Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Hieraus ergibt sich, daß seitens der Verwaltung 
in dem kurzen Zeitraum von vier Jahren unter 
erheblichen Aufwendungen ein umfangreicher 
Apparat neu in den Dienst der großen Aufgabe 
gestellt worden ist. Über die Tätigkeit der ein- 
zelnen Versuchsstationen und der Wanderlehrer 
bringt die Denkschrift mehr oder weniger ein- 
gehende Berichte. Sie behandelt ferner die wich- 
tigen Fragen der natürlichen Vorbedingungen — 
Boden und Klima — und die nicht minder wich- 
tige Sortenfrage und beschäftigt sich endlich mit 
den besonderen Maßnahmen der drei Gouverne= 
ments, wie z. B. den Einrichtungen der Saaten- 
erkennung, der behördlichen Saatverteilung und 
der Baumwollmärkte in Ostafrika und Togo und 
den Erkundungen verschiedener Hinterlandsbezirke 
von Kamerun auf ihre Eignung für die Baum- 
wollkultur. 
Auch die im Interesse des Baumwollbaues 
getroffenen Maßnahmen des Kolonialwirtschaft- 
lichen Komitees werden gebührend berücksichtigt. 
Aus den kritischen Erörterungen über die 
Entwicklung der Plantagen= und Eingeborenen- 
kultur entnehmen wir, welche Schwierigkeiten im 
einzelnen sich der Einführung des Baumwollbaues 
anfänglich entgegengestellt haben. Die frühere 
Entwicklung führte zwingend zu der Aufnahme 
exakter planmäßiger Versuchsarbeit, um zunächst 
die technischen Grundlagen für erfolgreichen Be- 
trieb der Kultur in europäischen Pflanzungen wie 
auch bei den Eingeborenen zu gewinnen und um 
  
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die Produkte selbst zu verbessern, sie qualitativ 
zu vereinheitlichen und ihnen damit danernd einen 
glatten Absatz zu sichern. 
Sollen somit noch festere Grundlagen für den 
späteren Ausbau geschaffen werden, so kann man 
nicht gleichzeitig auf Massenproduktion hin- 
arbeiten, sondern muß in dieser Periode der Ent- 
wicklung und noch für einige Jahre auf ein 
schnelles Ansteigen der Produktions= und Aus- 
fuhrziffern verzichten. Immerhin liegen nach 
allen Richtungen gute und vielversprechende An- 
fänge vor. Im Jahre 1912 — also erst etwa 
zehn Jahre nach Beginn der Baumwollunter- 
nehmungen — wurde aus Deutsch-Ostafrika und 
Togo zusammen Baumwolle im Werte von rund 
2,6 Millionen Mark ausgeführt. In Deutsch- 
Ostafrika ist der Aufstieg unverkennbar, in Kamerun 
und Togo wird es im wesentlichen von der zu- 
künftigen Gestaltung der Transportverhältnisse 
abhängen, um die bisherigen Leistungen zu steigern. 
In allen drei Kolonien sind die natürlichen und 
wirtschaftlichen Grundlagen für einen ausgedehn- 
teren Baumwollanbau gegeben, Hindernisse grund- 
sätzlicher Art stehen der Ausdehnung dieses Pro- 
duktionszweiges nicht mehr im Wege. Für die 
nächste Zukunft aber bedarf es — allerdings auf 
erheblich verbreiterter Grundlage und mit er- 
höhten Aufwendungen — weiterer ruhiger und 
stetiger Arbeit, um das große Kulturunternehmen 
zu voller Blüte zu bringen. 
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Der Lissaboner Kakaomarkt im Januar 1914./) 
Der Preis für S. Thomé-Kakao ist in Lissabon 
während des Monats Januar weiter gesunken und 
wurde am Ende des Monats mit 4300 bis 4400 Reis 
notiert. 
Im Jamar, 1914 (und 1913) betrug die Zfuhr 
43.657 Sack (33 414), die Ansfuhr 71 867 Sa 2 00 
und der? Vorrat am 31. 126 763 Sack (73 72 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Lissabon 
Der niederländische Kakao- und Rakaobutter- 
Oarkt 1913.7“) 
Handel und Industrie in Kakao haben im Jahre 
1913 in den Niederlanden trotz der besonders durch 
den Ballankrieg verursachten allgemeinen politischen 
und wirtschaftlichen Schwierigkeiten wiederum große 
Fortschritte gemacht, wenn auch die Preise für den 
Rohstoff im allgemeinen nicht so günstig waren wic im 
Vorjahr. Die bedeutend vermehrte Erzeugung von 
. Vol. „D. Kol. Bl.“ 1914, S. 110 
**) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1913, S. 241 f. 
  
Kakaopulver in den Niederlanden gab zu großen Ab- 
schlüssen in den verschiedenen Kakaosorten aller Pro- 
Wrtasimelinder Anlaß, wobei sich allerdings der Mangel 
an großen und regelmäßigen Zufuhren — die aus 
Bahia waren besonders klein — im Laufe des Jahres 
wiederholt störend geltend machte. Am Jahresende 
ließen indessen größere Vorräte und Lussichten auf 
günstige und reichlichere Ernten wesentlich niedrigere 
Preise und ein richtiges Preisverhältuis der einzelnen 
Kakaosorten zueinander erwarten. Darüber ist folgen- 
des zu bemerken: 
Accra-Kakao stand beinahe während des hanze" 
Jahres im Preise besserer Sorten. Die gute Be- 
schaffenheit von fermentiertem Accra-Kakao übte große 
Anziehungskraft aus, während „Courant“ vielfach zu 
wünschen übrig ließ. Die Pflanzer an der Goldküste 
werden nunmehr eingesehen haben, daß das Fermen- 
tieren ihres Kakaos in vieler Hinsicht vorteilhaft ist, 
und man rechnet damit, daß binnen kurzem nur noch 
solcher Katao verschifft werden wird. 
a.Kakao war im Jahre 1913 mabgeben 
für diel anderen Mittelsorten. Die größeren Zufuhren 
in der zweiten Jahreshälfte bewirkten einen Rückgang 
der hochgeschraubten Preise. 
Der Umsatz in St. Thomé-Kakao war im Jahre
	        
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