Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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wieder in dichtem, unübersichtlichem Farmland, 
bei einem starken Gewitter gefeuert wurde. Ein 
wenige Schritte vor uns Europäern marschierender 
Soldat wurde nur dadurch vor einem Bauchschuß 
bewahrt, daß sich das eckige Geschoß durch die 
Patronentasche in eine Patronenhülse einbohrte. 
Die Soldaten der Trägerkarawane erschossen einen 
Gegner. Alle anderen Schüsse waren meines 
Erachtens erfolglos. Als wir Akuas II er- 
reichten, stand die ganze Mannschaft mit Gewehr 
am Palaverhaus, ein etwa 14 Jahre alter Junge 
legte auf uns an, wurde aber vom Häuptling 
zurückgehalten, der uns zurief, er sei mit den 
Akurenam-Leuten, dem Dorfe, in dem wir, 
wie erwähnt, sehr gut ausgenommen waren, ver- 
wandt, er wolle mit den Affen-Leuten aus 
Akuas 1 nichts zu tun haben. Ich ließ be- 
ruhigend auf die Leute einreden, so daß sie eine 
neutrale Haltung einnahmen und sogar, als nun- 
mehr von rückwärts von den Verfolgern in die 
inzwischen eingetroffene Trägerkarawane hinein- 
geschossen wurde, selbst hinliefen, um die Ver- 
folger zurückzuhalten. 
ie Lage war immerhin sehr ernst. 
Die Akuas-Leute gingen abends in ihr benach- 
bartes Dorf und erklärten, keiner solle zum 
Wasser gehen, da dort die Feinde lägen. Es 
war Neumond. Nachts war ein heftiges Ge- 
witter mit starkem Regen, der sämtliche Feuer 
auslöschte. Der Bewohner von Akuas II waren 
wir nicht sicher. Die geringste Organisation der 
Gegner hätte uns verhängnisvoll werden müssen; 
ein Überfall im Schutze der Dunkelheit wäre sehr 
verlustreich gewesen. Ein Angriff erfolgte aber 
nicht. Die Bewohner von Akuas II erwiesen 
sich als treu, führten uns den nächsten Tag 
wieder nordöstlich über den wildreißenden 
Abanga, dann fast nördlich diesen aufwärts 
nach Rsin. Schon lange vor Nsin begannen 
die Führer zu schreien: „Ich, der rufe; der Be- 
zirksleiter kommt, er will kein Palaver. Schießt 
nicht!“ und ähnliches. Die Bewohner von Nsin 
zogen daraufhin die ausgestellten Wachen, die 
wir zum Teil verschwinden sehen konnten, ein 
und erwarteten uns, sämtlich bewaffnet, am Ein- 
gang des Dorfes, um uns zu erklären, wir 
dürften passieren. Wir machten eine kurze Rast. 
Die Dorfbewohner verkauften, das Gewehr unterm 
Arm, gegen 10 Pfennig-Stücke und Tabakblätter 
Bananen. Um das Palaverhaus, in dem wir 
Europäer saßen, waren rings Bewaffnete auf- 
gestellt. 
In dieser Gegend waren schon deutsche Kauf- 
leute aus Ambam gewesen. Der Empfang im 
nächsten Dorfe, Ondeng, war der gleiche. Hier 
begann unser nächstes Reiseziel eine etwas festere 
Gestalt anzunehmen. Am Abanga hatte man 
  
uns bereits gesagt, daß südlich keine Straße sei, 
und daß wir östlich marschieren müßten, um an 
die große Straße zu kommen. Schon da war 
der Name Nsork aufgetaucht. Metak war 
niemandem bekannt. Wie wir später feststellen 
konnten, war dies nicht weiter wunderbar, da 
Metak nicht, wie die Karte angibt, an der Nord- 
grenze, sondern an der Südgrenze des deutschen 
Gebiets, also etwa 25 km südlicher, als die Karte 
anzeigt, liegt und ein ganz kleiner unbedeutender 
Flecken ist. Es war demnach unser Bestreben, 
unter allen Umständen Nsork zu erreichen, um 
von dort mit Führern auf die große Straße zu 
kommen. Der Häuptling von Ondeng hatte 
einen französischen Ausweis von Ojem und be- 
richtete, daß in Nsork ein Weißer mit Soldaten 
wäre. Wir marschierten noch drei Tage in ziemlich 
südöstlicher Richtung nach Nsork. Ein Eilbote 
nach Nsork kam mit einem Schreiben des Posten- 
leiters v. Scheffer zurück. Der Einfluß des 
Postens wurde immer offensichtlicher, die Gewehre 
verschwanden, die Bevölkerung war durchaus 
friedlich. Nach den aufregenden Tagen war diese 
Veränderung sehr wohltuend. 
Erst in Nsork, wo wir am 5. Juni eintrafen, 
erfuhren wir vom Tode Sievertsens und den 
übrigen damit zusammenhängenden Vorfällen. 
Ich machte einen Tag in Nsork Rast und 
marschierte den 7. und 8. Juni, während 
Dr. Escherich in Nsork verblieb, nach Melen 
zur Rücksprache mit Hauptmann Abel. Dieser 
meinte, daß wir vielleicht durch das Aufstands- 
gebiet ohne Schwierigkeit hindurchkommen würden, 
immerhin seien Verwicklungen natürlich nicht 
ausgeschlossen; von anderer Seile wurden solche 
kriegerischen Verwicklungen als höchst wahrscheinlich 
hingestellt. Trotzdem weder der Posten Nsork 
noch die Expedition uns irgendeine Unterstützung 
gewähren konnte, da die gesamte Truppenmacht 
am Laro beschäftigt war, entschloß ich mich, die 
Straße Metak — Etum — Akoga — Atogon- 
dama zurückzumarschieren. Eine andere Möglich- 
keit des Rückmarsches bestand nicht. Für mich, 
als Bezirksleiter, war es ausgeschlossen, mich von 
der großen Straße abdrängen zu lassen. 
So marschierte ich am 9. Juni von Melen 
ab und traf in Nkan wieder mit Dr. Escherich 
zusammen. Der Rückmarsch ging dann über 
Nsua (10. Juni), Afarensok (11.), Mbafam 
(12.), Etscham (13.), Akogele (14.), Eteng 
(15.) nach Etum (16.). 
Die berührten Dörfer waren friedlich, hin- 
sichtlich Gestellung von Trägern und Proviant 
aber sehr nachlässig. Dörfer von 70 oder 
80 Mann brachten 4 bis 5 Träger an: alle Be- 
wohner liefen einfach in den Busch. In diesen 
Dörfern hieß es, daß die Stämme der Ojerks
	        
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