Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Mbaiki, den 10. März 1913. 
Die Station Mbaiki bietet nicht die geringste 
Aussicht einer Verteidigung; sie ist umgeben von 
Eingeborenendörfern und von diesen in jeder Be- 
ziehung abhängig gewesen. Sämtliche Gebäude 
sind alt und baufällig. Hospital, Klosetts und 
Müllgruben waren nicht vorhanden. Auch irgend- 
welche Farmen hat die Station nicht. 
Die Eingeborenen lieferten die Verpflegung 
an die französische Besatzung unentgeltlich. 
Die Einwohnerzahl der sämtlichen Mbaiki- 
Dörfer ist auf annähernd 4000 Köpfe zu schätzen, 
davon etwa 1500 Männer. Auffallend ist die 
große Zahl der Weiber. Dies erklärt sich dadurch, 
daß die Mbaikis bei den großen und kleinen Ge- 
fechten der französischen Truppe stets als Hilfs- 
krieger mitgingen. 
Die Mbaikis gehören dem Stamm der Lis- 
songo an. Die Sprache ist von der Baja= und 
Kaka-Sprache so grundverschieden, daß eine Ver- 
ständigung außerordentlich erschwert ist, besonders 
da bisher noch geeignete Dolmetscher fehlen. 
Einige Häuptlinge sprechen Französisch. 
Der Oberhäuptling Jamo, ein intelligenter 
Neger, stellte sich gleich von Anfang sehr gut mit 
dem Posten. 
Ein großer Teil der Dörfer diesseits des Lo- 
baye ist jetzt deutschfreundlich gesinnt, während 
allerdings einige sehr große Dörfer, wie Bolemba 
mit 3000 Köpfen und Boaka mit 2000 Köpfen, 
sich zunächst noch ablehnend verhalten. Unange- 
nehm ist der Umstand, daß sie an der rückwärtigen 
Verbindungslinie liegen. 
Auch in Mbaiki ist die Gefinnung unter den 
Eingeborenen geteilt. Es besteht eine starke 
Kriegspartei, doch ist sie nicht stark genug, um 
die Mbaikis zum gemeinsamen offenen Kampf zu 
bestimmen. Kürzlich ist es ihr allerdings gelungen, 
Erregung hervorzurufen und großen Schaden zu 
verursachen. Am Sonntag, den 9. März, vor- 
mittags, ging, während die Kompagnie zum Appell 
auf dem Exerzierplatz neben dem Chefhause an- 
getreten war, plötzlich ein nahe der Station ge- 
legenes Dorf an allen Ecken in Flammen auf. 
Es wehte, wie gerade in letzter Zeit regel- 
mäßig, ein sehr starker Wind auf die Station zu. 
Wenn auch die Entfernung des brennenden Dorfes 
bis zum Soldatenlager gut 600 m betragen mochte, 
so wurden doch durch den starken Wind, wie auch 
die Eingeborenen berechnet hatten, die Funken 
bis zu den Grasdächern des Lagers getrieben. 
Diese fingen sofort Feuer. Kurz nach 11 Uhr 
kam das Feuer im Dorfe aus, eine Viertelstunde 
später fing die Station Feuer und war schon nach 
einer weiteren Biertelstunde bis auf den Grund 
niedergebrannt. 
  
Bei der rasenden Geschwindigkeit des Feuers 
und der kurzen Zeit konnte so gut wie nichts ge- 
rettet werden. Die erste Sorge galt der Munition, 
der Kasse und den Pferden. Die Europäer und 
Soldaten konnten nur wenige Sachen für sich 
retten. Zelte, Betten, ein Teil der Ausrüstung 
und aller Proviant der Europäer sind verbrannt. 
Gleich darauf erhielt ich die Meldung, daß 
Eingeborene gesehen worden seien, die eigenhändig 
ihre Häuser anzündeten. Da dadurch das allein 
stehen gebliebene Chefhaus auch noch gefährdet 
wurde, ließ ich die Höhe ringsherum besetzen und 
absperren. Die Weiber und Kinder waren gleich 
bei Ausbruch des Feuers flüchtig geworden. Einige 
Männer, die bei der Tat gesehen worden waren, 
wurden verhaftet, darunter einer der Häuptlinge. 
Dieser Häuptling wurde am andern Tage bei 
einem Fluchtversuch vom Posten erschossen. 
Als die Feuergefahr vorüber war, ließ ich 
sammeln; hierbei stellte es sich heraus, daß der 
Soldat Owono fehlte. Die Nachforschung ergab, 
daß Owono von Eingeborenen, anscheinend beim 
Zurückgehen auf das Signal „Sammeln“, von 
rückwärts gespeert worden war. Er muß sofort 
tot gewesen sein. Der Oberhäuptling, der bei 
mir war und dessen Dorf auch das einzige blieb, 
in dem die Einwohner nicht ausrissen, gab mir 
ohne weiteres zu, daß das Auskommen des 
Feuers auf Brandstiftung der Kriegspartei zurück- 
zuführen sei. 
Ich nahm nun von der Höhe und den darauf 
befindlichen Häusern Besitz. 
Am andern Tage (10. März) wurden einige 
Soldaten von Eingeborenen mit Streitaxt und 
Speeren angefallen. Zu ernsteren Kämpfen ließ 
ich es aber nicht kommen. 
Am 11. März war es mir durch den Ober- 
häuptling gelungen, alle Häuptlinge Mbaikis zur 
Gestellung zu bewegen. Sie baten um Frieden; 
das ruhige und sichere Verhalten der Kompagnie 
hatte sie doch erheblich eingeschüchtert und vor 
allem auch die Tatsache, daß die Munition nicht, 
wie sie gehofft hatten, mitverbrannt war. Außer- 
dem haben sie jede Genugtuung und vor allem 
die Auslieferung der beiden Mörder des Soldaten 
versprochen. 
Ein Jusammenstoß mit Eingeborenen 
im Muni-Bezirk. 
Das deutsche Muni-Gebiet, der im Süden 
von Spanisch-Guinea gelegene Teil Neu-Kameruns, 
ist im April, wie bereits telegraphisch gemeldet, 
der Schauplatz eines ernsteren Zusammen- 
stoßes mit den dem Stamm der Pangwes an- 
gehörenden Efak-Eingeborenen gewesen, dem
	        
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