Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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lonie habe eine doppelte Aufgabe: einmal in den 
Grenzdistrikten den Einfluß Belgiens zu stärken, so- 
dann allgemein die Transportverhältnisse zu erleich- 
tern. Seil der Annerion seien 1100 km Eisenbahnen 
gebaut worden; damit stehe der Kongo an der Spitze 
vor allen Nachbarn. 
Bei der Bahn Matadi—Leopoldville sei 
eine Herabsetzung der Tarife ebenso dringend wie die 
Verbesserung der Strecke, deren Steigungs= und Kur- 
venverhältnisse den Betrieb zu sehr vertenern. Der 
Ankauf durch den Staat sei zulässig im Jahre 1916 
und notwendig, wenn auch die Gesellschaft den Betrieb 
behalten und den Ausbau ihrerseits vornehmen könne. 
on dem Ban der französischen Parallelbahn Pointe 
oire — Bra i eine Beeinträchtigung 
der belgischen Interessen nicht zu befürchten, weil der 
Verkehr fortgesetzt wachsen werde. 
Das Eintressen des deutschen, Schienenweges am 
Tanganjika werde die Beförderungsverhältnisse 
im Osten der Kolonie stark beeinflussen. Das sei durch- 
aus zu begrüßen. Die viel vertretene gegenteilige 
Meinung sei irrig. Von der neuen Verbindung wür- 
den beide Teile Gewinn haben. Wer behaupte, der 
deutsche Einfluß werde nun Katanga beherrschen, ver- 
gesse, daß Kigoma von Elisabethville 1500 km ent- 
sfernt sei. Es handle sich um die gleichen unbegrün- 
deten Befürchtungen, wie sie bei der Anschließung Ka- 
tangas an das südafrikanische Eisenbahnnetz in bezug 
auf den englischen Einsluß geäußert worden seien. Er 
glaube, daß es im Interesse der Kongokolonie sei, 
wenn die großen internationalen Verkehrsstraßen 
Zentralafrikas sich auf belgischem Gebiete träsen, wie 
es auch die großen europäischen Eisenbahnen in Bel- 
gien täten. 
Der erste Teil des 
Bahuprogramms, der die 
Kongo- Umgehungsbahnen, 
die Bahn von Kabalo 
zum Tanniia aim Tal des Lukuga und die 
Strecke Saka Bukama umsasse, nähere sich 
der Vollendunge der Tanganjika werde in drei Mo- 
naten, Bukama in 18 erreicht sein. Der ’weits Teil, 
der nunmehr in Angriff zu nehmen sei, enthalte den 
Bau einer direkten Linie von Bukama nach Leo- 
bold ville, ferner die Bahn von Lam bove nach 
Dilolo, die Stre c I ville zum 
lbertsee und eine Verbindung von rin balo mit 
Lusambo. 
Die Rentabilitäl einer Bahn Bukama—Leopold- 
ville begegne keinen Zweiseln, nachdem heute bereits 
sestitehe, daß bei der Bahn Sakania—Bukama 1916 
die Einnahmen alle Ausgaben decken würden. Außer= 
dem sichere das zu durchquerende Gebiet selbst genü- 
gende Frachten, zumal dort die Leverschen unterneh 
mungen und die „Batantselder sich befänden. 
Schließlich behalte Abkommen von 1908, welches 
einen Einnahmen= on zwischen der Bengellabahn, der 
katangabahn und der Eisenbahn vom unteren Kongo 
lhach Katanga geschaffen habe, der letzteren auf jeden 
Fall einen Teil der Einnahmen aus den Frachten von 
tatanga vor; übrigens würde die belgische Linie auch 
ohne Pool den Kampf gegen die Benguellabahn auf- 
nehmen können, weil deren Betrieb weniger leicht sei. 
Nicht annehmbar sei der Vorschlag. beit der durch- 
gebenden Bahn Bukama —Leo ville nur 
ie durede Bukama — 1i- 5# uunen und 
von da ab den Wasserweg des Sankuru—Kasai zu be- 
nugen, weil dadurch die gewünschte rasche Verbindung 
zwischen Katanga und dem unteren Kongo nicht ge- 
chafen werde und der Wa asserweg die großen Erz- 
lkansporte nicht aufzunehmen vermöchte. 
  
neuen 
itboote kämen wohl für die schnelle Beförderung 
  
von Post und Reisenden, nicht aber für Massentraus- 
porte in Betracht. Außerdem sei der Sankurn-Kasai 
noch niemals genau auf seine Schißbarkeit untersucht 
worden. Die Ersparnis von 900 km Eisenbahn würde 
überdies durch die beträchtlichen Kosten der Einrich- 
tung und Unterhaltung eines großen Schiffsparks ## und 
der Verbesserung des Schiffahrtsweges zum gulen Teile 
ausgewogen. Die Regierung bleibe deshalb bei der 
durchgehenden Bahn und halte deren beschleunigten 
Ausbau für dringend. Die Erkundungsarbeiten seien 
fast beendet. Die Strecke werde Leverville be- 
rühren und den Süden der Vasokprobind durchaueren. 
Ihre Gesamtlänge sei auf 1800 bis 1900 km zu 
schätzen. 
Eine dringende Notwendigkeit sei auch der Bau 
der 700 km langen Linie Kambove — Dilolo 
zwecks Herstellung des Anschlusses an die Benguella- 
bahn. 
Dasselbe gelte wegen des Reichtums der Provinz 
Ober-Ituri von der Linie von tanleyville 
nach dem Albertsce, und zwar nach dessen Süd- 
ende wegen der Erreichung der Grenze von Uganda, 
nicht nach Mahagi, wie früher beabscchtigt. Zweig- 
linien nach Kilo und dem Albert-Eduard- 
See könnten angeschlossen werden. Es handle sich 
um insgesamt 1000 bis 1100 km 
Die Projekte würden das Parlament noch beschäf- 
tigen. Auf Grund der in Rußland und China gemach- 
ten Erfahrungen (in China hätten die Belgier etwa 
4000 km Bahnen gebant) werde beabsichtigt, die Mittel 
durch eine seitens des belgischen Staates garantierte 
Anleihe zu beschaffen; aus cer die Baukosten und bis 
ur Inbetriebnahme der Strecken, also für einige 
hahre, die Zinsen des verausgabten Kapitals bestritten 
werden sollten. Der Bau und der Betrieb der Bahnen 
solle im Wege der Konzession vergeben werden, unter 
Vorbehalt des staatlichen Kontrollrechts. Die Bau- 
kosten seien pro Kilometer auf durchschnitzich 
125.000 bis 140 000 Fr. zu veranschlagen. Der Bar# 
der genannten Vahnen werde insgesamt zehn Jahre 
in Anspruch nehmen. ÜNber die Vorteile eines solchen 
Eisenbahnnebes für die Entwicklung der Kolonie 
brauche er nichts weiter zu sagen. 
Mehr als er in Aussicht gestellt habe, könne die 
Regierung für die Kolonie nicht tun. Das weitere sei 
Sache der privaten Zuitative, der landwirtschaftlichen 
und kommerziellen Betätigung der Eingeborenen und 
der Weißen. Insbesondere wünsche er den Belgiern, 
die in fremden Gebieten so große Kapitalien angelegt 
hätten, a B. in den malaiischen Pflanzungen mehr 
als 165 000 000 Fr., mehr Unternehmungsgeist in der 
cigenen Kolonie. Während sie dort großen Wagemut 
zeigten, forderten sie im Kongo Staatsgarantien; das 
sei nicht folgerichtig. Die gegenwärtige Krise sei eine 
unvermeidliche K Kinderkrankheit, wie sie alle Kolonien 
erfahren und überstanden hätten, wofür er 20 Bei 
spiele aus der Kolonialgeschichte anführen könne. 
Aus seinen Darlegungen folge, daß sich die schlechte 
finanzielle Lage der Kolonie vollständig erkläre durch 
die nachteiligen Folgen des alten Regimes und der 
Reformaktion, daß die Einnahmequellen der Zölle, 
Steuern und Ber rewerkzabgaben demnäch höhere Er- 
träge versprächen und daß d Tat der Kolonie nicht 
äu bezweifeln sei. Die Neglerung müsse den Verwal- 
tungsapparat vereinfachen und lo schaffen 
und die private Initiative sich vervielfältigen. 
sei die Zukunft der Kolonie gesichert. 
Dann 
 
	        
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