Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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II. 
Die Gefechte gegen die aufständigen Eba— 
leute im Bezirk Sembe und die vermut— 
lichen Gründe des Aufstandes. 
Bericht des Assessors Heym. 
Am 3. Oktober marschierte ich von Sembe 
ab. Die Abteilung bestand aus Assessor Heym 
als Leiter, Dr. Rantenberg, dem Regierungs- 
arzt von Molundu als Arzt, Postenführer Herzog 
von Molundu als Schütze am Maschinengewehr, 
und dem bisherigen Postenführer Treichel von 
Sembe, der das aufständische Gebiet teilweise kannte, 
sowie aus 76 Polizeisoldaten, einem Maschinen- 
gewehr und 60 Trägern. Die Polizeisoldaten 
setzten sich zusammen aus Abteilungen von Juka- 
duma, Molundu, Ngoila, Sembe und Eta. In 
Sembe ließ ich den tags zuvor eingetroffenen 
neuen Postenführer Kehm und 15 Soldaten zurück 
mit der Anweisung, von weiteren aus Jukaduma 
erwarteten 26 Polizeisoldaten zehn zum Schutze 
des Postens zurückzubehalten, den Rest mir nach- 
zusenden. 
In der Nacht vom 3. zum 4. Oktober wurde 
im Dorf Are der treugebliebenen Bäquil gerastet 
und am 4. nach dem Ebadorf Mekimakub mar- 
schiert. In diesem Dorf war am 19. September 
dem französischen Oberleutnant Karcher von der 
Grenzexpedition beim Durchmarsch ein Soldat und 
ein Träger abgeschossen und ein Soldat ver- 
wundet worden. Das Dorf war verlassen und 
zum größten Teil von den Eingeborenen abge- 
brannt worden. Die am 4. und 5. von hier 
zur Aufsuchung der feindlichen Bewohner ent- 
sandten Patrouillen kehrten meist erfolglos zurück. 
Am 6. brach ich auf und lagerte im be- 
freundeten Mabesadorf Mingelakum und am 7. 
im Busch. Am 8. wurde vormittags das Eba- 
dorf Usulabot erreicht. Dort war am 28. August 
der Postenführer Treichel durch einen Schuß ins 
Gesicht verletzt und ein Soldat erschossen, ein 
Soldat verwundet worden. Das Dorf liegt auf 
einem ungefähr 100 m hohen Bergrücken und ist 
ungefähr 800 m lang. Die Abhänge sind mit 
alten, dichtverwachsenen Farmen umgeben. Von 
der Angriffseite führt ein schnurgerader, ungefähr 
200 m langer und #m breiter Aufstieg zur Höhe, 
so daß man das erste Haus von unten sehen 
kann. Die Angriffseite war befestigt durch zwei 
Gatterzäune in je 10 m Abstand, hinter denen 
eine Palisade aus starken Bohlen und wenige 
Schritte weiter das stark befestigte Palaverhaus 
stand. Sobald die Spitze der Abteilung am Fuß 
des Pfades anlangte, wurde von oben heftig, 
aber wegen der Entfernung völlig wirkungslos 
gefeuert. Ich sandte zwei starke Patronillen zur 
Umgehung nach rechts und links ab und ließ die 
  
Palisade mit dem Maschinengewehr beschießen. 
Das feindliche Feuer schwieg, der Anstieg wurde 
angetreten. Das Dorf, soweit es nicht von 
Treichel am 28. August abgebrannt war, stand 
in hellen Flammen, und die ganze Abteilung 
mußte im Laufschritt durch die etwa 200 m lange 
und 6 bis 8 m breite Dorfstraße zum nächsten 
freien Platz vorgehen. Jenseits dieses Platzes war 
wiederum eine starke Palisade errichtet, hinter 
die sich der Feind zurückgezogen hatte und von 
der er auf die Abteilung, die aus dem brennenden 
Dorf kam, feuerte. Mit dem Maschinengewehr 
wurde die Umgebung und die Palisade gesäubert. 
Ein Träger am Maschinengewehr wurde ver- 
wundet. Die Abteilung besetzte in weiter Schützen- 
lime ringsum die Abhänge, durch die Träger 
ließ ich Schußfeld freischlagen und die nächsten 
Palisaden umwerfen. Die Schütenlinien wurden 
noch ungefähr zwei Stunden lang von feindlichen 
Angriffen belästigt. Währenddessen ließ ich ein 
Lager auf der höchsten Stelle des Dorfes durch 
eine Fenz notdürftig befestigen und gegen 6 Uhr 
abends Sammeln blasen. Am 9. vormittags ver- 
suchte eine starke feindliche Abteilung einen An- 
griff aufs Lager, wurde aber durch Maschinen- 
gewehrfeuer schnell zerstreut. Im übrigen erfolgte 
keinerlei Beunruhigung mehr, Verpflegungs= und 
Wasserpatrouillen blieben unbehelligt, das Lager 
konnte weiter befestigt werden. Am 10. sandte 
ich den Gefreiten Tsinga und 25 Mann ab mit 
dem Befehl, das Dorf des Häuptlings Ndia zu 
suchen. Es hatten mir nämlich in Sembe be- 
freundete Häuptlinge mitgeteilt, Ndia habe seit 
einigen Monaten ein neues sehr festes Dorf auf 
einem hohen Berg angelegt, wo sich alle Eba- 
leute zum Widerstand versammeln sollten. Eine 
weitere zur Säuberung der Umgebung entsandte 
Patrouille von 20 Mann kam am 11. ohne Erfolg 
zurück. Dafür schickte aber Tsinga Meldung, er 
habe das Dorf auf einem unzugänglichen Berg, 
sehr stark befestigt und besetzt, in sieben Stunden 
Entfernung gefunden und bäte um Hilfe, da er 
nicht zurück könne. Ich sandte, da es an diesem 
Tage zu spät war, um noch bei Tage angreifen 
zu können, weitere 20 Mann zur Unterstützung 
mit dem Befehl an Tsinga, auf jeden Fall die 
Aufständischen im Dorfe festzuhalten. An dem- 
selben Tage traf auch die aus Inkaduma er- 
wartete Verstärkung von 16 Mann ein, so daß 
die Abteilung nunmehr 92 Gewehre zählte. In 
der Nacht wurde zwei Stunden lang in sehr 
weiter Ferne außerordentlich starkes Feuer aus 
Soldaten= und Buschgewehren gehört. 
Am 12. brach ich nach Zerstören und Ab- 
brennen meines Lagers in Eilmärschen auf und 
erreichte das alte Dorf Ndia, das bereits zer- 
sallen war. Ich erhielt Meldung, daß das neue
	        
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