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Bukere und Tapuru flüchtete, fielen bereits
mehrere Häuptlinge, die sich ihm nur gezwungen
angeschlossen hatten, von ihm ab. Sein
weiteres Durchbrechen nach Nordosten wurde
durch die Abteilung des Oberleutnants Henner,
der in der Gegend von Bafio närdlich des
Berberati stand, verhindert. Nach Norden
durchzubrechen, war ihm auch nicht möglich, da
von dort aus Hauptmann Eymael mit der
5. Kompagnie vorrückte. Als Nguku seinen Weg
im Norden verlegt sah, flüchtete er zunächst
wieder zurück nach seinem alten Sitze und von
bier an den oberen Baturi. Hier gelang es
einer ihm folgenden Patrouille, ihn und sein sehr
zusammengeschmolzenes Gefolge zu fassen, wobei
eine größere Zahl seiner Hauptanhänger
siel, während er selbst durch Schulterschuß
verwundet wurde. Leider gelang es der Pa-
tronille nicht, ihn persönlich zu fassen; er ist
seitdem verschollen. Ob er seiner Wunde
erlegen ist oder sich noch irgendwo verborgen
hält, konnte bisher nicht ermittelt werden. Er
war ein sehr zäher und ernster Gegner, der
immer wieder und wieder seine Leute sammelte
imd bis zum äußersten standhielt.
Seine Anhänger haben sämtlich ihre Unter-
werfung angeboten. Sie haben für die Kosten
der Expedition aufzukommen, alle Gewehre ab-
zuliefern und zusammen 200 Strafarbeiter auf
ein Jahr zu stellen. Die Expedition des Haupt-
manns v. Puttkamer ist am 27. März auf-
gelöst worden.
r—
Nach einer telegraphischen Meldung des
Hauptmanns v. Puttkamer ist der Häuptling
Gabola später von einer farbigen Patrouille ge-
stellt und im Kampfe erschossen worden.
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Deutsch-MNeuguinea.
Jur Pathologie und Demographie der Insel Jap,
unter besonderer Berüchsichtigung ihres Bevölke-
rungsrüchganges.
Von Regierungsarzt Prof. Dr. Rülz.
Wenn ich es wagc, im folgenden in großen Zügen
eine monographische Darstellung von der Pathologie
der Insel Jap, ihres Bevölkerungsaufbaues und des
Vesamten physischen Zustandes ihrer Bewohner zu
geben, so bin ich mir der Schwierigkeiten dieses Ver-
suches wohl bewußt. Dennoch muß die Gunst der
Verhältnisse gerade für diese Insel dazu ermutigen.
Dank der geringen Ausdehnung des zu überschauenden
Gebietes, dank dem zutranlichen Entgegenkommen
ihrer klugen, liebenswürdigen Bevölkerung und dank
eer Vorarbeiten der Verwaltung sowie vor allem der
seit der Einverleibung in den deutschen Kolonialbesitz
dort tätig gewesenen Arzte, sind Grundlagen gegeben,
wie sie in solcher Sicherheit und diesem Umfange nur
ganz ausnahmsweise anderwärts bereits bestehen. Bei
der Materialbeschaffung war es mir deshalb
möglich, ohne mich bei allgemeinen statistischen Er-
mittlungen, die in musterhafter Weise bereits vorlagen,
aufzuhalten, sofort verschiedene spegielle für das Be-
völkerungsproblem wichtige Fragen in Angriff zu
nehmen. Wie in der statistischen Erfassung, so sind
auch auf dem Gebiete der Eingeborenenpathologie zahl-
reiche einzelne Vorarbeiten vorhanden. die, zusammen.
gefaßt und in einigen Punkten ergänzt, ein vollkommen
übersichtliches, leider sehr schattenreiches Bild über den
Zustand dieses Völkchens geben. as den äußeren
Gang meiner Nachforschungen anbetrifft, so habe ich
mich zunächst an dem überreichen Material der Ein-
geborenenpolitlinil eingehend unterrichten, typische
Einzelfälle genau untersuchen, beobachten und teilweise
behandeln können. Weiter habe ich aber besonderen
Wert darauf gelegt, durch Bereisen eines möglichst
großen Teiles der Ortschaften die Leute in ihrer Um-
welt und ihren Lebensgewohnheiten zu beobachten und
in möglichst enge Fühlung mit ihnen zu gelangen.
Ich habe es mich nicht verdrießen lassen, soweit die
Zeit reichte, tagaus, tagein, Dorf für Dorf, zu be-
suchen und mich mit jedem der willig nebst ihren
Kindern sich einfindenden Erwachsenen, Männern wie
Frauen, zu unterhalten und dabei einesteils Auskünfte
über die mich interessierenden Dinge der Kinderzahlen,
ihrer Krankheiten, ihrer Sterblichkeit, ihrer sonstigen
Familienangelegenheiten und der sozialen Verhältnisse
zu sammeln, andernteils, ausgehend von der gerade
herrschenden Typhusepidemie, belehrend auch auf
anderen Gebieten der Hygiene auf sie einzuwirken.
Es war mir möglich, ein Viertel der 6269 Köpfe
zählenden Gesamtbevölkerung in ihren Wohnsitzen um
mich zu versammeln. Nirgends fand ich auch nur die
geringsten Schwierigkeiten, überall Verständnis und
utgegenkommen. Männer und Frauen versammelten
sich, wie es Landesbrauch ist, stets getrennt. Dadurch
war gleichzeitig die Gelegenheit geboten, die oft über.
raschenden Auskünfte der einen durch Nachfrage bei
den andern auf ihre Richtigleit zu prüfen. icuals
abei eine Unwahrheit. Ich glaube daher
meine Erminslnnen als zuverlässig ansehen zu dürfen.
Bei der Gleichartigkeit der Lebens= und Krankheits-
bedingungen der Insel glaube ich ferner, daß wir die
us meinem Bruchteile gewonnenen Ergebnisse auf
das Ganze zu übertragen berechtigt sind, ohne gröbere
Fehler befürchten zu müssen.
Das überaus interessante statistische Zahlenmate-
rial, das in einem besonderen Kapitel noch beleuchtet
werden wird, habe ich in den beigegebenen Tabellen
zusammengestellt. Mit Ausnahme von Nr. 1, dem
Resultate der allgemeinen Volkszählung, erstrecken sie
sich alle auf das von mir selbst aufgenommene Viertel
der Bevölkerung. Die ganze Insel ist nicht nur dorf-
weise nach Geschlecht und Alter getreunt, genau ge-
zählt, sondern auch mit Namen und unter Berück-
sichtigung der verwandtschaftlichen Beziehungen regi-
striert; ja diese musterhaften Listen sind sogar durch
ärztliche Einträge über den Gesundheitszustand der
einzelnen Individnen vervollkommnet. Hier ist prak-
tisch gelöst, was für andere Kolonien noch lange ein
framer Wunsch bleiben wird. Es besteht ferner
Meldepflicht für Geburten und Todesfälle, und selbst
ein Ehestandsregister ist angelegt, so daß der Durch-
führung eines regelrechten standesamtlichen Betriebes
nichts im Wege sieht.
Wir haben es
der Abnahme begriffenen Volke zu tun.
5
auf Jap mit einem zweisellos in
Diese