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Das Schutzgebiet haben mit Heimaturlaub
verlassen am 29. bzw. 30. April: Bezirksamtmann
von Vietsch, Inspektionsoffzier Hauptmann
Pueschel, Tierarzt Dr. Boden, Landmesser
Loevenich, Sekretär Pätzold, Katasterzeichner
Böhm, die Assistenten Faiß, Zwirner und
—
l
Teschmer, Materialienverwalter Jabs, Lehrerin
Friedrich, Bureaugehilfe Sievers sowie die
Polizeisergeanten Ditschkowski, Hoffmann,
Knapp, Liede, Makowski, Noß, Remlin
und Stumpf.
anssSchtsamtlicher Teil v
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichlen vollständig oder leilwelse nur mil Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Ostafrika.
Einrichtung einer Dostsparkasse.
Für das Schutzgebiet Deutsch-Ostafrika ist
die Einrichtung einer Postsparkasse verfügt
worden. Der Sparkassendienst wird voraussichtlich
am 1. Oktober 1914 aufgenommen werden.
Die vom Reichskanzler (Reichs-Postamt) erlassene
Postsparkassenordnung vom 15. Mai ist im
Amtlichen Teil veröffentlicht.
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Kamerun.
Die Hiederwerfung des Rufstandes Iim Bezirk Uola.
Oktober 1913 bis Oärz 1914.
(Mit einer Kartenskizze.)
Über die Niederwerfung des Aufstandes im
Bezirk Nola, von dem hier anläßlich des Todes
des Oberleutnants v. Raven bereits die Rede
war, liegen nunmehr abschließende Berichte vor.
Der Aufstand endigte mit der völligen Nieder-
werfung des Häuptlings Gabola von Nguku,
der bislang der französischen Herrschaft sich erfolg-
reich widersetzt und auch der deutschen sich noch
nicht unterworfen hatte.
Es war zunächst beabsichtigt, ihn auf gütlichem
Wege zur Anerkennung der deutschen Herrschaft
zu bringen, und es bestand auch begründete Aus-
sicht, diese Absicht durchzuführen. Sie wurde
jedoch durch das unglückliche Zusammentreffen
einer Reihe von Umständen durchkreuzt. Das
Eindringen des Freihandels in diese früher der
Compagnie Forestière ausschließlich vorbehaltenen
Gebiete hatte zu Reibungen zwischen den Ange-
stellten deutscher Firmen und den Agenten dieser
Gesellschaft geführt, in welche auch die Ein-
geborenen dadurch hineingezogen wurden, daß,
wie es scheint, jede Partei den farbigen Kautschuk-
sammlern die Lieferung von Kautschuk an Ver-
treter der anderen Partei zu verbieten trachtete.
Hierdurch wurden die Eingeborenen beunruhigt;
dazu kam noch, daß Rguku zu fürchten schien,
er werde jetzt von den Deutschen für seine Kämpfe
gegen die Franzosen bestraft werden. Ander-
seits mochte die Tatsache, daß nach dem Abziehen
der französischen Besatzung eine deutsche Abteilung
sich in jener Landschaft noch nicht gezeigt hatte,
das Selbstbewußtsein Agukus wesentlich gestärkt
und seine Leute veranlaßt haben, den Kaufleuten
gegenüber eine drohende Haltung einzunehmen.
So erhielt der Postenführer von Nola, Ober-
leutnant v. Raven, zu Anfang Oktober 1913
einen Hilferuf des in Aguku ansässigen fran-
zösischen Faktoristen und marschierte in Eilmärschen
dorthin. Gleichzeitig hatte der Bezirksrichter
Dr. Seeger von Nola, veranlaßt durch die An-
zeigen deutscher Kaufleute und der Agenten der
Compagnie Forestière in Nguku, die sich gegen-
seitig der Bedrohung und der Nötigung der Ein-
geborenen bei der Lieferung von Kautschuk be-
zichtigten, eine Dienstreise dorthin unternommen.
v. Raven hatte zum Schutz der Faktorei zwischen
dieser und dem Hauptdorfe Ngukus sein Lager
aufgeschlagen, und dort traf Dr. Seeger mit ihm
zusammen. Letzterer versuchte, um seine Reise
nicht umsonst unternommen zu haben, durch einen
Mann des Häuptlings Zamaki mit den Nguku-
Leuten in Verhandlungen zu treten. Zwei Nguku-
Leute erklärten sich auch bereit auszusagen, wenn
Dr. Seeger sich nur von Dolmetschern begleitet
und ohne Bewaffnete nach einem Palaverhaus
begeben wollte, das etwa 100 m vom Lager ent-
fernt war. Dies tat Dr. Seeger; die beiden Leute
kamen aber nur bis auf etwa 50 Schritt an das
Palaverhaus heran und machten auf diese Ent-
fernung ihre Aussagen. Sie erklärten gleichgeirig,
daß Leute Ngukus Krieg machen würden, wenn
Dr. Seeger nicht binnen zwei Tagen abzöge.
Eine gleiche Drohung war auch dem Oberleutnant
v. Raven bereits zugegangen und hatte diesen
veranlaßt, zunächst noch zu bleiben, um nicht
durch seinen Abzug den Übermut der Nguku-Leute