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Dorf eine Stunde entfernt sei. Das nachts ge-
hörte Schießen dauerte ungeschwächt fort. Von
Alt-Rdia ließ ich Postenführer Treichel mit
15 Mann abgehen mit dem Auftrag, möglichst
eine geeignete Stellung für das Maschinengewehr
zu suchen. Später folgte ich ihm mit Herzog,
dem Maschinengewehr und 17 Mann. Regierungs-
arzt Dr. Rautenberg blieb zurück mit den Lasten
und 15 Soldaten zur Anlegung eines provisorisch
befestigten Lagers, falls es an diesem Tage nicht
mehr möglich sein sollte, die Lasten nachzuholen.
bittags traf ich vor Ndia ein; Treichel meldete,
daß das Maschinengewehr auf 25 bis 30 m an
de feindliche Befestigung herangebracht werden
üsse.
Die Lage war so: Das Dorf befand sich auf
einem hohen Bergrücken von 200 m Länge.
Dieser senkte sich nach Westen um 30 m zu einem
weiteren Rücken, der 500 m lang war und sich
dann in zwei Arme von je 200 m Länge teilte.
Der Bergrücken war in seiner ganzen Ausdehnung
mit Häusern bebaut. Der Neuschlag auf den
bhängen ringsum war höchstens 4 bis 6 Monate
alt und bildete ein für den Angriff undurch-
dringliches Gewirr von Baumstämmen und Geäst.
luf dem unteren Rücken waren in bestimmten
Abständen acht starke Palisaden quer durchs Dorf
gezogen. In diesem Teil des Dorfes hatten sich
in zwei Häusern 10 Mann der Patrouille Tsinga
festgesetzt und waren wiederholt angegriffen wor-
en, so daß sie nicht wieder heraus konnten.
aher kam das starke Gewehrfeuer. Der höchste
Teil des Dorses war eine förmliche Festung. An
der Angriffseite war eine 1 m starke und 4 m
hohe Palisade aus frischen gespaltenen Baum-
stämmen, dicht geschlossen und mit Schußlöchern
versehen. Davor in Entfernung von 10 zu 10 m
zwei starke Gatter, die durch einen Gattergang
zum Eingang der Palisaden führten. Die Stangen
er Gatter waren durch Stricke mit Glocken im
Innern des Dorfes zur Alarmierung verbunden.
n den Seiten des oberen Dorfes waren kugel-
sichere Stände zur Bewachung der Seitenhänge
errichtet. Auf der Angriffseite führte ein Pfad
i 45 Grad Steigung zum Dorf, der mit ge-
lällten Baumstämmen usw. jedes Schußfeld ver-
weigerte, so daß das Maschinengewehr im offenen
Feuer aus dem Dorf 25 bis 30 m vor der
Dlisade aufgestellt und bedient werden mußte.
der Anstieg bis dahin wurde nicht reizvoller
euch die zahlreich aus dem Dorf geschleuderten
d eine. Unter dem feindlichen Feuer waren
entlich Schüsse aus Hinterladern zu beobachten.
#e Schüsse: des Maschinengewehrs konnten die
5 gade nicht durchschlagen und wurden mit
öhngeschrei beantwortet. Der Postenführer
erzog mußte deshalb dauernd auf eine Stelle
halten, so daß nach ungefähr 900 Patronen diese
Stelle endlich durchschlagen wurde. Als gleich-
zeitig ein strömender Regen einsetzte, der die
Vorderlader der Eingeborenen unbrauchbar machte,
begannen die Eba abzubauen. Ich ließ jetzt zum
Sturm blasen und es gelang, das Dorf um halb
zwei Uhr zu nehmen. Darauf ließ ich durch eine
Abteilung Dr. Rautenberg mit den Lasten holen
und sandte sofort drei Patronillen zu je 15 Mann
zur Verfolgung der Eba ab. Die Einnahme von
Ndia hatte an Verlusten gekostet: zwei Mann
tot, einer schwer verwundet (später gestorben) und
vier leichter verwundet. Bis zum 17. blieb die
Abteilung in Ndia und ich ließ Patronillen
streifen. Von eingebrachten Eba-Weibern hörte
ich, daß die Eba sich nicht unterwerfen wollten,
bevor nicht auch in den übrigen drei Dörfern
Ngok, Kelembele und Modemajok gekämpft
worden sei.
Am 18. brach ich daher nach Zerstörung des
Dorfes Ndia und seiner Befestigungen nach Ngok
auf. Der Marsch blieb unbehelligt; die zahlreich
am Weg ausgestellten Wachen flohen zurück.
Ungefähr eine Stunde vor Ngok hatte sich der
Häuptling Ngok selbst mit einer Anzahl Getrener
am Weg angesetzt. Er hatte schon einen Teil
der Spitze passieren lassen, anscheinend, um auf
den nächsten Europäer zu warten, als er von
einem Soldaten gesehen und erschossen wurde.
Seine Leute feuerten darauf und flohen. Bei
der Leiche des Ngok wurde ein französischer
Karabiner Mod. 74 mit Munition und ein Aus-
weis der französischen Verwaltung gefunden. Das
Dorf Rgok war genau in derselben Weise be-
jestigt und unzugänglich wie Ndia. Das Ma-
schinengewehr mußte 30 m vor der Palisade im
feindlichen Feuer in Stellung gehen. Ein Soldat
am Gewehr wurde in den Fuß geschossen und
Herzog leicht am Finger gestreift. Ich ließ von
beiden Seiten zugleich durch Patronillen angreifen
und zum Sturm blasen. Das Dorf wurde, wahr-
scheinlich unter dem Eindruck des Todes des
Häuptlings Ngok, sehr bald geräumt, vorher aber
noch zum größten Teil angezündet. Es wurde
ein befestigtes Lager gebant, da Patronillen am
Wasser beunruhigt worden waren. Nach Kelem-
bele und Modemajok sandte ich von hier aus
starke Patrouillen zur Aufklärung. Die erstere
brachte Meldung, daß Kelembele stark besetzt und
befestigt sei. Deshalb brach ich am 22. mit
Treichel, Herzog und 50 Soldaten dorthin
auf. Dr. Rautenberg mußte wegen des bei
Ndia schwer verwundeten Soldaten im Lager
von Ngok zurückbleiben. Das Dorf Kelembele
war anscheinend neu an einem Bergabhang an-
gelegt, mit frisch geschlagenen und neu bestellten
Feldern ringsum. Es war durch starke Palisaden