Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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der Feldwebel Siewertsen, durch einen Schuß 
schwer verwundet, zum Opfer fiel. 
Schon im Herbst 1912 kam es zu schweren 
Ausschreitungen der Pangwes gegenüber den 
Franzosen. In Ekododo wurde auf den Ad- 
ministrator geschossen; am unteren Enduja wurde 
ein Kaufmann ausgeraubt und an einen Baum 
gebunden. An demselben Fluß gegenüber Ngum- 
angum fand ein Gefecht statt, bei dem zwei Fran- 
zosen verwundet wurden. 
Das gleiche feindselige Verhalten zeigten die 
Eingeborenen von Anfang an auch der dort tätigen 
deutschen Grenzerpedition gegenüber. Insbeson- 
dere belästigten sie und überfielen mehrfach Kara- 
wanen, die auf der von Ekododo in das Innere 
führenden Straße den Grenzexpeditionen die Post- 
und Verpflegungsnachschübe zuführten. Schließlich 
raubten sie eine Post, wobei ihnen neben der 
Brief= und Paketpost eine Geldkiste mit eiwa 
400 M Nickelgeld in die Hände fiel. 
Zur Wiederherstellung der Ordnung begab 
sich Major Zimmermann, der Oberleiter der 
Grenzexpeditionen im Süden, am 14. April in 
das Unruhengebiet. Über die Ursachen der Unruhen 
und die zu ihrer Beseitigung getroffenen Maß- 
nahmen liegt von ihm ein Bericht vom 2. Mai 
vor, dem folgendes zu entnehmen ist: 
Meinen anfänglichen Verdacht, daß übergriffe 
der auf der langen Etappe verstreuten farbigen 
Soldaten schuld an dem feindseligen Verhalten 
der Eingeborenen seien, mußte ich auf Grund der 
Meldung des Hauptmanns Abel, der u. a. die 
Etappe von Abenelang bis Atogndama un- 
vermutet durch den Feldwebel Seifert hatte 
kontrollieren lassen, auf Grund der von mir selbst 
angestellten Nachfragen und angesichts der Tat- 
sache aufgeben, daß die Feindseligkeiten fast aus- 
schließlich von den seitlich der Etappenstraße 
sitzenden Eingeborenen begangen wurden. Der 
tiefere Grund der feindlichen Haltung wird viel- 
mehr in der ausgesprochenen Abneigung dieser 
Pangwe-Stämme gegen den Weißen überhaupt 
gefunden werden müssen. Auch die Franzosen 
hatten bis in die jüngste Zeit fortwährend zu 
kämpfen. Ihr rücksichtsloses Durchgreisen stand 
im schroffen Gegensatz zu der von uns geübten 
Nachsicht und Geduld. Es kam hinzu, daß unsere 
Grenzarbeiten nicht nur in bisher von Europäern 
nie betretene Gegenden führten, sondern daß das 
französische Begleitkommando — durch den Rück- 
halt der in unmittelbarer Nähe der Grenzarbeiten 
stehenden Postierungen von Medegue (80 Sene- 
galesen), Omvan, Esson und Mitzig (je 30 
bis 50 Senegalesen) — in den Augen der Ein- 
geborenen eine ganz andere Bedeutung gewann, 
als unsere den einzelnen Arbeitsgruppen zuge- 
  
teilten und auf der langen Etappe verzettelten 
60 farbigen Soldaten. Die nach Feststellung der 
Expedition und des Verwaltungsleiters von Muni 
allerorts erfolgte Verhetzung der Eingeborenen 
gegen uns im Verein mit unserer Geduld und 
ihrer zunehmenden Begehrlichkeit nach dem Inhalt 
unserer zahlreichen Lasten tat das ÜUbrige, um 
von den bisherigen Drohungen, zunächst gegen 
die farbigen Soldaten und Träger, zu Tätlich- 
keiten überzugehen. Als letztere auch vor dem 
Weißen nicht mehr Halt machten und den Nach- 
schub der Expedition sowie den Fortschritt der 
Arbeiten überhaupt in Frage stellten, mußte ein- 
geschritten werden. 
Den Antrag des Expeditionsführers Süd I, 
Hauptmanns Abel, zum Einschreiten gegen die 
Schuldigen erhielt ich auf dem Marsch zu einer 
verabredeten Besprechung in Ebibilen mit der 
französischen Parallelexpedition am 14. April in 
Djuetibi (Sojatibi). Eine Stunde später brach 
ich nach Afarensok auf, von wo ich den Vize- 
feldwebel Siewertsen mit 29 farbigen Soldaten 
in das Unruhengebiet entsandte. Ich selbst ging 
mit 10 farbigen Soldaten nach Anguma, um 
am folgenden Tag zu der erwähnten Besprechung 
in Ebibilen zu sein. Die hier zur Sprache 
gekommenen Fragen ließen mir einen mündlichen 
Vortrag in Buea so erwünscht erscheinen, daß ich 
am 18. April nach Ekododo aufbrach, um den 
von dort am 6. Mai abgehenden Regierungs- 
dampfer zu benutzen. 
ch hatte am 18. April mittags Ndong er- 
reicht und eben Lager bezogen, als ich Meldung 
von einem Gefecht und von der schweren Ver- 
wundung des Vizefeldwebels Siewertsen bei 
den von Efaks bewohnten Ortschaften Djebe und 
Mfu erhielt. 
Die rasche Aufeinanderfolge der letzten Feind- 
seligkeiten ließen bei den dürftigen Nachrichten 
über den Umfang des Unruhengebiets und die 
Stärke des Feindes die Lage so ernst erscheinen, 
daß ich Hauptmann Abel Befehl sandte, mir alle 
verfügbaren Mannschaften, unter eigener oder 
unter Führung des Feldwebels Seifert, nach 
Etän zu senden, sowie den Leiter der französischen 
Grenzexpedition zu veranlassen, die wiederholt ge- 
meldete Nährung der Unruhen durch die Leute 
aus den französischen Binguilngue zu ver- 
hindern. Um nach solcher Schwächung unserer 
Begleitkommandos in dem bislang ruhigen Abanga- 
Ostgebiet Truppen zu zeigen und um — im 
Hinblick auf ein früheres Zusammengehen der 
Ojeks in ansehnlicher Stärke (400 Gewehre) — 
für alle Fälle gerüstet zu sein, schickte ich an die 
Ojem-Kompagnie die Aufforderung, mit Maschinen- 
gewehr in Eilmärschen über Afarensok nach 
Etän-Etom zu rücken.
	        
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