertrag an Kant- 
schuk ist von 26¼ Zentner im Vorjahr auf 35 Zentner 
gestiegen; der dafür erzielte Durchschnittserlös dagegen 
von 3.86 . auf 8.,65 .k für ½ kg zurückgegangen. Die 
Preise für Hausschur waren einer anhaltenden rück- 
gängigen Konjunktur unterworfen, sie bewegten sich für 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1912. 
  
  
 
	        
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