Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Dorf eine Stunde entfernt sei. Das nachts ge- 
hörte Schießen dauerte ungeschwächt fort. Von 
Alt-Rdia ließ ich Postenführer Treichel mit 
15 Mann abgehen mit dem Auftrag, möglichst 
eine geeignete Stellung für das Maschinengewehr 
zu suchen. Später folgte ich ihm mit Herzog, 
dem Maschinengewehr und 17 Mann. Regierungs- 
arzt Dr. Rautenberg blieb zurück mit den Lasten 
und 15 Soldaten zur Anlegung eines provisorisch 
befestigten Lagers, falls es an diesem Tage nicht 
mehr möglich sein sollte, die Lasten nachzuholen. 
bittags traf ich vor Ndia ein; Treichel meldete, 
daß das Maschinengewehr auf 25 bis 30 m an 
de feindliche Befestigung herangebracht werden 
üsse. 
Die Lage war so: Das Dorf befand sich auf 
einem hohen Bergrücken von 200 m Länge. 
Dieser senkte sich nach Westen um 30 m zu einem 
weiteren Rücken, der 500 m lang war und sich 
dann in zwei Arme von je 200 m Länge teilte. 
Der Bergrücken war in seiner ganzen Ausdehnung 
mit Häusern bebaut. Der Neuschlag auf den 
bhängen ringsum war höchstens 4 bis 6 Monate 
alt und bildete ein für den Angriff undurch- 
dringliches Gewirr von Baumstämmen und Geäst. 
luf dem unteren Rücken waren in bestimmten 
Abständen acht starke Palisaden quer durchs Dorf 
gezogen. In diesem Teil des Dorfes hatten sich 
in zwei Häusern 10 Mann der Patrouille Tsinga 
festgesetzt und waren wiederholt angegriffen wor- 
en, so daß sie nicht wieder heraus konnten. 
aher kam das starke Gewehrfeuer. Der höchste 
Teil des Dorses war eine förmliche Festung. An 
der Angriffseite war eine 1 m starke und 4 m 
hohe Palisade aus frischen gespaltenen Baum- 
stämmen, dicht geschlossen und mit Schußlöchern 
versehen. Davor in Entfernung von 10 zu 10 m 
zwei starke Gatter, die durch einen Gattergang 
zum Eingang der Palisaden führten. Die Stangen 
er Gatter waren durch Stricke mit Glocken im 
Innern des Dorfes zur Alarmierung verbunden. 
n den Seiten des oberen Dorfes waren kugel- 
sichere Stände zur Bewachung der Seitenhänge 
errichtet. Auf der Angriffseite führte ein Pfad 
i 45 Grad Steigung zum Dorf, der mit ge- 
lällten Baumstämmen usw. jedes Schußfeld ver- 
weigerte, so daß das Maschinengewehr im offenen 
Feuer aus dem Dorf 25 bis 30 m vor der 
Dlisade aufgestellt und bedient werden mußte. 
der Anstieg bis dahin wurde nicht reizvoller 
euch die zahlreich aus dem Dorf geschleuderten 
d eine. Unter dem feindlichen Feuer waren 
entlich Schüsse aus Hinterladern zu beobachten. 
#e Schüsse: des Maschinengewehrs konnten die 
5 gade nicht durchschlagen und wurden mit 
öhngeschrei beantwortet. Der Postenführer 
erzog mußte deshalb dauernd auf eine Stelle 
  
halten, so daß nach ungefähr 900 Patronen diese 
Stelle endlich durchschlagen wurde. Als gleich- 
zeitig ein strömender Regen einsetzte, der die 
Vorderlader der Eingeborenen unbrauchbar machte, 
begannen die Eba abzubauen. Ich ließ jetzt zum 
Sturm blasen und es gelang, das Dorf um halb 
zwei Uhr zu nehmen. Darauf ließ ich durch eine 
Abteilung Dr. Rautenberg mit den Lasten holen 
und sandte sofort drei Patronillen zu je 15 Mann 
zur Verfolgung der Eba ab. Die Einnahme von 
Ndia hatte an Verlusten gekostet: zwei Mann 
tot, einer schwer verwundet (später gestorben) und 
vier leichter verwundet. Bis zum 17. blieb die 
Abteilung in Ndia und ich ließ Patronillen 
streifen. Von eingebrachten Eba-Weibern hörte 
ich, daß die Eba sich nicht unterwerfen wollten, 
bevor nicht auch in den übrigen drei Dörfern 
Ngok, Kelembele und Modemajok gekämpft 
worden sei. 
Am 18. brach ich daher nach Zerstörung des 
Dorfes Ndia und seiner Befestigungen nach Ngok 
auf. Der Marsch blieb unbehelligt; die zahlreich 
am Weg ausgestellten Wachen flohen zurück. 
Ungefähr eine Stunde vor Ngok hatte sich der 
Häuptling Ngok selbst mit einer Anzahl Getrener 
am Weg angesetzt. Er hatte schon einen Teil 
der Spitze passieren lassen, anscheinend, um auf 
den nächsten Europäer zu warten, als er von 
einem Soldaten gesehen und erschossen wurde. 
Seine Leute feuerten darauf und flohen. Bei 
der Leiche des Ngok wurde ein französischer 
Karabiner Mod. 74 mit Munition und ein Aus- 
weis der französischen Verwaltung gefunden. Das 
Dorf Rgok war genau in derselben Weise be- 
jestigt und unzugänglich wie Ndia. Das Ma- 
schinengewehr mußte 30 m vor der Palisade im 
feindlichen Feuer in Stellung gehen. Ein Soldat 
am Gewehr wurde in den Fuß geschossen und 
Herzog leicht am Finger gestreift. Ich ließ von 
beiden Seiten zugleich durch Patronillen angreifen 
und zum Sturm blasen. Das Dorf wurde, wahr- 
scheinlich unter dem Eindruck des Todes des 
Häuptlings Ngok, sehr bald geräumt, vorher aber 
noch zum größten Teil angezündet. Es wurde 
ein befestigtes Lager gebant, da Patronillen am 
Wasser beunruhigt worden waren. Nach Kelem- 
bele und Modemajok sandte ich von hier aus 
starke Patrouillen zur Aufklärung. Die erstere 
brachte Meldung, daß Kelembele stark besetzt und 
befestigt sei. Deshalb brach ich am 22. mit 
Treichel, Herzog und 50 Soldaten dorthin 
auf. Dr. Rautenberg mußte wegen des bei 
Ndia schwer verwundeten Soldaten im Lager 
von Ngok zurückbleiben. Das Dorf Kelembele 
war anscheinend neu an einem Bergabhang an- 
gelegt, mit frisch geschlagenen und neu bestellten 
Feldern ringsum. Es war durch starke Palisaden
	        
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