Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Südwind besondere Zäune aufgestellt werden 
müssen, je nachdem es der Schutz des Gleises 
oder die Anpflanzungsarbeiten erfordern (s. Abb. 2). 
Letztere werden allerdings durch die einander 
direkt entgegengesetzten Windrichtungen stellen- 
weise etwas kompliziert. 
  
Abb. 2. Ansetzen von Sturmzäunen gegen 
zwei Windrichtungen. 
An dieser Stelle seien einige Beobachtungen 
über Festlegung von kleineren Flugsanddünen 
eingeschaltet, die ich in Nord-Turkestan, vor- 
nehmlich in der Nähe des Aralsees, auf der 
Reise von Orenburg nach Taschkent machen 
konnte. Da mir bereits damals bekannt war, 
daß sich die hier angewandten Methoden im 
transkaspischen Dünengebiet mit seinen anderen 
natürlichen Gestaltungsverhältnissen, unverhältnis- 
mäßig größeren Massen und ungleich mächtigeren 
Verwehungen rentabel nicht anwenden lassen, 
und sie noch weniger für Südwestafrika in Frage 
kommen würden, habe ich von näherem Studium 
der nordturkestanischen Arbeiten abgesehen. 
Am Rande der Wüste Barsaki, in der 
Nähe des Sees Tschelkar, waren die relativ 
niedrigen Dünen unmittelbar vom Bahndamm 
aus bis etwa 10 m weit in das Dünengelände 
hinein mit totem liegenden Palisadenbesteck be- 
legt; dahinter niedrige, durchlässige, aus Schilf 
geflochtene Fangzäune. Stellenweise war auch 
rhombenförmiges Reisigbesteck (2 X 2 m) ver- 
wendet. Die Dünen zeigten zwischen der Be- 
deckung eine unregelmäßige Bewachsung mit 
Tamarix und Weiden und sogar mit einer Schilf- 
art, woraus auf einen hohen Grundwasserstand 
zu schließen war. Offenbar waren hier die 
vorher bewachsenen Dünen beim Bahnbau auf- 
gerissen, und der Sand war wieder beweglich 
geworden. 
Bei der Station Kara-Tschokam treten in- 
mitten der Steppe langgestreckte Dünenzüge auf, 
die sich scharf aus der ebenen Steppe abheben. 
Die Dünen tragen hier vorwiegend den Charakter 
von „Kupsten“ und sind meist bewachsen; doch 
fehlt es nicht an typischen vegetationslosen Einzel- 
dünen von 6 bis 12 m relativer Höhe. Die 
Dünenzüge werden von der Eisenbahn quer durch- 
schnitten. In wechselndem Abstand von 10 bis 
20 m waren, nach der Windrichtung orientiert, 
undurchlässige Sturmzäune aus Rohr= oder Stroh- 
geflecht angebracht. Außerdem sah man hie und 
  
da liegende rhombische Bestecke, in denen eine 
niedrige Kraut= und Strauchvegetation (u. a. 
Artemisien und Alhagi camelorum) aufgeschossen 
war. Ferner deuteten an einigen Stellen regel- 
mäßige Reihen kleiner Hügelchen, aus denen 
bisweilen eine grüne Triebspitze hervorsah, auf 
kürzlich vorgenommene künstliche Bepflanzung hin, 
die — nach dem ganzen Charakter des Dünen- 
geländes zu urteilen — hier kaum nennenswerten 
Schwierigkeiten begegnen dürfte. Ein trocknes 
Regenbachbett in der Nähe und die unmittelbare 
Nachbarschaft von Überschwemmungsgebieten ließen 
mir die Vermutung aufkommen, daß es sich bei 
diesen Dünenzügen um Uferböschungen eines ehe- 
maligen Sees oder Flußbettes handelte. 
Imüberschwemmungsgebiet des Syr-Darja un- 
weit Perowsk wird die Lößlandschaft mehrfach 
durch kurze Dünenstrecken unterbrochen, zwischen 
denen Teiche, Tümpel und Lachen sichtbar waren. 
Die Dünen bestehen dort nur aus Kupsten von 
wenigen Metern Höhe und sind überall, bis auf 
die Nachbarschaft des Bahnkörpers, bewachsen. 
Der Bahn entlang waren je zwei Reihen durch- 
lässiger Reisigfangzäune aufgestellt, zwischen denen 
sich die Bewachsung gut zu vollziehen schien. Dort 
wo die Gleise im Einschnitt zwischen Dünen- 
böschungen liegen, waren letztere mit rhombischem 
oder quadratischem Besteck (etwa 1 X 1 m) 
belegt. 
Diese akkurate Kleinarbeit in den nordturkesta- 
nischen Dünenstrecken läßt sich nach den mir ge- 
wordenen Informationen auf die transkaspischen 
Verhältnisse nicht übertragen, wo es gilt, mit 
weniger geübten Arbeitskräften und geringeren 
Mitteln in verhältnismäßig kurzer Zeit große 
Strecken von Flugsand zu binden, und wo ganz 
andere natürliche Kräfte wirksam sind als dort. 
Dünenbepflanzung in Buchara und 
Transkaspien. Bei der Mittelasiatischen Bahn 
handelt es sich im wesentlichen um zwei Dünen- 
zonen, deren Festlegung für die Bahnverwaltung 
in erster Linie erforderlich ist. Die eine, östliche, 
liegt auf bucharischem Gebiet jenseits des Amu-Darja 
(Oxus). Sie beginnt unweit der Station Karakul 
und reicht bis nahe an die Flußniederung des Amu- 
Darja. Das Aktionszentrum für die Festlegungs- 
arbeiten auf dieser Strecke bildet die Station 
Farab in der Sundukli-Wüste. Die zweite, west- 
liche, Strecke beginnt an der Westgrenze der Oase 
von Tschardschui (etwa 12 Werst von der neuen 
Stadt dieses Namens entfernt) an der politischen 
Grenze zwischen Buchara und dem Gouvernement 
Transkaspien und reicht im Westen bis hinter die 
Station Repetek. Sie führt durch die zwischen 
den Oasen Tschardschui und Merw gelegene 
Wüstenzone, an die sich im Nordwesten die Wüste
	        
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