Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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kamerun. 
Die Rameruner Schiffahrts · Expeditlon. 
(Mit vier Abbildungen.) 
Die von Duala, dem Haupt-Handels= und 
Hafenplatz des Schutzgebiets Kamerun, ausgehende 
Mittellandbahn soll bei Balmajo den Ober- 
lauf des Njong erreichen, der schon jetzt mit 
Booten befahren wird, voraussichtlich aber, wie 
frühere Ermittelungen vermuten lassen, auch für 
eine leistungsfähige Schiffahrt ausgenutzt werden 
kann. Zur Untersuchung dieser Frage hat das 
Kolonial-Wirtschaftliche Komitee eine Expedition 
entsandt, die, von einem Beamten des Gouverne- 
ments begleitet, den Njong mit Booten befährt. 
Aus dem Bericht des Expeditionsleiters (bis 
zum 6. April) entnehmen wir folgende Einzel- 
heiten: 
Nach Erledigung der letzten vorbereitenden 
Arbeiten trat die Expedition am 18. Februar mit 
dem englischen Dampfer „Bakana“ die Reise von 
Duala nach Kribi an und traf dort am 19. 
ein. Die vom Bezirksamt Kribi erbetenen und 
gestellten Träger waren alle zur Stelle, so daß 
bereits am 20. eine erste Abteilung von 150 
Trägern nach Olama abgehen konnte. Tags 
darauf wurde mit den übrigen 139 Trägern, 
2 Wagen, auf denen ein 8 P. S. Cudellmotor 
nebst einigen anderen schweren Kisten verladen 
war, und den nötigen Boys der Marsch an- 
getreten und Olama am 3. März erreicht. 
Da die von Akonolinga und Abongmbang 
für die Reise auf dem Njong heruntergesandten 
sechs Kanus des niedrigen Wasserstandes halber 
bis Olama nicht gelangen konnten, sondern in 
Onanabesse warteten, wurde der Weitermarsch 
dahin sofort angetreten. Die Entfernung Onana-= 
besse—Olama beträgt auf dem Landwege un- 
gefähr 6 km. Nach Einsetzen des Motors wurde 
am 4. März nachmittags die Probefahrt gemacht, 
wobei eine stündliche Leistung von 12 km mit 
leerem Kanu erzielt wurde. 
Am 5. März begannen die eigentlichen Ar- 
beiten der Expedition. Berichte über den Niong 
und seine Verwendbarkeit als Schiffahrtsstraße 
sind mir im ganzen vier bekannt geworden, und 
5war diejenigen von Freiherrn v. Stein, Major 
Engelhardt, Regierungsbaumeister Reichow 
und Regierungsbaumeister Fahrner. Diese Herren 
schildern den Fluß in mehr oder minder günstigem 
  
Lichte, kamen aber alle zu dem Endresultate, daß 
der Niong mit verhältnismäßig wenig Kosten zu 
einem bedeutenden Wasserwege ausgebaut werden 
könne. Bei der Nachprüfung dieses Resultats 
kam der seit dem Jahre 1905 noch nicht wieder 
beobachtete niedrige Wasserstand dieses Jahres 
der Expedition sehr zustatten. Es konnten Hinder- 
nisse wie Barren, Schnellen usw. beobachtet 
werden, die bis jetzt noch nicht bekannt waren. 
Das Vorhandensein so wenig Wassers ist haupt- 
sächlich auf das fast gänzliche Ausbleiben jedes 
Regens seit November vorigen Jahres zurückzu- 
führen; der Fluß ist infolgedessen noch auf seinem 
niedrigsten Stande. 
Der Pegel in Akonolinga zeigte am 1. April 
+ 0,18 m, während zur selben Zeit im Jahre 
1911, zur Reise Fahrners, der niedrigste Wasser- 
stand — 0,65 m war. Die Expedition traf also 
überall mindestens 47 em weniger Wassertiefe an. 
Die in Fahrners Karte eingetragenen Peilungen 
stimmen mit dieser Tatsache überein; überall 
wurde 0,5 m weniger Wasser gefunden. 
Das erste Hindernis, das sich einer Schiffahrt 
gleich oberhalb Olamas entgegenstellt, sind die 
Tappenbeckschnellen. Sie beginnen 1 km unter- 
halb Onanabesse und haben eine Länge von fast 
1 km. Das Passieren dieser Strecke im ganz 
leeren Motorkanu war sehr mühsam, es mußte 
an vielen Stellen über die Felsen gezogen werden. 
Unterhalb dieser Schnellen liegen noch in Ab- 
ständen von mehreren 100 m verschiedene Fels- 
barren durch den Fluß, die aber ein Passieren 
am rechten oder linken Ufer in engen Fahrrinnen 
von 6 bis zu 20 m Breite und 1 bis 2 m Tiefe 
gestatteten. Auf den eigentlichen Tappenbeck- 
schnellen wurden nur Tiefen von 5 bis 15 cm 
angetroffen. 
Kurz vor Olama bis 10 km unterhalb, wo- 
selbst abermals ein längeres Schnellengebiet be- 
ginnt, ist der Njong auch zur Zeit des jetzigen 
niedrigen Wasserstandes für Fahrzeuge, die nicht 
über 1 m tief liegen, befahrbar. Er war bei 
Olama an diesem Tage 166,3 m breit und wies 
Tiefen bis zu 2,9 m auf. Zur Hochwasserzeit 
steigt er bis 3,5 m an und erreicht dann eine 
Breite von 279,7 m. Die Sohle ist mit Kies 
bedeckt, die Ufer bestehen aus Laterit.
	        
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