Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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bewahren, habe ich angeordnet, daß der die Fälle 
umgebende Wald, der übrigens nur eine geringe 
Ausdehnung besitzt, reserviert und für später er- 
halten bleibt. Das ruhige Wasser des von hier 
ab wieder von Papyrussümpfen umgebenen Ka- 
gera unterhalb der Schnellen ist ein beliebter 
Aufenthaltsort für Nilpferde. Da letztere bei dem 
Fehlen von Eingeborenenanpflanzungen in der 
Nähe des Flusses hier keinerlei Schaden anrichten 
können, beabsichtige ich, den Abschuß von Fluß- 
pferden zwischen den Fällen und der nächst ge- 
legenen Fähre zu verbieten, damit dieses seltene 
Schauspiel für den Fall einer Bahnverbindung 
nach dem Kageraknie erhalten bleibt. 
V. Vom Kageraknie bis Tabora. 
Am 20. März wurde der Weitermarsch nach 
Ussuwi angetreten. Die Gegend östlich des 
Kageraknies und der nächstgelegenen Teile des 
Ruwuwu und des Kagera ist pöllig unbewohnt. 
Ebenso sind die östlich angrenzenden Landstriche 
von Uhimba, die wir durchzogen, unbewohnte 
wasserarme Baum= und Buschsteppe, die zwar 
augenblicklich unter dem Einfluß voraufgegangener 
Regen einen frischen, grünen Anblick gewährte, 
aber in der Trockenzeit gelb und vertrocknet sein 
soll. Erst etwa 25 km südöstlich vom Kageraknie 
beginnen wieder spärliche Ansiedelungen von Ein- 
geborenen, die nach Osten hin dichter werden. 
Der Militärposten Ussuwi, in dem etwa 43 000 
Köpfe zählenden Sultanat Ost-Ussuwi, wurde 
am 23. März erreicht. 
Regierungs= und Baurat Allmaras hatte 
sich am Kageraknie von mir getrennt; er zog mit 
den drei Ingenieuren in südlicher Richtung längs 
des Ruwuwu und dann durch West-Ussuwi süd- 
östlich nach Njatakara in Usambiro, w' wir 
uns wieder vereinigten. Er marschierte in West- 
Ussuwi, das etwa 17 000 Einwohner zählt, 
durch verhältnismäßig gut besiedeltes, von Vieh- 
herden beweidetes Land und traf an einer aller- 
dings nur kurzen Strecke, an der er die Nord- 
grenze von Uha berührte, auf eine sehr dichte 
Bevölkerung. 
Auf dem Marsche vom Militärposten Ussuwi 
nach Süden wechselten mit Mtama, Mais, Süß- 
kartoffeln und Erdnüssen bebaute Felder mit Pori 
(meist Buschsteppe) ab. Vor Njatakara, in dem 
mäßig bevölkerten Usambiro (etwa 7500 Ein- 
wohner), machte sich zuerst die Tsetsefliege unan- 
genehm bemerkbar, die in fast ununterbrochenem, 
mehr oder minder starkem Vorkommen die weiter 
von uns durchwanderten Gegenden bis nach 
Kahama an der Karawanenstraße Tabora— 
Muansa verseucht. Auch in dem vorher durch- 
wanderten Gebiet zwischen Kageraknie und Öst- 
Ussuwi kommt fie stellenweise vor. Die Ansiede- 
  
lungen der Eingeborenen sind durch häufige 
Strecken von Miombowald unterbrochen, doch ist 
nach Angabe des Bezirksamtmannes von Tabora- 
Dr. Prömpeler, der mich in Niatakara er- 
wartete und mit nach Tabora zurückmarschierte, 
die Bevölkerung, wenn auch nicht sehr zahlreich, 
so doch nicht so spärlich, wie es nach den ersten 
Eindrücken erscheint. Die Eingeborenen haben 
sich auch hier, wie anderwärts, vielfach aus der 
Nähe der Karawanenstraße zurückgezogen. Wir 
durchwanderten die kleinen Sultanate Njowu 
und Ulangwa, dann Uschirombo, Mbongwe 
und Teile von Msalala. 
In Uschirombo besichtigten wir am 31. März 
die Missionsstation Maria-Hilf der Weißen 
Väter, in der zur Zeit der Apostolische Vikar 
Bischof Leonhard seinen Sitz hat, bis der für 
seine Aufnahme bestimmte Neubau in Tabora 
vollendet ist. Die Mission hat außer einer großen 
Kirche und umfangreichen sonstigen Missionsbauten 
in etwa 10 Minuten Entfernung von der Station 
eine große Schule errichtet, in der aus den 
sonstigen Missionsschulen ausgesuchte Kinder wei- 
teren Unterricht, besonders auch im Deutschen, 
finden; auch die Musik wird hier gepflegt. Ferner 
ist auf der Mission eine Anzahl von Schwestern, 
die unter anderem den Unterricht der weiblichen 
Jugend leiten und auch der Eingeborenen-Kranken- 
pflege ihre Fürsorge widmen. Die Anlagen, zu 
denen auch Forstkulturen, Gemüse= und Frucht- 
gärten gehören, machten einen recht guten Ein- 
druck. Auch die in der Bekehrung der Ein- 
geborenen erzielten Erfolge (etwa 2400 Getaufte) 
wurden günstig beurteilt, doch scheinen diese Ein- 
geborenen dem Christentum nicht so zugänglich zu 
sein wie die Bewohner der volkreichen Gebiete 
im Nordwesten der Kolonie. 
Nach den mir von den Verwaltungsbeamten 
wie den Missionaren gemachten Mitteilungen-läßt 
es sich leider nicht bezweifeln, daß Uschirombo 
und die sonstigen von mir durchwanderten Ge- 
biete im Laufe der letzten 15 bis 20 Jahre eine 
erhebliche Verminderung ihrer Bevölkerung er- 
fahren haben. Als Grund wurde vor allem eine 
ungemein große Sterblichkeit der Kinder genannt, 
die in manchen Gegenden nach Beobachtungen 
der Missionare bis zu 80 v. H. beträgt. Ein 
eingeborener Sultan, mit dem ich mich darüber 
unterhielt, hatte nicht die geringste Vorstellung 
von der Zahl seiner Untertanen, meinte aber auch, 
daß eine Verminderung stattgefunden habe. Als 
Grund führte er an, daß seine Leute sich früher 
gegen die Angriffe der Wangoni mehr zusammen- 
geschlossen hätten; seitdem Friede herrsche, hätten 
sie sich zerstreut und teilweise ihnen besser zu- 
sagende Wohnplätze außerhalb der Grenzen seines 
Sultanats aufgesucht.
	        
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