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Hieraus ergibt sich, daß seitens der Verwaltung
in dem kurzen Zeitraum von vier Jahren unter
erheblichen Aufwendungen ein umfangreicher
Apparat neu in den Dienst der großen Aufgabe
gestellt worden ist. Über die Tätigkeit der ein-
zelnen Versuchsstationen und der Wanderlehrer
bringt die Denkschrift mehr oder weniger ein-
gehende Berichte. Sie behandelt ferner die wich-
tigen Fragen der natürlichen Vorbedingungen —
Boden und Klima — und die nicht minder wich-
tige Sortenfrage und beschäftigt sich endlich mit
den besonderen Maßnahmen der drei Gouverne=
ments, wie z. B. den Einrichtungen der Saaten-
erkennung, der behördlichen Saatverteilung und
der Baumwollmärkte in Ostafrika und Togo und
den Erkundungen verschiedener Hinterlandsbezirke
von Kamerun auf ihre Eignung für die Baum-
wollkultur.
Auch die im Interesse des Baumwollbaues
getroffenen Maßnahmen des Kolonialwirtschaft-
lichen Komitees werden gebührend berücksichtigt.
Aus den kritischen Erörterungen über die
Entwicklung der Plantagen= und Eingeborenen-
kultur entnehmen wir, welche Schwierigkeiten im
einzelnen sich der Einführung des Baumwollbaues
anfänglich entgegengestellt haben. Die frühere
Entwicklung führte zwingend zu der Aufnahme
exakter planmäßiger Versuchsarbeit, um zunächst
die technischen Grundlagen für erfolgreichen Be-
trieb der Kultur in europäischen Pflanzungen wie
auch bei den Eingeborenen zu gewinnen und um
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die Produkte selbst zu verbessern, sie qualitativ
zu vereinheitlichen und ihnen damit danernd einen
glatten Absatz zu sichern.
Sollen somit noch festere Grundlagen für den
späteren Ausbau geschaffen werden, so kann man
nicht gleichzeitig auf Massenproduktion hin-
arbeiten, sondern muß in dieser Periode der Ent-
wicklung und noch für einige Jahre auf ein
schnelles Ansteigen der Produktions= und Aus-
fuhrziffern verzichten. Immerhin liegen nach
allen Richtungen gute und vielversprechende An-
fänge vor. Im Jahre 1912 — also erst etwa
zehn Jahre nach Beginn der Baumwollunter-
nehmungen — wurde aus Deutsch-Ostafrika und
Togo zusammen Baumwolle im Werte von rund
2,6 Millionen Mark ausgeführt. In Deutsch-
Ostafrika ist der Aufstieg unverkennbar, in Kamerun
und Togo wird es im wesentlichen von der zu-
künftigen Gestaltung der Transportverhältnisse
abhängen, um die bisherigen Leistungen zu steigern.
In allen drei Kolonien sind die natürlichen und
wirtschaftlichen Grundlagen für einen ausgedehn-
teren Baumwollanbau gegeben, Hindernisse grund-
sätzlicher Art stehen der Ausdehnung dieses Pro-
duktionszweiges nicht mehr im Wege. Für die
nächste Zukunft aber bedarf es — allerdings auf
erheblich verbreiterter Grundlage und mit er-
höhten Aufwendungen — weiterer ruhiger und
stetiger Arbeit, um das große Kulturunternehmen
zu voller Blüte zu bringen.
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Der Lissaboner Kakaomarkt im Januar 1914./)
Der Preis für S. Thomé-Kakao ist in Lissabon
während des Monats Januar weiter gesunken und
wurde am Ende des Monats mit 4300 bis 4400 Reis
notiert.
Im Jamar, 1914 (und 1913) betrug die Zfuhr
43.657 Sack (33 414), die Ansfuhr 71 867 Sa 2 00
und der? Vorrat am 31. 126 763 Sack (73 72
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Lissabon
Der niederländische Kakao- und Rakaobutter-
Oarkt 1913.7“)
Handel und Industrie in Kakao haben im Jahre
1913 in den Niederlanden trotz der besonders durch
den Ballankrieg verursachten allgemeinen politischen
und wirtschaftlichen Schwierigkeiten wiederum große
Fortschritte gemacht, wenn auch die Preise für den
Rohstoff im allgemeinen nicht so günstig waren wic im
Vorjahr. Die bedeutend vermehrte Erzeugung von
. Vol. „D. Kol. Bl.“ 1914, S. 110
**) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1913, S. 241 f.
Kakaopulver in den Niederlanden gab zu großen Ab-
schlüssen in den verschiedenen Kakaosorten aller Pro-
Wrtasimelinder Anlaß, wobei sich allerdings der Mangel
an großen und regelmäßigen Zufuhren — die aus
Bahia waren besonders klein — im Laufe des Jahres
wiederholt störend geltend machte. Am Jahresende
ließen indessen größere Vorräte und Lussichten auf
günstige und reichlichere Ernten wesentlich niedrigere
Preise und ein richtiges Preisverhältuis der einzelnen
Kakaosorten zueinander erwarten. Darüber ist folgen-
des zu bemerken:
Accra-Kakao stand beinahe während des hanze"
Jahres im Preise besserer Sorten. Die gute Be-
schaffenheit von fermentiertem Accra-Kakao übte große
Anziehungskraft aus, während „Courant“ vielfach zu
wünschen übrig ließ. Die Pflanzer an der Goldküste
werden nunmehr eingesehen haben, daß das Fermen-
tieren ihres Kakaos in vieler Hinsicht vorteilhaft ist,
und man rechnet damit, daß binnen kurzem nur noch
solcher Katao verschifft werden wird.
a.Kakao war im Jahre 1913 mabgeben
für diel anderen Mittelsorten. Die größeren Zufuhren
in der zweiten Jahreshälfte bewirkten einen Rückgang
der hochgeschraubten Preise.
Der Umsatz in St. Thomé-Kakao war im Jahre