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Südwind besondere Zäune aufgestellt werden
müssen, je nachdem es der Schutz des Gleises
oder die Anpflanzungsarbeiten erfordern (s. Abb. 2).
Letztere werden allerdings durch die einander
direkt entgegengesetzten Windrichtungen stellen-
weise etwas kompliziert.
Abb. 2. Ansetzen von Sturmzäunen gegen
zwei Windrichtungen.
An dieser Stelle seien einige Beobachtungen
über Festlegung von kleineren Flugsanddünen
eingeschaltet, die ich in Nord-Turkestan, vor-
nehmlich in der Nähe des Aralsees, auf der
Reise von Orenburg nach Taschkent machen
konnte. Da mir bereits damals bekannt war,
daß sich die hier angewandten Methoden im
transkaspischen Dünengebiet mit seinen anderen
natürlichen Gestaltungsverhältnissen, unverhältnis-
mäßig größeren Massen und ungleich mächtigeren
Verwehungen rentabel nicht anwenden lassen,
und sie noch weniger für Südwestafrika in Frage
kommen würden, habe ich von näherem Studium
der nordturkestanischen Arbeiten abgesehen.
Am Rande der Wüste Barsaki, in der
Nähe des Sees Tschelkar, waren die relativ
niedrigen Dünen unmittelbar vom Bahndamm
aus bis etwa 10 m weit in das Dünengelände
hinein mit totem liegenden Palisadenbesteck be-
legt; dahinter niedrige, durchlässige, aus Schilf
geflochtene Fangzäune. Stellenweise war auch
rhombenförmiges Reisigbesteck (2 X 2 m) ver-
wendet. Die Dünen zeigten zwischen der Be-
deckung eine unregelmäßige Bewachsung mit
Tamarix und Weiden und sogar mit einer Schilf-
art, woraus auf einen hohen Grundwasserstand
zu schließen war. Offenbar waren hier die
vorher bewachsenen Dünen beim Bahnbau auf-
gerissen, und der Sand war wieder beweglich
geworden.
Bei der Station Kara-Tschokam treten in-
mitten der Steppe langgestreckte Dünenzüge auf,
die sich scharf aus der ebenen Steppe abheben.
Die Dünen tragen hier vorwiegend den Charakter
von „Kupsten“ und sind meist bewachsen; doch
fehlt es nicht an typischen vegetationslosen Einzel-
dünen von 6 bis 12 m relativer Höhe. Die
Dünenzüge werden von der Eisenbahn quer durch-
schnitten. In wechselndem Abstand von 10 bis
20 m waren, nach der Windrichtung orientiert,
undurchlässige Sturmzäune aus Rohr= oder Stroh-
geflecht angebracht. Außerdem sah man hie und
da liegende rhombische Bestecke, in denen eine
niedrige Kraut= und Strauchvegetation (u. a.
Artemisien und Alhagi camelorum) aufgeschossen
war. Ferner deuteten an einigen Stellen regel-
mäßige Reihen kleiner Hügelchen, aus denen
bisweilen eine grüne Triebspitze hervorsah, auf
kürzlich vorgenommene künstliche Bepflanzung hin,
die — nach dem ganzen Charakter des Dünen-
geländes zu urteilen — hier kaum nennenswerten
Schwierigkeiten begegnen dürfte. Ein trocknes
Regenbachbett in der Nähe und die unmittelbare
Nachbarschaft von Überschwemmungsgebieten ließen
mir die Vermutung aufkommen, daß es sich bei
diesen Dünenzügen um Uferböschungen eines ehe-
maligen Sees oder Flußbettes handelte.
Imüberschwemmungsgebiet des Syr-Darja un-
weit Perowsk wird die Lößlandschaft mehrfach
durch kurze Dünenstrecken unterbrochen, zwischen
denen Teiche, Tümpel und Lachen sichtbar waren.
Die Dünen bestehen dort nur aus Kupsten von
wenigen Metern Höhe und sind überall, bis auf
die Nachbarschaft des Bahnkörpers, bewachsen.
Der Bahn entlang waren je zwei Reihen durch-
lässiger Reisigfangzäune aufgestellt, zwischen denen
sich die Bewachsung gut zu vollziehen schien. Dort
wo die Gleise im Einschnitt zwischen Dünen-
böschungen liegen, waren letztere mit rhombischem
oder quadratischem Besteck (etwa 1 X 1 m)
belegt.
Diese akkurate Kleinarbeit in den nordturkesta-
nischen Dünenstrecken läßt sich nach den mir ge-
wordenen Informationen auf die transkaspischen
Verhältnisse nicht übertragen, wo es gilt, mit
weniger geübten Arbeitskräften und geringeren
Mitteln in verhältnismäßig kurzer Zeit große
Strecken von Flugsand zu binden, und wo ganz
andere natürliche Kräfte wirksam sind als dort.
Dünenbepflanzung in Buchara und
Transkaspien. Bei der Mittelasiatischen Bahn
handelt es sich im wesentlichen um zwei Dünen-
zonen, deren Festlegung für die Bahnverwaltung
in erster Linie erforderlich ist. Die eine, östliche,
liegt auf bucharischem Gebiet jenseits des Amu-Darja
(Oxus). Sie beginnt unweit der Station Karakul
und reicht bis nahe an die Flußniederung des Amu-
Darja. Das Aktionszentrum für die Festlegungs-
arbeiten auf dieser Strecke bildet die Station
Farab in der Sundukli-Wüste. Die zweite, west-
liche, Strecke beginnt an der Westgrenze der Oase
von Tschardschui (etwa 12 Werst von der neuen
Stadt dieses Namens entfernt) an der politischen
Grenze zwischen Buchara und dem Gouvernement
Transkaspien und reicht im Westen bis hinter die
Station Repetek. Sie führt durch die zwischen
den Oasen Tschardschui und Merw gelegene
Wüstenzone, an die sich im Nordwesten die Wüste