Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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di Tiere müssen täglich große Strecken durchlaufen, 
in sich satt zu fressen, auch ist der Weg zur Wasser- 
Farr häufig recht weit. Darum brauchen wir auf den 
hälimen mit weniger günstigen Weide= und Wasserver- 
im nissen ein anspruchloses, bewegliches Tier, welches 
Aus sallgemeinen ohne Beifütterung auskommt und große 
s# bereigungen zu ertragen imstande ist. Solche Tiere 
dlern wir in den Tuchwoll- Lieferauten. den kleinen 
den? —s und Negrettis. Die Stoffwolle liefern- 
Herden nehmen eine Mittelstellung ein. Der 
bar#ug der besseren Fleischerzeugung durch die Ram- 
2 illets fällt für Südwestafrika nicht wesentlich ins 
lic wicht, es kommt vorläufig lediglich auf einen mög- 
it hohen Gewinn aus der Wolle an. 
eine Sodann Zucht und Haltu ng: Vorbedingung für 
un erfolgreichen Schäfereibetricb ist die zweckmäßige 
l ebaer und Einrichtung der Farm; in erster Linie muß 
rn einer den Schafen zusagenden Weide hues und 
hliwe- Trinkwasser vorhanden sein. Da die Herde 
Wich einmal zur Wasserstelle zurücktehren un Veme 
bon ein und derselben Tränkanlage aus nur im Um- 
Veie- von 6 bis 8 km geweidet werden. Das ganze 
sein eseld ist daher in Schläge einzuteilen, deren jeder 
* Eaferstell besigen muß. Müssen die Schafe 
Tieren o leidet dadurch nicht nur die Geiundheit der 
re, sindern auch die Güte der 
doch Der Weidebedarf ist bärechtlich nd erhöht sich 
Rest deshalb wesentlich, weil für die Trockenjahre ein 
da erbewridefeld vorhanden sein muß. Man rechnet 
An im in den Bezirken Gibeon, 
bietansbo 3 bis 4 
Ja#n pro Schaf. Jeder Wollschafzüchter muß auf seiner 
bof en eine kleine Fläche Ackerland besitzen und muß 
nur. trebt sein, diese nach Möglichleit auszudehnen, nicht 
für die Böcke und die jungen Lämmer etwas 
airse bauen zu können, sondern auch um so viel Futter 
cem Acker zu produgieren, daß damit der ganzen 
e über einige Bochen- des Waidengels hinweg- 
iu kann. Das t sich sehr wohl er- 
efreilich im südlichsten Taile der Kolonie und 
„Grenzgebieten der Namib nur mit Hilfe künst- 
zie Bewässerung, und zwar kommt dann in erster 
*8 ie Luzerne in Frage. Aber schon in den Ge- 
n amit einem mittleren jährlichen Regenfalle von 
*. ist nach meinem Dafürhalten das Trocken- 
d aus sichhevol Man kann auf diese Weise z. B. 
dase unais zum Trocknen oder zur Sauerfutterbereitung, 
den und im Norden auch Luzerne sich beschaffen. 
Vew ir dürfen auch hoifen, daß die geplanten großen 
ichel Hierungsanlagen am Fischflusse einen umfang- 
haff Luzernebau zur Folge haben werden, der den 
ermö aürmern des Südens den Bezug von Preßhen 
ichen wird. 
Sch Purr baulichen Einrichtungen müssen Ställe und 
für Määcher wenigstens für die reinblütigen Böcke und 
nehrere lungen Lämmer vorhanden sein. Ferner sind 
ibrseeee Krale notwendig, von genügender Ge- 
soreil um den ganzen Schafbestand aufnehmen 
pnn5 lolleren zu können. Im Norden wird es sich 
amit beuen, mehrere größere Krale zu überdachen, 
8 ei länger anhaltendem Regen die Schafe gegen 
* — und Krankheiten geschützt werden können. 
zo nichten ergrößerung des Betriebes ist auf geeignete 
erpack z d für das Scheren, das Sortieren und 
er Wolle besonderer Wert zu legen. 
Schefe —ie Farm darf eine Badeanlage für die 
beicneh en, um die außerordenrlich verbreitete Räude 
Gelämpie#n zu können. Das erfolgreichste Mittel zur 
dungümung aller ansteckenden Krankheiten wäre die 
irch Zwict er Farmen. Auf einer eingezäunten und 
henzäune in mehrere Abteilungen zerlegten 
  
  
Farm könnten die Schafe nach australischem Muster 
Tag und Nacht auf der Weide bleiben, also gerade in 
den kühlen Nachtstunden weiden und während der 
Mittagshitze irgendwo im Schatien ruhen. Jedoch 
würden die in Südwest noch sehr zahlreichen Raub- 
tiere die richtige Durchführung dieses Systems noch 
nicht zulassen, auch sind bei dem großen Umfange der 
Farmen die Einzäunungskosten für den Durchschnitts- 
farmer vrläufig unerschwinglich. 
ndziel der Wolsth harn ist die Erzengung 
einer Aeneh de möglichst hochwertigen 
Wolle. Auf die Beschaffenheit der Wolle sind von 
Einfluß die während des Wachstums der Wolle vor- 
handenen Ernährungs-, Witterungs-, Boden-= und 
Gesundheitsverhältnisse, und nach der Schur die mehr 
oder weniger sorgfältige Sortiernug, Verpackung und 
sonstige Behandlung der Vliese. Die Wolle mag an 
sich noch so hervorragend sein — falsch behandelt und 
unsortiert wird sie stets nur einen geringen Erlös 
bringen. In wirklich vorbildlicher Weise wird die Sor- 
tierung und Verpackung auf den großen australischen 
Schaffarmen gehandhabt, von ihnen können die Süd- 
west= und Südafrikaner auch in dieser Hinsicht noch 
ungeheuer viel lernen. 
In Südafrika rechnet man im großen und gangen 
auf jährlich 4kg Schweißwolle pro Schaf. In Süd- 
westafrika sind die Erträge im allgemeinen noch wesent- 
lich niedriger, zumal bei den Mutterschafen. Mehrere 
Farmer geben für ihre 1000 bis 1000 Stück um- 
fassenden Herden einen Durchschnittsertrag von 2,0 bis 
23 kg Wolle an und berechnen die Einnahme aus der 
Wolle auf rund 3 pro Schaf und Jahr. Die in 
Hamburg erzielten Preise bewegten sich zwischen 1,20./ 
und 1.50./¾ für das Kilogramm Schweißwolle, die 
Wolle stammte größtenteils von nicht oder wenig ver- 
edelten Kapmerinos mit Kammwollcharakter. 
Auf dem Markte in Hamburg oder London oder 
auch beim direkten Verkaufe an Fabriken in Deutschland 
werden größere Posten gleichmäßig beschaffener VBliese 
stets die höchsten Preise erzielen. Darum sollten die 
Schafzüchter eines Bezirkes sich zu einer Zucht- und 
Absatzgenossenschaft vereinigen, um eine möglichst 
gleichmäßige, hochwertige Wolle zu produgieren und 
diese dann zu größeren Posten vereinigt abzusetzen. 
Läßt sich die Gründung einer solchen Genossenschaft in 
dem betreffenden Landesteile noch nicht durchführen, so 
erscheint es für den einzelnen Farmer ratsam, sich bin- 
sichtlich der Zuchtrichtung und des Wollabsatzes an eine 
der größeren Schäfereien anzuschließen. 
2. Die Aussichten der Wollschafzucht in 
Deutsch-Ostafrika: In unserer ostafrikanischen Ko- 
lonic liegen mit Wollschafzucht erst einige kleinere Ver- 
suche vor. 
Daß in Deutsch-Ostafrika für Wollschafzucht ge- 
eignete Landschaften vorhanden sein werden, lassen 
uns schon die in der britischen Nachbarkolonie erzielten 
Erfolge erwarten. Das Hauptschafzuchtgebiet der 
britischen Kolonie befindet sich im ostafrikanischen 
Graben bei Naivasha und Nakuru, nur 180 km 
von der deutschen Grenzge entfernt. Höhenlagen und 
Bodengestaltung, Klima und Weidevegetation stimmen 
mit denjenigen weitausgedehnter Landschaften zwischen 
Kilimandscharo und Victoriasee in vieler Hinsicht über- 
ein; darum ist hier das Land zu suchen, in welchem 
die berutschkoloniale Wollschafzucht nunmehr festen Fuß 
fassen muß. Leider sind diese Gebiete bislang wenig 
bekaunt. sie liegen weitab vom. Verkehr, und erst die 
Lindegquistsche Expedition im Jahre 1908/09 hat 
bäher Aufschlüsse über sie gebracht. Es ist zu wünschen, 
daß hier recht bald die ersten deutsch-ostafrikanischen 
Wollschafherden entstehen. Allerdings fehlen dem 
 
	        
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