Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

# 402 20 
die Viehkraale bibekumgruppiirt. sind vielerorts der 
sizige Unterschl Man kann sich daraus einen 
griff von dem biee berrschenden Schmutz, der Fliegen- 
* u#sw. machen. Den Schua belästigt das aber 
nicht weiter. Er ist genau so schmuvig wie sein Dorf, 
und besonders seine Weiber starren vor Schmutz, da 
ihnen die gesamte Arbeit der Viehpflege, des Melkens 
usw. zufällt, während der Mann eigentlich nur den 
Hirten spielt. So störend uns diese Eindrücke sind, so 
lassen sie hinwiederum auch den günstigen Rückschluß 
zu, daß der Schua eben nur seinem Vieh lebt. Das 
bestätigt das Aussehen der Herden. Man findet keine 
Zecke an den Tieren. Täglich sorgliche Säuberung 
hält das Vieh von dieser Plage frei. Die Herden 
solgen dem Hirten auf Zuruf und geben so das beste 
Zeugnis von der zutraulichen Behandlung. Der Acker- 
bau ist meistens auf das absolut nötige Maß einge- 
schränkt, da alles Interesse der Viehzucht gewidmet 
ist, zum Teil aber auch wohl aus Faulheit: denn die 
Frauen sind schon mit der Versorgung des Viehes und 
dem notwendigsten Früchteanbau beschäftigt. Ein ver- 
mehrter Ackerbau würde daher die Arbeit des Mannes 
im erhöhten Maße voraussetzen. Es ist verständlich, 
daß er sich dazu schwer entschließt, denn die Hirten- 
tätigkeit ist bequem. s entspricht dem Empfinden 
dieser Menschen, daß der Mann damit, sowie als 
streitbarer Beschützer seines Besitzes, genügend Arbeit 
leistet. Die Herden enthalten kein reinrassiges Vieh. 
Wenn auch das Schua-Rind überwiegt, ein dem Fulbe- 
Rind sehr ähnliches Tier, mit verhältnismäßig großem 
Buckel, feinem Horn und mittelstarkem Knochenbau, so 
findet man auch Bororo-Rinder mit dem karakteristi-- 
schen langen, geschwungenen Horn, Magari= bzw. 
Bornn-Kühe mit kurzem krästigen. häufig. nach unten 
gebogenem Horn, Bare-Bullen und Ochse s Trag- 
tiere mit sehr langem und sehr Norreie W*- ##9 
letzteren sind allerdings verhältnismäßig selten. Ihre 
Heimat liegt in den englischen Tschadseeländern. 
Ich glanbe nicht, daß die verschiedenartige Zu- 
sammensetzung der Viehbestände irgendwelchen be- 
stimmten Zuchtregeln entspricht. Wohl kennt der Schna 
den verschiedenen Nutzungswert der Tiere, die Genüg- 
samkeit des Schua-Rindes in der Trockenzeit, die 
Härte des Bororo-Rindes, die Vorzüge des Bare- 
Bullen in der Arbeit usw., ader diese Eigenschaften 
haben ihn nicht veranlaßt, nun dementsprechend be- 
stimmte Zuchtrichtungen zu verfolgen; dafür ist die 
Zusammensetzung mancher Herden. zu wahllos. Wie 
ich die Kaufgelegenheit bot, hat der kanflräftige Be- 
sitzer seinen Biehstand durch Ankauf vermehrs, dem 
Gedanken folgend, daß die Angahl der Kühe seine 
Größe und Bedeutung bestimme. 
Die Viehhaltung ist eine reine Weide- 
  
  
wirtschaft. In der Re ezeit, wo sich überall Gras 
genug findet, hält cich h chua- mit seinen Heden 
dort auf, wo er seine — %% Wohn- 
isagen — ten 
sitze hat. Die in dieser Zeit selge Hare inspinge 
hält er von sich und dem Vieh dadurch ab, daß er in 
seinem Hause, in dem auch seine oeh während des 
nachts untergebracht wird, ständiges Feuer mit ge- 
trocknetem Dung unterhält, dessen beißender Rauch die 
Moskitos von ihm, der inmitten der Herde mit seiner 
ganzen Familie schläft, und seinen Kühen wenigstene 
etwas verscheucht. Dort, wo sich während der Regen- 
zeit auch vereinzelt Tsetse findet, hält der Schua sein 
Vieh während des Tages im Hause und weidet es nur 
des Nachts, wie z. B. in Ssagami am kschadsee, in 
Dus, einen Tagemarsch westlich Gulfei. 
In der Trockenzeit, wo die Weiden verholzt sind 
und durch Brennen für Nachwuchs Platz geschaffen ist. 
  
die fehlende Feuchtigkeit aber den Graswuchs ver- 
hindert, wandert der Schua mit seinen Herden in die 
Weidegebiete und verbringt in provisorischen Heim- 
stätten hier die Trockenzeit. 
Das Hauptgebiet der Viehzucht, d. h. die Regenzeit- 
wohnsitze des Schnas, liegen im Gulfei-Sultanat. Im 
übrigen sind die Siedlungen der Hauptviehbesitzer teil- 
weise auf den kleinen Sandhügeln des Zentralgebiets, 
teilweise an dessen Rande, wo Erhebungen des Bodens 
Wasserfreiheit in der Regenzeit gestatten, verstreut. 
Diese Gruppierung um das Überschwemmungsgebiet 
herum beweist, daß dieses mit seinen Trockenzeitweiden. 
die wir am ansgedehntesten an den bei Djilbe und 
Kutelaha befindlichen Senken finden, ein Haupt- 
moment für die Erhaltung der Viehherden ausmacht. 
Man kann wohl sagen, daß es unter den jetzigen Ver- 
hältnissen der reinen Weidehaltung die „conditio sinc 
dun non" ist. Darauf weist auch hin. daß in der 
Trockenzeit große Herden Groß= und Kleinvieh aus 
englischem Gebiete, aus weiten Eutfernungen hierher 
kommen und gegen eine Abgabe von 1 v. H. der Stück- 
zahl an den betreffenden Lamido die Weiden benutzen. 
Dies ist von größter Wichtigkeit für jene sonst in land- 
wirtschaftlicher Beziehung unproduktiven Gebiete. 
worauf ich noch zurückkommen werde. 
Als weiteren Zweig der Großviehzucht treibt nun 
der Schua auch Pferdezucht mit ein bis zwei Stuten, 
selten mit mehr. Da er mit diesem Teil seines Be- 
sitzes erst recht heimlich ist, da die Sultane mit Argus- 
augen nach guten Wierden, suchen und sie auch zu be- 
kommen wissen, fzaes mir nur möglich, dort etwas 
zu beobachten. wor ich ziisallig darauf stieß oder in die 
Hauptniederlassung geriet. eachtenswert auf- 
gefallen ist mir, daß sich manche brauchbare Zuchtstute 
unter dem Material befindet und darunter häufiger 
Tiere von schwerem Typus, niedrig gestellt, mit kräf- 
tigerer Brust und Knochengerüst, als wir im allgemeinen 
in Adamaua zu sehen gewohnt sind. Wenn ich auch nicht 
verkennen will, daß es zur Gewinnung eines einwand- 
freien Urteils längeren Aufenthalts und intensiverer 
Beobachtung bedarf, so glaube ich doch darauf hin- 
weisen zu dürfen, daß sich manche von diesen Pferde- 
stuten zur Manltierzucht eignen würde. Ich gehe dabei 
von dem Standpunkt aus, daß damit zwar nicht Nach- 
kommen erzielt werden, welche den aus den schweren 
europäischen Pferdeschlägen gezogenen Maultieren zu 
vergleichen sind, daß aber auch die zu erwartenden 
leichteren Tiere ihre sehr großen Vorzüge haben würden 
gegenüber den jetzigen Produkten der Pferdegucht. Und 
zwar einesteils als Reittier in Tsetsegegenden, dann 
als solches in dem gebirgi On. steinigen Gegenden 
Adar z. B njos, als Beförderungsmittel an 
der Abte un shizghen als Zugtier für leichtere Trans- 
porte und die landwirtschaftlichen Arbeiten, bei denen 
Ochsen zu ungelenk sind, und endlich auch als Trag- 
Maultier, statt des kleinen, nur zwei Lasten befördernden 
Esels. Die Härte der Hufe, die zähe Konstitution und 
nicht zuletzt die Unenpenbüchleit gegen unsachgemäße 
Behandlung, welche dem Bastard 1 Vater vererbt 
werden, das sind Eigenschaften, walcte auch den zu er- 
wartenden, nicht gerade Riesen ihrer Art darstellenden 
Maultieren eigen sein und sie vor dem jetigen Plerde, 
material auszeichnen würden. 
jetzigen Reitpferde an der Kiste bezüglich ä Vider 
standsfähigkeit an, man beobachte Garua in 
Wagen und Maschinengrwet — Pserde, für 
deren Auswahl doch wahrlich genügend Material dort 
zur Verfügung steht, dann wird man sich des Eindrucks 
nicht erwehren können, daß das vollblütige Pferd 
Adamauas als Reitpferd nur mit einigem Erfolg ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.