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stand nur noch mehr Menschenleben fordere, und
ihm dringend raten, sich bis zum nächsten Morgen
zu stellen; sonst würde man weiter gegen ihn
vorgehen.
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In der Frühe des 25. August meldete der
Große des Häuptlings Nsondo, der Häuptling
habe alle Vorstellungen zurückgewiesen, worauf
die Truppe sofort nach Dale abrückte. Beim
bmarsch aus Schoa ermahnte der Führer die in
das Dorf Schoa zurückgekehrten Bewohner, ruhig
zu bleiben, er würde sie jederzeit gegen ihren
Häuptling in Schutz nehmen; auch sollten sie die
übrigen Weiber und Kinder aus dem Busch
mrückholen. Die üblichen Beobachter wurden auf
dem Marsche nach Dale wiederholt gesichtet, auch
zahlreiche alte Lagerstätten der in den Busch ge-
slohenen Eingeborenen festgestellt.
Das Dorf Dale war verlassen. In dem
nahen Dornbusch hörte man noch lautes Sprechen.
Beim Freischlagen wurde in nächster Nähe des
Lagerplatzes ein von Schoa-Leuten in die Ge-
fangenschaft verschleppter Sklave, mit einem etwa
30 Kilo schweren Holzklotz am linken Bein, auf-
gefunden. Er sagt aus, Nsondo sei kurz vor
Ankunft der Europäer mit seinen Getreuen nach
Norden zu abgezogen und wolle sich nicht stellen.
Beim Freischlagen wurde Oberarzt Dr. Bergeat,
als er einen von zwei Soldaten verfolgten Ein-
geborenen festnehmen wollte, von diesem mit
einem Speer an der rechten Hand verletzt; ferner
wurden ein Träger schwer und ein Soldat erheb-
lich durch (aus dem hohen Korn geschleuderte)
Wurfmesser verwundet. Alle Bemühungen, mit
en Eingeborenen in Verbindung zu treten, blieben
erfolglos.
Nachdem die Eingeborenen noch mehrere Über-
fälle auf das Lager der Kompagnie wie auf
einzelne Patrouillen ausgeführt hatten, wobei sie
zu verstehen gaben, daß sie zu weiterem Wider-
stand entschlossen seien und ihren Häuptling nicht
im Stich lassen würden, fand sich am 27. August
sondo mit vier Großen sowie dreien seiner Söhne
ein und bat um Frieden wie um Schonung seines
ebens.
Auf die Vorhaltung, warum er den Auf-
forderungen, sich zu stellen und das Leben seiner
Leute zu schonen, nicht nachgekommen sei, gab er
an, er hätte nie geglaubt, daß der Europäer so
weit folgen würde. Er hätte sich schon zweimal
en Franzosen stellen sollen, es aber nie getan;
diese seien dann wieder so abgezogen. Er hätte
geglaubt, es gehe diesmal auch wieder so. Als
er aber gesehen habe, daß der Europäer ihm
solge und die Soldaten gestern ihm sehr nahe ge-
wesen seien, halte er es für besser, seinen Wider-
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stand aufzugeben, als schließlich in das Laka-Land
hineingeworfen und dort von diesen seinen alten
Feinden elendiglich erschlagen zu werden.
Häuptling Schoa wurde wegen der ihm zur
Last gelegten Straftaten in Haft genommen, die
Landschaft mit einer Strafzahlung von zwanzig
Pferden belegt.
Da Nsondo angab, sein Unterhäuptling Dali
bitte ebenfalls um Frieden, er fürchte sich aber,
wegen des ÜUberfalls auf das Lager zu kommen,
ließ Oberleutnant Wanka ihm sagen, er solle sich
in fünf Tagen in Schoa selbst stellen. Er würde
nicht weiter bestraft, seine Tat sei durch den Krieg
gefühnt.
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Die Kompagnie trat am 28. August über
Mere den Rückmarsch nach Schoa an und bezog
Lager in Mere. Es gelang auch hier, Verbindung
mit den Leuten zu bekommen, ebenso versprach
der Häuptling, sich in den nächsten Tagen in
Schoa zu stellen. Man erzählte, daß vor unge-
fähr zwei Jahren die Franzosen in Dale einen
erheblichen Rückschlag erlitten hätten; dieser da-
malige Erfolg hätte die Leute zu einem Angriff
auf unser Lager ermutigt. Auf die Kriegstüchtig-
keit dieser Leute vertrauend, habe sich auch Nson do
zu ihnen geflüchtet, als seine eigenen Leute den
Widerstand aufgeben wollten. Durch das Feuer
des Maschinengewehrs und der Abteilung hätten
die Dale-Leute bei ihren zwei Angriffen auf das
Lager sieben Tote in der Nacht gehabt. Jetzt,
da sie gesehen, daß die deutsche Abteilung ihnen
überlegen sei, würden sie nie mehr etwas Der-
artiges wagen.
Am nächsten Tage erreichte die Kompagnie
wieder Schoa; beim Eintreffen daselbst waren alle
Leute anwesend. Bald versammelten sich weit
über hundert Männer, baten um Frieden und
versprachen, alle Befehle und Aufträge zu voll-
ziehen, auch nie mehr gegen andere Dörfer Raub-
züge zu unternehmen. Die Leute wurden nach
scharfer Ermahnung und unter der Bekanntgabe,
daß ein Posten da bleibe, von dem sie weitere
Befehle erhalten würden, entlassen.
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Der Erfolg der Unternehmung war damit ge-
sichert. Zwei große Landesstämme, die der deutschen
Regierung durch ihr auflehnendes Verhalten und
ihre Überfälle schweren Schaden gebracht hatten,
waren niedergeworfen, die drohende Gefahr eines
kommenden Aufstandes war glücklich abgewendet.
Zwei Häuptlinge waren festgenommen, von denen
besonders der Häuptling Rsondo, die treibende
Seele, das mächtigste Element war. Kulong,
der einflußreichste Häuptling des ganzen Ge-
bietes, mit einer waffenfähigen Mannschaft von