Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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wendung finden kann in nicht zu extremen, d. h. ihm 
r“ a#gewohnten Verhältnissen und bei einigermaßen sach- 
erständiger Behandlung. 
Arb Ist die Großviehhaltung so in der Hauptsache 
undeitsfeld des Schna, so ist die Haltung von Ziegen 
Nabl Schafen allen Eingeborenen eigen. Wo genügend 
drung vorhanden ist, findet man auch in der Hand 
* Kanuri oft eine große Anzahl Kleinvieh, wie z. B. 
m essa-Jela nahe Bama. Doch hat auch hier 
ia "§ im allgemeinen der Schua den Vorrang. Habe 
ich och in Gumeri, einer kleinen Schua-Siedlung, 
g en etwa 100 Stück Großvieh mindestens 500 Haupt 
kleinvieh gesehen. 
vor Von jeder Art kommen zwei verschiedene Rassen 
vor, die sich durch ihre sehr unterschiedliche Größe auf- 
fallend unterscheiden. 
A & besonderer Zweig der Viehhaltung ist die 
Ktraußenhaltung äu erwähnen. Soviel mir mög- 
sich war festzustellen, kongentriert sich diese auf ein 
eines Gebiet am Schari unterhalb Gulfei in den 
ortigen Schna-Dörfern. Das Gebiet zugleich ist der 
Teil des Landes, in welchem die Tsetseplage sehr 
groß und die Zucht anderen Viehes daher fast ganz 
ausgeschlossen ist. Die Verbreitung der Tsetsefliege ist 
hier so stark, daß es mir, im Kann sitzend, auj meiner 
Jahrt von Gulfei stromab nach Bumbuma, ohne 
Moslitonet nicht möglich war, mich dieser Blutsauger 
zu erwehren; und selbst unter dem Netz wurden die 
Mittagstunden zur Qual. In Orten, wo diese Geißel 
nicht vorkommt, habe ich die Straußenzucht nicht ge- 
funden und auch häufig auf meine Frage die Antwort 
erhalten, daß sie nicht beliebt ist. Wir haben sie also 
in der Hauptsache als Produkt der besonders der Vieh- 
zucht ungünstigen Verhältnisse aufzufassen. Das ist 
verständlich- Wir dürfen doch im allgemeinen an- 
behmen, daß die Arbeit des Eingeborenen in jenen 
ieten in erster Linie, wenn nicht einzig und allein, 
Geriedigung der Lebensbedürfnisse bezweckt. Hat er 
nd hend zu eisen und ausreichende Kleidung, dann 
hu, Kine Bedürfnisse befriedigt. Zu diesem Ende ver- 
dast= ihm aber die Rindviehzucht ganz besonders leicht, 
Na#te ihm in der Milch einen großen Teil der nötigen 
die hrung bietet. Von der Straußenzucht. hat er nur 
ni chrlährrliche Geldeinnahme, für deren Wert er aber 
lan so leicht die erwünschte Nahrung eintauschen 
wie sie ihm aus der Rindviehhaltung als Neben- 
mutzung zufließt. 
Eine eigentliche Straußenzucht gibt es 
der. deutschen Gebiet nicht. Der auch diesen Zweig 
lauft iehzucht in vorwiegendem Maße pflegende Schua 
- auf französischem Gebiete eingefangene wilde 
Alskaußenküken zum Preise von 1 bis 3 F, je nach 
beter- und zieht sie groß. Frgendeine Zuchtwahl ist 
* ichien. 80 bis 100 cm großen Külen natürlich nicht 
in boch#. Eine Paarung der erwachsenen Tiere findet 
berichtet esangenschaft nicht statt, wie mir wiederholt 
ratione wurde. Ob das, auf die in derselben Gene— 
uh nicht durchführbare vollständige Gewöhnung 
" eres an die Gefangenschaft oder auf die Folgen 
imühigen Rupfens zurückgeführt werden muß, 
nicht festso“ (aus den Mitteilungen der Eingeborenen 
in erheblie en. Es ist aber sicher, daß diese Gründe 
D bem Maße von Einfluß sind. 4 
Weidehalal#tung der Strauße ist eine reine 
die einem Dng- Herden von 20 Stück und mehr, 
beständen voorse gehören, kann man in den Busch- 
sehen. on mehreren halbwüchsigen Jungen gehütet 
nur Fur Rupszeit pfercht der Besitzer seine 
gibt ieln in etwa 4 am große Mattenhütten 
Buschbä- ihnen hier neben den Blättern einzelner 
anme auch ein geringes Beisutter von Korn und 
  
Spelzen, um sie dadurch etwas zahmer zu machen. 
Nach dem Rupfen der auf dem Vogel verkauften Kedern, 
was des Geldes wegen sicher häufig viel zu früh aus- 
geführt wird, gehen die vollkommen nackten Tiere 
wieder auf die Weide. Nur ihrer harten Konstitution 
ist es zu danken, daß sie bei der grausamen Behand- 
lung sowie bei den Angriffen der Insekten auf den 
nackten runden Körper nicht eingehen. Die Einreibung 
des Vogels mit Fett ist kaum als ausreichendes Gegen- 
mittel anzusprechen. 
Der von einer Federnernte erzielte Ertrag beläuft 
sich auf 5 bis 6 &S für die großen und 2 bis 3 FS für 
die kleinen Federn eines Vogels. Das ist ein sehr ge- 
ringer Ertrag, wenn man die Federmpreise süd- 
afrikanischer Vögel in Betracht zieht, welche pro Jahr 
pro Individnum 100 bis 120 .“ ergeben können. Das 
ist aber nicht zu verwundern. Vollkommen wilde 
Vögel, ohne Wahl gefangen und aufgegogen, bei 
extensiver Haltung auf Buschweide ohne regelmäßige 
gute Fütterung, können nichts anderes erbringen. Man 
darf daher auch nicht den Schluß ziehen wollen, daß 
die Straußenzucht in jenen Gebieten unrentabel sein 
muß. Die Erfolge Südafrikas sind durch vierzig- 
jährige, angespannte Arbeit ergielt worden. 
Zum Schluß der beschriebenen Arbeit habe ich 
noch kurz auf die Nutzbäume einzugehen. 
Die Waldwüchsigkeit ist nicht groß. Klima und 
Vodenverhältnisse sind ihr nicht günstig. Das über- 
maß an Feuchtigkeit im Überschwemmungsgebiet in 
der Regenzeit läßt, abgesehen von den Gummiakazien, 
kein anderes Baumwachstum zu. In den anderen 
Gebieten sind außer einer Anzahl Bäume, deren 
Früchte bzw. Blätter als Obst oder Gemüse Ver- 
wendung finden, folgende Nutzbäume vorhanden: 
„Dundehi“ (kul.), der Lieferant des früher exportierten 
guttaperchaähnlichen Produkts'): die beiden Kapok- 
Lieferanten „Djoëful“ und „Bantai“ (kul.), der für die 
Färberei überall Verwendung findende „Gabde“ (kul.). 
sowie die buschig wachsende Palmenart „Tcheff“ (kan.). 
„Bali“ (kul 
Der Guttapercha-Lieferant kommt überall vor, 
jedoch nur in einzelnen Exemplaren. In den Über- 
schwemmungsgebieten findet man ihn nur auf den 
ügeln. Er ist vielfach als Schattenbaum gepflanzt, 
wozu er dank seiner weit ausladenden Krone auf 
niedrigem starken Stamm sehr gut geeignet ist. Das 
ist auch in der Hauptsache wohl der Grund, weshalb 
man ihn so häufig innerhalb der Ortschaften findet. 
Daß eine ausgedehnte Nutzung des Baumes zur Gutta- 
Lieferung stattfindet, habe ich dort nicht mehr fest- 
stellen können. In den Adamanua-Staaten war es 
eine Zeitlang der Fall. Fetzt hat die Nutzung aber 
aufgehört. 
Von den Kapok-Lieferanten habe ich den „Bantai“, 
den wichtigsten der beiden Arten, nur in Wulki und 
Unale in einzelnen Exemplaren gesehen. Er kommt 
meines Wissens überhaupt nie in Gruppen, geschweige 
denn bestandbildend vor. 
Anders der „Djiob". An der Westgrenze, von 
Butori an, sah ich ihn in kleinen lichten Beständen, 
welche keinen anderen Baum enthielten. Er kommt 
in zwei Arten vor, welche sich durch die Form der 
Kapseln sehr deutlich unterscheiden. Leider ist er ja 
infolge des Offnens der Kapseln am Baum bei der 
Reise und des dadurch bedingten weiten Verstreuens 
der Wolle für die Kapok-Gewinnung von geringer Be- 
dentung. 
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*) Dieses hat mit der echten Guttapercha nichts 
zu tun. 
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