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Die Kindersterblichkeit ist groß wegen des Fiebers
und unzgweckmäßiger Ernährung. Manche bringen uns
ihre Kinder zur Behandlung, wir suchen sie dann auf-
zuklären. Die Flugschrift „Shauri Niema. Habari ya
Kutunza wuloto- haben wir viel verbreitet. Hier
baben wir ständig eine Arztin, und öfters kommt auch
Herr Dr. Howard. Viele Leute holen Arznei bei uns.
Die europäische Abteilung der S. T. A.
Missionsgesellschaft im Bezirke Wilhelmstal
schreibt:
Der Sänuglingssterblichkeit suchten wir dadurch ent-
gegenzutreten, daß wir da, wo angängig, den Frauen
schon vor der Niederkunft entsprechende Ratschläge er-
teilten. Später wiesen wir die Eltern immer wieder
an, daß z. B. Verdauungsstörungen der Säuglinge am
besten durch eine leicht durchführbare Diät der Mutter
geregelt würden und nicht durch die beliebten Medizinen
hiesiger oder europäischer Herkunft. Besonders wurde
auch auf die Schädlichkeit des Mehlbreis hingewiesen.
Unsere Abneigung gegen „papa“ (Brei) ist hier schon
lo bekannt, daß Frauen, die Säuglinge mit Ver-
anungsstörungen in Behandlung bringen, sofort eifrig
betonen. daß kein „papa“ gegeben wurde, was aller-
dings wohl meistens nicht den Tatsachen entspricht.
Sie geben auch nachträglich oft zu, daß die Großmutter
dem Rinde doch etwas zu essen geben müßte, wenn die
kutter bei der Feldarbeit sei. Auch Kinderflaschen
wurden häufig gekanft, um wenigstens ilch als
Zwischennahrung geben zu können. Bei einigen Ge-
urten kamen Christenfrauen auf die Station, was
wohl mit der Zeit die Regel werden wird. Diese
Kinder haben sich gut entwickelt. Ich werde mich be-
mühen, in diesem Jahre von einer größeren Anzahl
Frauen die Angaben über Geburten usw. zu erhalten.
Tanga.
Ooberstabsarzt Dr. Lott berichtet: Bei den in
Tanga ansässigen Eingeborenen ist eine Ernäh-
rung des Säuglings ausschließlich mit Muttermilch
unbekannt. Die Muttermilch wird nur als Ge-
tränk angesehen, und die Mutter gibt dem Kinde
die Brust, so oft es schreit. Da das Kind aber
nach Ansicht der Eingeborenen nicht nur trinken,
sondern auch essen muß, so erhält es etwa vom
ritten Lebenstage an einen dünnen Mehlbrei
zweimal täglich, der ihm von der Mutter mit den
Fingern in den Mund gestrichen wird. Der Brei
wird aus Reis oder Mais oder Negerhirse ge—
bocht. Kuh= oder Ziegenmilch bekommen die Säng-
linge nicht. Sie werden von der Mutter so lange
gestillt, bis sie gehen können, also etwa neun
Monate lang; bei den im Hinterlande wohnenden
tämmen, Wadigo, Wabondei, Washambala und
aseguha, bleiben die Kinder sogar bis zum
ritten Lebensjahre an der Brust, wenn nicht
etwa vorher eine neue Schwangerschaft dem Stillen
ein Ende macht. Sind die Kinder von der Mutter-
rust abgesetzt, so werden sie weiterhin vorwiegend
mit Milchbreien ernährt. Daneben bekommen sie
auch etwas Fleisch, Fisch, Bananen und andere
Früchte. Stirbt die Mutter im ersten Lebensjahre
es Kindes oder kann sie es nicht selbst stillen, so
wird eine Amme gesucht, wenn möglich in der
Verwandtschaft, die dann das Kind ganz zu sich
nimmt und pflegt und nährt. Wenn in der Ver-
wandtschaft keine stillende Frau zu haben ist, so
findet sich im Dorfe meist eine andere Frau bereit
dazu. Es wird auch kein Gewicht darauf gelegt,
daß es nur eine ist, sondern gelegentlich nehmen
auch andere Frauen sich des Kindes an und
nähren es, wenn die eigentliche Amme gerade
nicht zur Stelle ist. Diese Ammendienste werden
unentgeltlich geleistet.
Ostusambara.
Oberstabsarzt Medizinalrat Dr. Schörnich,
der Regierungsarzt der Nordbezirke, schreibt aus
Amani: Bei den Wabondei (zwischen Muheza-
Amani) habe ich bislang folgende Beobachtung
gemacht: Das neugeborene Kind wird in der
ersten Woche von einer anderen Frau genährt in
der Annahme, daß die eigene Muttermilch zunächst
noch „schlecht“ sei. Von Geburt an bekommt das
Kind als Zukost Maismehlbrei. Ist die erste
Woche verflossen, so nimmt die richtige Mutter
ihr Kind zurück und reicht ihm die eigene Milch
unter weiterer Zugabe von Maismehlbrei. Nach
etwa zwei bis drei Wochen wird als Zukost
dünner gekochter Bananenbrei oder Reissuppe ge-
geben. Diese Form der Ernährung dauert ein
bis zwei Jahre. Kuh-, Ziegen= oder saure Milch
wird nicht verabreicht. Eine ausschließlich künst-
liche Ernährung der Säuglinge findet nicht statt.
Ist die Mutter gestorben oder nicht in der Lage
zu stillen, so wird das Kind von einer anderen
Stammesverwandten genommen, welche dann
nötigenfalls zwei Kinder stillt.
Pangani.
Über Säuglings= und Kinderernährung wurden
auf der Station Pangani folgende Feststellungen
gemacht: Fast alle Säuglinge werden mit Mutter-
milch ernährt. Die Ernährung an der Mutter-
brust dauert gewöhnlich ein halbes bis zwei Jahre.
Die Säuglinge werden aber schon eher abgesetzt,
sobald die Mutter wieder schwanger wird; sie be-
kommen dann Mehlsuppen zum Trinken und
werden mit Breien gestopft. Falls die Mutter-
milch für den Säugling nicht ausreichend scheint,
bekommt dieser nebenbei noch Mehlsuppen, Kuh-
oder Ziegenmilch und Mehlbreie. Über künstliche
Ernährung der Säuglinge mit Tiermilch ist hier
nichts bekannt. Sobald die Mutter eines Säug-
lings stirbt oder zu wenig Milch hat, so wird er,
wenn möglich, von einer anderen Mutter ernährt.
Es ist auch festgestellt worden, daß eine Mutter
neben ihrem eigenen Kind zu gleicher Zeit noch
ein anderes Kind ernährt.