Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

W 45 20 
Kolabaum findet sich in Süd-Bamenda in den 
Gebieten von Bagam, Balüng und ihrer Um- 
gebung in großen Mengen. In Fumban kommen 
wohl auch vereinzelte Kolabäume vor, doch haben 
diese Bestände wirtschaftlich nur sehr wenig Be- 
deutung. Dagegen ist das Banssohochland wie- 
derum ein ausgezeichnetes und sehr bekanntes 
Kolagebiet. Da die Kola außerordentlich langsam 
wächst und erst nach langen Jahren Früchte trägt, 
so ist die Anlage von Kolakulturen kaum zu er- 
warten; auch sind die Bedingungen, unter denen 
die Kola anscheinend fortkommt, derartig kompli- 
ziert. daß ihre forstmäßige Kultur ausgeschlossen 
erscheint. Es könnte hier nur durch Überwachung 
der Märkte dafür gesorgt werden, daß die kola- 
besitzenden Eingeborenen vor der Übervorteilung 
durch die Haussahändler geschützt werden, denn 
vorläufig ist der Unterschied im Preise, den der 
Haussahändler zahlt und den er dann in Nord- 
Adaman wieder einnimmt, ganz enorm. 
Die Olpalmen kommen, wie schon erwähnt, 
nur in einzelnen Gebieten in größeren geschlossenen 
Beständen vor. Sie dürften z. B. überall in der 
Nun-Ebene gut fortkommen, denn vereinzelt 
trifft man sie dort überall. Im Bamumgebiet 
finden sie sich recht häufig und vielfach in dichten 
Beständen. Ebenso sind die Abhänge des Bruch- 
gebirges bei Bali und Bamendjinda dicht mit 
ihnen bestanden. Ihre Früchte sind ebenfalls ein 
ziemlich begehrter Handelsartikel, doch dürften sie 
infolge der zentralen Lage des Bamendabezirkes 
nur für den lokalen Verkehr in Betracht kommen. 
An einen Export von Ol oder Kernen kann bei 
der großen Entfernung von der Külste nicht ge- 
dacht werden. 
Baumwolle wird überall in kleinen Mengen 
im östlichen Bamenda angebaut. Versuche, die 
  
im Westen bei Bali und Bamenda mit Baum- 
wolle gemacht wurden, dürfen als fehlgeschlagen 
angesehen werden. Ob sich in Ost-Bamenda der 
Anbau von Baumwolle in größeren Mengen 
lohnen wird, dürfte besonders von den klimatischen 
Verhältnissen abhängen, über die wir zur Zeit 
noch zu wenig unterrichtet find. Auch für Baum- 
wolle ist die große Entfernung von der Küste 
nicht günstig. 
Tabak wird von den Eingeborenen fast überall 
für den Hausbedarf angebaut. Ob es sich lohnen 
würde, größere Versuche mit Tabakkulturen zu 
machen, ist mir sehr zweifelhaft, da im allgemeinen 
der Boden des Bamendabezirkes an einer Armut 
von Nährsalzen krankt, die für Tabak vielleicht 
nicht besonders günstig ist. 
Eine ganze Reihe verschiedener Faserpflanzen 
werden von den Eingevorenen noch für ihren 
Hausbedarf angebaut, doch glaube ich nicht, daß 
sich unter diesen Pflanzen irgendeine finden wird, 
die sich in Europa handeln ließe. 
Von europäischen Ackerbauerzeugnissen kommt 
für den Bamendabezirk einzig und allein die 
Kartoffel in Frage, die sich überall gut ein- 
geführt hat. Sie entartet freilich ziemlich leicht. 
Es muß daher immer wieder für eine neue Saat- 
kartoffel gesorgt werden. Sie ist auch bei den 
Eingeborenen schon jetzt in vielen Gegenden ein 
ziemlich beliebtes Nahrungsmittel geworden. Ver- 
suche mit europäischen Getreiden haben im 
allgemeinen recht wenig günstige Resultate ergeben. 
  
bezirkes ist nur zu denken, wenn durch Bahn- 
bauten für eine Abfuhr der betreffenden Produkte 
gesorgt wird. 
Deutsch-Neuguinea. 
Der Alkoholverbrauch in Neuguinea 1911. 
Das sogenannte alte Schutzgebiet (Bismarck- 
Archipel mit den Salomons und Kaiser Wilhelms- 
land) zählte im Kalenderjahre 1911 nach dem 
Stande vom 1. Januar 1912 insgesamt 853 Ein- 
wohner gegen 748 im Kalenderjahre 1910. An 
alkoholischen Getränken find im Kalenderjahre 
1911 insgesamt 194 560 1 zu einem Gesamt- 
werte von 223 366 /“ eingeführt worden, d. i. 
für den Kopf der Bevölkerung 228,08 1 zu 
261,84 pro Jahr und 0,63 1 zu 0,72 .4 
pro Tag. Wenn man bedenkt, daß in der Kolonie 
von den alkoholischen Getränken Bier am meisten 
getrunken und Branntwein und zum großen Teile 
auch Wein vielsach nur mit Sodawasser verdünnt 
  
genossen wird, so kann das auf den Kopf der 
Bevölkerung emfallende Quantum von 0,631 pro 
Tag als übermäßig hoch nicht angesehen werden, 
um so weniger, als es sich bei der hier in Betracht 
kommenden Bevölkerung fast nur um erwachsene 
Männer handelt, die Bevölkerung in der Heimat, 
wo Frauen und Kinder weit stärker vertreien 
sind als hier, als Maßstab also nicht angelegt 
werden kann. 
Nun ist aber noch zu berücksichtigen, daß bei 
der obigen Verteilung der eingeführten Menge 
alkoholischer Getränke auf den Kopf der Bevölke- 
rung nur die ansässige Bevölkerung des Schutz- 
gebiets zugrunde gelegt worden ist. Dabei ist die 
Besatzung der Kreuzer und des Vermessungs- 
4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.