Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Bei dem am linken Ufer auf einer allmählich 
ansteigenden Anhöhe liegenden Onanabesse, wo 
die Gesellschaft Südkamerun ein Depot hat, war 
der Njong am 6. März nur 80 m breit, hatte 
aber Tiefen bis zu 8,5 m — die größten, die 
beobachtet wurden — mit felsigem Boden. Der 
Wasserspiegel steigt hier zur Hochwasserzeit um 
Zm, das ganze rechte Ufer wird auf einen breiten 
Gürtel bis zu 1 m hoch überschwemmt. Die 
Hochwasserbreite konnte nicht festgestellt werden. 
Am 7. März wurde Onanabesse mit der 
ganzen Expedition verlassen. Die ersten 8 km 
konnten anstandslos mit genügenden Tiefen von 
1 bis 2 m zurückgelegt werden, bis bei km 14 
der Fahrnerschen Karte die ersten Felsenbarren 
wieder begannen. Wenn diese auch anfangs, sei 
es in der Mitte, sei es an den Seiten, Fahr- 
rinnen aufweisen, so bedürfen sie bei einer even- 
rur#len Korrektion für eine spätere Schiffahrt doch 
einer Erweiterung. Später allerdings kommt 
eine große Anzahl Stellen mit felsigem Boden 
und wenig Wassertiefe — manchmal kaum 0,30 m 
— die einer Vertiefung um annähernd 1 m be- 
dürften. Zum großen Teile ragen bei diesen 
Barren die Felsen 1 bis 1,5 m aus dem Wasser 
heraus. Bei km 15, 5 reicht abermals eine Fels- 
barre, 300 m lang, quer durch den Fluß. Die 
Kanus mußten hier einzeln durch die oft kaum 
Lm breite und teilweise nur 0,25 m tiefe Fahrrinne 
zwischen den Felsen hindurchgezogen werden. Bei 
km 16,5 beginnt eine 700 m lange Stelle mit 
felsigem Boden und kaum 0,40 m Tiefe. 
Die Arbeiten der Expedition bestanden darin 
daß ununterbrochen gepeilt wurde; an geeigneten 
Stellen wurden Aufnahmen von Querprofilen 
nebst Stromgeschwindigkeit 9 gemacht, 
ebenso wurde zu bestimmten zeiten das Wasser- 
spiegelgefälle gemessen und ferner auch fast bei 
jedem Lager die Höhe durch Siedethermometer 
festgestellt. Auf diese Weise war es möglich, ein 
den Verhältnissen und der kurzen Zeit angemessenes 
genaues Bild des Niong zu bekommen. Aus den 
Ergebnissen der anhaltenden Peilungen ergibt sich 
in erster Linie, daß von einem mittleren Wasser- 
stande des Niong, besonders zur Trockenzeit, nicht 
gesprochen werden konn. Mittlere Tiesen von 
1 bis 2 m, wie sie ja sehr erwünscht wären, 
wurden nirgends auf längere Strecken unterhalb 
  
Akonolinga angetroffen. Allerdings wurden 
einige durchfahren, die auch zwei und mehr Meter 
Tiefe hatten, aber leider bilden diese Stellen nie 
die Regel; von Olama bis N'telle (km 180) 
kann behauptet werden, daß etwa 7/10 der ge- 
samten Strecke kaum 0,50, zum Teil sogar kaum 
0,30 m Wassertiefe aufwiesen. Oberhalb Akono- 
linga kann eher von gleichmäßigen größeren 
Tiefenreihen gesprochen werden; sie sind manchmal 
ohne Unterbrechung bis zu 5 km lang. Aller- 
dings finden sich dazwischen ganz seichte Stellen; 
Sandinseln, mit Gras bewachsen, nehmen die ge- 
samte Flußbreite ein. Besonders etwas unterhalb 
Ajoshöhe ist der Njong auf ungefähr 4 km 
äußerst seicht; 0,30 bis 0,40 m Tiefen sind hier 
die Regel, die Kanus mußten andauernd gezogen 
werden. Diese lange Untiefe ist einesteils ver- 
ursacht durch die hier vorhandene größere Ver- 
breiterung des Flusses, andernteils aber haupt- 
sächlich durch die großen Sandmassen, die der 
Ajoshöhe gegenüber einmündende Longmapfong 
herunterbringt und die gleich im Njong zur Ab- 
lagerung gelangen. 
Das Gefälle wurde auf fast der ganzen Strecke 
auf rund 1:40 000 festgestellt. Vereinzelte Aus- 
nahmen machen die Schnellen mit 1: 100000 bis 
1:15000, aber nur jedesmal auf einige hundert 
Meter Länge. Die sekundliche Wassermenge wurde 
zu 3,8 chm ermittelt bei einer Wassergeschwindig- 
keit von 0,135 Sekundenmetern. (Die Errechnung 
nach Ganguillet und Kutter ergab das s Resultat 
von 0,126 Sekundenmetern.) — 
Der Cudellmotor konnte nur zeitweise in Be- 
trieb gehalten werden; er schleppte anfangs alle 
sechs Kanus, wobei die Leute zu seiner Erleichte- 
rung mitruderten. Später schleppte er nur drei 
und erreichte mit 180 Lasten beladen sowie 25 
Leuten eine Geschwindigkeit von 6 km in der 
Stunde. 
Der Motor war benutzbar bis zu Tiefen von 
0,50 m, alsdann mußte er gestoppt werden, da 
dann die Wasserzufuhr zur Pumpe ausblieb. Bei 
täglich ungefähr 8= bis 10 stündiger Fahrzeit 
wurden z. B. am 13. März 23 Felsbarren von 
100 bis, 300 m Länge passiert und nur 16,5 km 
zurückgelegt. Der Motor war an diesem Tage 
2 Stunden 34 Minuten, tags darauf bei 10 km 
Fahrtleistung 1 Std. 23 Min., am folgenden Tage
	        
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