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Dem Kompagnieführer, Oberleutnant Wanka,
standen für diese Aufgabe etwa 60 farbige Soldaten
mit einem Maschinengewehr zur Verfügung. Zu
der Expedition gehörteferner Oberarzt Dr. Bergeat.
Hauptmann v. Raven, der sich wegen Er-
krankung nach Fianga begeben mußte, schloß
sich der Abteilung eine Strecke an und übernahm
trotz seiner Erkrankung zeitweise das Kommando.
Auberdem fanden Leutnant Trabert und Sergeant
lemonsen, die nach Garua abzumarschieren
hatten, für die Dauer ihres Mitmarsches Ver-
wendung bei der Unternehmung.
Nach den Berichten des Hauptmanns
v. Raven (bis zum 14. August einschließlich)
und des Oberleutnants Wanka (vom 14. August
00l verlief die militärische Unternehmung wie
olgt:
Das Schoa-Gebiet liegt zwei Tagemärsche nord-
westlich Bumo und erstreckt sich von hier aus,
ungefähr ein Rechteck bildend, nach Norden zu
bis an die Bana-Grenze (drei Tagemärsche). Im
Osten beginnt es am Logone, die Mitte der Ost-
hrenze etwa in der Höhe von Lai, und zieht sich
nach Westen bis einen Tagemarsch hinter den
Tangele-Fluß. Das Gebiet ist dicht bevölkert.
Die Dörfer sind unregelmäßig über das ganze
Land zerstreut. Die beiden größten Ortschaften
des Stammes sind Kullong und Tsherkassere-
Schoa. Erstere liegt am Tangele-Fluß. An
Feldfrüchten findet man bei den Leuten Durra-
korn, Erdnüsse, verschiedene Kürbisarten. An Haus-
tieren besitzen sie Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen,
Hühner.
Die Schoas sind ein stolzes, selbstbewußtes
Volk mit scharf ausgesprochenen, kriegerischen
ugenden. Die beiden Häuptlinge der großen
Orte Kulong und Tscherkassere-Schoa ringen
schon seit längerer Zeit mit wechselndem Erfolge
um die Herrschaft über den Schoa-Stamm. In
diesem Kampf scheint in letzter Zeit der Häuptling
von Tscherkassere-Schoa erfolgreicher gewesen zu
lein und das ganze Land bis auf kleine Aus-
nahmen zu beherrschen. Jedenfalls hat der Häupt-
ing von Kulong den Kampf aufgegeben und sich
mit seinem ganzen Anhang im Gegensatz zu seinem
mwwalen der Station gestellt.
Der Häuptling von Tscherkassere-Schoa soll ein
lehr energischer und kriegerischer Mann sein, der
sein Land mit eiserner Strenge regiert und jede
Unbotmäßigkeit seiner Leute sowie seiner ihm
unterstellten Ortschaften streng bestraft. Die Folge
ist natürlich, daß er jetzt als der Mächtigste sehr
gefürchtet ist und die Leute ihm unbedingten Ge-
orsam entgegenbringen. Bewaffnet sind die
eute mit dem Wurfmesser und dem Speer. Je-
doch sollen sich unter den Leuten einige ausge-
lente ehemalige französische Soldaten befinden,
welche angeblich im Besitz französischer Militärge-
wehre sind. Außerdem sind die Leute zum größten
Teil auf ihren Laka-Pferden, einem kleinen, aber
sehr flotten und im Gelände sicher gehenden und aus-
dauernden Tiere, beritten, wodurch sie bei ihren
Kriegs= und Raubzügen ebenso, plötzlich auftreten
wie verschwinden können.
Die Schoa-Leute, welche sich von jeher jedem
Erschließungsversuche widersetzt hatten, haben der
französischen Verwaltung schon bei ihrem Versuch,
das Land zu erschließen, dauernd derartige
Schwierigkeiten bereitet, daß die Franzosen all-
mählich ihr Vorhaben ausgaben und das Land
liegen ließen. Der Plan war damals, durch das
Schoa-Gebiet eine direkte Straße Lai-Lame her-
zustellen. Jetzt liegen die Verhältnisse derartig,
daß die Kompagnie, um eine Verbindung mit
Fianga zu haben, durch das Schoa-Gebiet muß.
Hierbei haben sich ganz unhaltbare Zustände her-
ausgestellt.
Kleinere Ortschaften, die an den Grenzen
liegen und die dem durchreisenden Europäer bei
seinen Annäherungsversuchen zu Anfang entgegen-
kamen und ihm Verpflegung brachten, wurden
zur Strafe hierfür von den größeren Dörfern über-
fallen und vollständig zerstört. Was sich von den
Leuten nicht durch die Flucht retten konnte, wurde
rücksichtslos in die Sklaverei abgeführt. Auf diese
Weise sind die Orte Mgigena, Mbani, Ndaluna,
Nkalemo, Nkatschimena u. a. vernichtet worden;
etwa 1200 Leute haben sich auf französisches Ge-
biet gerettet.
Orte, die sich der Station stellen wollten,
wurden beim Passieren des Gebietes überfallen
und entweder vernichtet oder unter großen Ver-
lusten zurückgeschlagen.
Soldaten, die als Postpatrouillen das Land
passieren mußten, um nach Fianga zu gelangen,
wurden stets, ob die Patrouille stark oder schwach
war, von den Leuten angegriffen, wobei immer
Verwundungen von Postträgern oder Soldaten-
jungen vorkamen. Die letzte Patrouille verlor
bei einem der Angriffe sogar einen Soldaten und
fünf Männer, die der Patrouille gefolgt waren,
um sich auf der Station zu stellen. Bei diesem
Angriff geriet ein Karabiner in die Hände der
Eingeborenen.
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Am 9. August brach die Expeditionskompagnie
von Bumo auf. Schon am folgenden Tage stieß
sie auf eine feindliche Abteilung von etwa
100 Reitern. Diese stürmten trotz des heftigen
Feuers, mit dem sie von der Kompagnie empfangen
wurden, mutig vor, zogen sich nach einigen Ver-
lusten zwar zurück, unternahmen aber, nachdem
sie sich auf insgesamt etwa 300 bis 400 Reiter