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Kolabaum findet sich in Süd-Bamenda in den
Gebieten von Bagam, Balüng und ihrer Um-
gebung in großen Mengen. In Fumban kommen
wohl auch vereinzelte Kolabäume vor, doch haben
diese Bestände wirtschaftlich nur sehr wenig Be-
deutung. Dagegen ist das Banssohochland wie-
derum ein ausgezeichnetes und sehr bekanntes
Kolagebiet. Da die Kola außerordentlich langsam
wächst und erst nach langen Jahren Früchte trägt,
so ist die Anlage von Kolakulturen kaum zu er-
warten; auch sind die Bedingungen, unter denen
die Kola anscheinend fortkommt, derartig kompli-
ziert. daß ihre forstmäßige Kultur ausgeschlossen
erscheint. Es könnte hier nur durch Überwachung
der Märkte dafür gesorgt werden, daß die kola-
besitzenden Eingeborenen vor der Übervorteilung
durch die Haussahändler geschützt werden, denn
vorläufig ist der Unterschied im Preise, den der
Haussahändler zahlt und den er dann in Nord-
Adaman wieder einnimmt, ganz enorm.
Die Olpalmen kommen, wie schon erwähnt,
nur in einzelnen Gebieten in größeren geschlossenen
Beständen vor. Sie dürften z. B. überall in der
Nun-Ebene gut fortkommen, denn vereinzelt
trifft man sie dort überall. Im Bamumgebiet
finden sie sich recht häufig und vielfach in dichten
Beständen. Ebenso sind die Abhänge des Bruch-
gebirges bei Bali und Bamendjinda dicht mit
ihnen bestanden. Ihre Früchte sind ebenfalls ein
ziemlich begehrter Handelsartikel, doch dürften sie
infolge der zentralen Lage des Bamendabezirkes
nur für den lokalen Verkehr in Betracht kommen.
An einen Export von Ol oder Kernen kann bei
der großen Entfernung von der Külste nicht ge-
dacht werden.
Baumwolle wird überall in kleinen Mengen
im östlichen Bamenda angebaut. Versuche, die
im Westen bei Bali und Bamenda mit Baum-
wolle gemacht wurden, dürfen als fehlgeschlagen
angesehen werden. Ob sich in Ost-Bamenda der
Anbau von Baumwolle in größeren Mengen
lohnen wird, dürfte besonders von den klimatischen
Verhältnissen abhängen, über die wir zur Zeit
noch zu wenig unterrichtet find. Auch für Baum-
wolle ist die große Entfernung von der Küste
nicht günstig.
Tabak wird von den Eingeborenen fast überall
für den Hausbedarf angebaut. Ob es sich lohnen
würde, größere Versuche mit Tabakkulturen zu
machen, ist mir sehr zweifelhaft, da im allgemeinen
der Boden des Bamendabezirkes an einer Armut
von Nährsalzen krankt, die für Tabak vielleicht
nicht besonders günstig ist.
Eine ganze Reihe verschiedener Faserpflanzen
werden von den Eingevorenen noch für ihren
Hausbedarf angebaut, doch glaube ich nicht, daß
sich unter diesen Pflanzen irgendeine finden wird,
die sich in Europa handeln ließe.
Von europäischen Ackerbauerzeugnissen kommt
für den Bamendabezirk einzig und allein die
Kartoffel in Frage, die sich überall gut ein-
geführt hat. Sie entartet freilich ziemlich leicht.
Es muß daher immer wieder für eine neue Saat-
kartoffel gesorgt werden. Sie ist auch bei den
Eingeborenen schon jetzt in vielen Gegenden ein
ziemlich beliebtes Nahrungsmittel geworden. Ver-
suche mit europäischen Getreiden haben im
allgemeinen recht wenig günstige Resultate ergeben.
bezirkes ist nur zu denken, wenn durch Bahn-
bauten für eine Abfuhr der betreffenden Produkte
gesorgt wird.
Deutsch-Neuguinea.
Der Alkoholverbrauch in Neuguinea 1911.
Das sogenannte alte Schutzgebiet (Bismarck-
Archipel mit den Salomons und Kaiser Wilhelms-
land) zählte im Kalenderjahre 1911 nach dem
Stande vom 1. Januar 1912 insgesamt 853 Ein-
wohner gegen 748 im Kalenderjahre 1910. An
alkoholischen Getränken find im Kalenderjahre
1911 insgesamt 194 560 1 zu einem Gesamt-
werte von 223 366 /“ eingeführt worden, d. i.
für den Kopf der Bevölkerung 228,08 1 zu
261,84 pro Jahr und 0,63 1 zu 0,72 .4
pro Tag. Wenn man bedenkt, daß in der Kolonie
von den alkoholischen Getränken Bier am meisten
getrunken und Branntwein und zum großen Teile
auch Wein vielsach nur mit Sodawasser verdünnt
genossen wird, so kann das auf den Kopf der
Bevölkerung emfallende Quantum von 0,631 pro
Tag als übermäßig hoch nicht angesehen werden,
um so weniger, als es sich bei der hier in Betracht
kommenden Bevölkerung fast nur um erwachsene
Männer handelt, die Bevölkerung in der Heimat,
wo Frauen und Kinder weit stärker vertreien
sind als hier, als Maßstab also nicht angelegt
werden kann.
Nun ist aber noch zu berücksichtigen, daß bei
der obigen Verteilung der eingeführten Menge
alkoholischer Getränke auf den Kopf der Bevölke-
rung nur die ansässige Bevölkerung des Schutz-
gebiets zugrunde gelegt worden ist. Dabei ist die
Besatzung der Kreuzer und des Vermessungs-
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