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wieder in dichtem, unübersichtlichem Farmland,
bei einem starken Gewitter gefeuert wurde. Ein
wenige Schritte vor uns Europäern marschierender
Soldat wurde nur dadurch vor einem Bauchschuß
bewahrt, daß sich das eckige Geschoß durch die
Patronentasche in eine Patronenhülse einbohrte.
Die Soldaten der Trägerkarawane erschossen einen
Gegner. Alle anderen Schüsse waren meines
Erachtens erfolglos. Als wir Akuas II er-
reichten, stand die ganze Mannschaft mit Gewehr
am Palaverhaus, ein etwa 14 Jahre alter Junge
legte auf uns an, wurde aber vom Häuptling
zurückgehalten, der uns zurief, er sei mit den
Akurenam-Leuten, dem Dorfe, in dem wir,
wie erwähnt, sehr gut ausgenommen waren, ver-
wandt, er wolle mit den Affen-Leuten aus
Akuas 1 nichts zu tun haben. Ich ließ be-
ruhigend auf die Leute einreden, so daß sie eine
neutrale Haltung einnahmen und sogar, als nun-
mehr von rückwärts von den Verfolgern in die
inzwischen eingetroffene Trägerkarawane hinein-
geschossen wurde, selbst hinliefen, um die Ver-
folger zurückzuhalten.
ie Lage war immerhin sehr ernst.
Die Akuas-Leute gingen abends in ihr benach-
bartes Dorf und erklärten, keiner solle zum
Wasser gehen, da dort die Feinde lägen. Es
war Neumond. Nachts war ein heftiges Ge-
witter mit starkem Regen, der sämtliche Feuer
auslöschte. Der Bewohner von Akuas II waren
wir nicht sicher. Die geringste Organisation der
Gegner hätte uns verhängnisvoll werden müssen;
ein Überfall im Schutze der Dunkelheit wäre sehr
verlustreich gewesen. Ein Angriff erfolgte aber
nicht. Die Bewohner von Akuas II erwiesen
sich als treu, führten uns den nächsten Tag
wieder nordöstlich über den wildreißenden
Abanga, dann fast nördlich diesen aufwärts
nach Rsin. Schon lange vor Nsin begannen
die Führer zu schreien: „Ich, der rufe; der Be-
zirksleiter kommt, er will kein Palaver. Schießt
nicht!“ und ähnliches. Die Bewohner von Nsin
zogen daraufhin die ausgestellten Wachen, die
wir zum Teil verschwinden sehen konnten, ein
und erwarteten uns, sämtlich bewaffnet, am Ein-
gang des Dorfes, um uns zu erklären, wir
dürften passieren. Wir machten eine kurze Rast.
Die Dorfbewohner verkauften, das Gewehr unterm
Arm, gegen 10 Pfennig-Stücke und Tabakblätter
Bananen. Um das Palaverhaus, in dem wir
Europäer saßen, waren rings Bewaffnete auf-
gestellt.
In dieser Gegend waren schon deutsche Kauf-
leute aus Ambam gewesen. Der Empfang im
nächsten Dorfe, Ondeng, war der gleiche. Hier
begann unser nächstes Reiseziel eine etwas festere
Gestalt anzunehmen. Am Abanga hatte man
uns bereits gesagt, daß südlich keine Straße sei,
und daß wir östlich marschieren müßten, um an
die große Straße zu kommen. Schon da war
der Name Nsork aufgetaucht. Metak war
niemandem bekannt. Wie wir später feststellen
konnten, war dies nicht weiter wunderbar, da
Metak nicht, wie die Karte angibt, an der Nord-
grenze, sondern an der Südgrenze des deutschen
Gebiets, also etwa 25 km südlicher, als die Karte
anzeigt, liegt und ein ganz kleiner unbedeutender
Flecken ist. Es war demnach unser Bestreben,
unter allen Umständen Nsork zu erreichen, um
von dort mit Führern auf die große Straße zu
kommen. Der Häuptling von Ondeng hatte
einen französischen Ausweis von Ojem und be-
richtete, daß in Nsork ein Weißer mit Soldaten
wäre. Wir marschierten noch drei Tage in ziemlich
südöstlicher Richtung nach Nsork. Ein Eilbote
nach Nsork kam mit einem Schreiben des Posten-
leiters v. Scheffer zurück. Der Einfluß des
Postens wurde immer offensichtlicher, die Gewehre
verschwanden, die Bevölkerung war durchaus
friedlich. Nach den aufregenden Tagen war diese
Veränderung sehr wohltuend.
Erst in Nsork, wo wir am 5. Juni eintrafen,
erfuhren wir vom Tode Sievertsens und den
übrigen damit zusammenhängenden Vorfällen.
Ich machte einen Tag in Nsork Rast und
marschierte den 7. und 8. Juni, während
Dr. Escherich in Nsork verblieb, nach Melen
zur Rücksprache mit Hauptmann Abel. Dieser
meinte, daß wir vielleicht durch das Aufstands-
gebiet ohne Schwierigkeit hindurchkommen würden,
immerhin seien Verwicklungen natürlich nicht
ausgeschlossen; von anderer Seile wurden solche
kriegerischen Verwicklungen als höchst wahrscheinlich
hingestellt. Trotzdem weder der Posten Nsork
noch die Expedition uns irgendeine Unterstützung
gewähren konnte, da die gesamte Truppenmacht
am Laro beschäftigt war, entschloß ich mich, die
Straße Metak — Etum — Akoga — Atogon-
dama zurückzumarschieren. Eine andere Möglich-
keit des Rückmarsches bestand nicht. Für mich,
als Bezirksleiter, war es ausgeschlossen, mich von
der großen Straße abdrängen zu lassen.
So marschierte ich am 9. Juni von Melen
ab und traf in Nkan wieder mit Dr. Escherich
zusammen. Der Rückmarsch ging dann über
Nsua (10. Juni), Afarensok (11.), Mbafam
(12.), Etscham (13.), Akogele (14.), Eteng
(15.) nach Etum (16.).
Die berührten Dörfer waren friedlich, hin-
sichtlich Gestellung von Trägern und Proviant
aber sehr nachlässig. Dörfer von 70 oder
80 Mann brachten 4 bis 5 Träger an: alle Be-
wohner liefen einfach in den Busch. In diesen
Dörfern hieß es, daß die Stämme der Ojerks