Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Besatzung der Station auf längere Zeit nötige 
Verpflegung zu beschaffen. Die Kompagnie besitzt 
einen eisernen Bestand, der für sechs Wochen 
ausreicht. · 
Nach wie vor sind die Eingeborenen des Be- 
zirks in der Hauptsache darauf angewiesen, ihre 
aus dem Ackerbau stammenden Erzeugnisse im 
Bezirk selbst oder in den Nachbarbezirken ab- 
zusetzen. 
Die Hauptfrucht des Bezirks bildet der 
Reis. Da die Eingeborenen im Jahre 1911 
nur einen Teil ihrer Ernte verkaufen konnten, 
bauten sie im letzten Jahre entsprechend weniger; 
dies bewirkte, daß das Angebot die Nachfrage, 
die inzwischen noch durch zwei kürzlich angelegte 
europäische Pflanzungen gestiegen war, nicht be- 
friedigen konnte. Besonders das fruchtbare 
Massagati könnte beträchtliche Mengen 
von Reis auf den Markt bringen, wenn 
eine Transportmöglichkeit auf dem Ulanga 
geschaffen würde. Ein in Massagati ansässiger 
Syrer erntete auf 1 ha 150 Sack geschälten Reis, 
und zwar von der besten indischen Sorte, dem 
Halmatia. Nächst dem Reis, der zweimal im 
Jahre gepflanzt und geerntet wird, bauen die 
Eingeborenen Mais, der drei Ernten im 
Jahre gibt, daneben Negerhirse, Knollenfrüchte 
und Tabak. Letzterer findet jetzt seinen Weg in 
größerer Masse nach Daressalam, während er 
früher in der Hauptsache nach den Nachbarbezirken 
verhandelt wurde. 
Die Gewinnung von Lianenkautschuk hat 
an Menge wieder einen Rückgang erfahren, was 
auf das unsachgemäße, übermäßige Anzapfen der 
Lianen in früheren Jahren zurückzuführen ist. 
Ebenso ist die Ausfuhr an Elfenbein weiter 
zurückgegangen, da die Jagd für den Eingeborenen 
sowohl wie für den europäischen Jäger nach Ein- 
führung des neuen Jagdgesetzes nicht mehr 
lohnend ist. 
Die Gewinnung von Wachs hat im letzten 
Jahre wieder nicht unberrächtlich zugenommen. 
Das Jahr 1912 bringt für den Bezirk 
Mahenge einen Fortschritt insofern, als von einer 
der beiden im letzten Jahre hier angelegten 
europäischen Pflanzungen zum erstenmal Baum- 
wolle (als Zwischenkultur gepflanzt) auf den 
Markt gebracht wurde. Bisher hatte der Bezirk 
fast ausschließlich dafür gedient, Menschenmaterial 
an außerhalb des Bezirks gelegene Unterneh- 
mungen zu liefern. Die endgültige Er- 
schließung des Bezirks und die Ausnützung 
des fruchtbaren Landes aber können erst 
durch den Bau einer Eisenbahn herbei- 
geführt werden. 
Im vorigen Jahr wurden auf 16 Anwerbe- 
scheine 1350 Arbeiter angeworben, die fast aus- 
  
schließlich für Pflanzungen verpflichtet wurden. 
Außer diesen suchte noch eine beträchtliche Anzahl 
selbständig Arbeit in den Nachbarbezirken. Aus 
einem der letzteren entlief eine größere Zahl von 
den Leuten, die dort verpflichtet worden waren. 
Zur Rechenschaft gezogen, gaben sie als Grund 
des Entlaufens schlechte Behandlung an. Dies- 
bezügliche Recherchen blieben ergebnislos. Der 
betreffende Pflanzer erfreute sich bei der zu- 
ständigen Behörde eines guten Leumunds. Ein 
Teil der entlaufenen Leute — soweit man ihrer 
habhaft werden konnte — wurde wegen Kontrakt- 
bruchs bestraft. 
Obwohl sich im hiesigen Bezirk erst drei Pflan- 
zungen befinden, klagten die zwischen Ulanga und 
dem großen Ruaha gelegenen beiden europäischen 
Unternehmungen über Arbeitermangel. An Monats- 
lohn wurde auf den beiden oben erwähnten Pflan- 
zungen 8 Rupien gezahlt. Verpflegung in bar 
oder natura wurde nicht gewährt. Da im be- 
nachbarten Bezirk Morogoro wohl höhere Löhne 
gezahlt werden, mag dieser eine größere An- 
ziehungskraft ausgeübt haben. Würden die Pflan- 
zungen den Lohn etwas erhöhen oder dafür Sorge 
tragen, daß ihre Arbeiter durch Anlage von Feldern 
sich selbst billiger verpflegen könnten, so würden 
sie wohl in Zukunft nicht über Arbeitermangel 
zu klagen haben. 
Im Jahre 1912 wurden 1479 ha als Kron- 
lund erklärt, davon 1029 ha an Private in Kauf- 
pachtung gegeben. 
An ÖOlfrüchten werden von den Eingeborenen 
nur Erdnüsse wenig über den eigenen Bedarf 
gebaut. Zum Verkauf gelangten auf den beiden 
Hauptmärkten des Bezirks etwa 6000 kg im Wert 
von 800 —“. 
Baumwolle wird nicht gebaut. 
Die Wachsproduktion hat im Berichtsjahr eine 
erhebliche Zunahme erfahren. Registriert wurden 
von der Station zur Küste gehend: 22 350 kg 
im Wert von 41 134./4 gegen 13 950 kg im 
Wert von 22 876 J/k“ im Vorjahre. Die Gesamt- 
menge des aus dem Bezirk zur Küste gegangenen 
Wachses wird auf 30 000 kg im Wert von 55000/ 
geschätzt. Für 1 kg Wachs zahlten die hiesigen 
Händler 1,84 M. 
Die Gewinnung des Lianenkautschuks geht 
zurück, was auf früher unsachgemäßes, über- 
mäßiges Ausschneiden zurückgeführt wird. 
Durch die Station wurden zur Küste abge- 
fertigt: 9870 kg Kautschuk im Wert von 58 430/ 
gegen 10 200 kg Kautschuk im Wert von 55 588 M 
im Vorjahr. Trotz der geringeren Menge, die 
das Jahr 1912 lieferte (330 kg), stieg der Wert 
der Gesamtmenge um 2842 M. Für 1 kg Kaut- 
schuk wurde in diesem Jahre 5,92 .“ gezahlt 
gegen 5,33 bis 5,45 J¾ im vergangenen Jahr.
	        
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