Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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eines angepflanzten ovalen Waldesdickichts lag. 
Der Zugang war im Zickzack geführt, Bäume 
waren über den Weg gefällt und mit Dornen- 
zweigen versetzt. Jede Verhandlung wurde ab- 
gelehnt und mit Kriegsgeheul beantwortet. Eine 
Salve schaffte Luft, und mit einiger Mühe drangen 
wir in das Dorf ein, das aber auf diesen ersten 
Schreck hin geräumt war. In der Nacht ver- 
suchten die Laka einen Angriff, der aber sehr 
schnell abgeschlagen wurde. Ich habe mich dar- 
auf beschränkt und nichts weiter unternommen; 
denn hier beginnt das Gebiet, wo bis jetzt alle 
Europäerkarawanen angegriffen wurden. 
Die Sklavenhändler kommen über Lame — 
Dongo bis in diese Gegend und sind eifrig be- 
müht, die Eingeborenen uns feindlich zu stimmen. 
Mit Bira wurde das Einflußgebiet der Station 
erreicht. Man freut sich immer wieder, dies gut 
bevölkerte und reich bebaute Land zu sehen, das 
sicher eine wirtschaftliche Zukunft hat. 
Geographisch zeigt sich das bereiste Land als 
eine gleichförmige Ebene mit kaum merkbaren 
Höhenunterschieden. Die beiden einzigen Flüsse 
sind der Kabia, den ich mit einem Kanal ver- 
gleichen möchte: 10 bis 18 m breit, 1,50 m tief 
mit steilen Ufern. Er dürfte einen großen Teil 
des Jahres für Boote befahrbar sein. Auch der 
Nia-Fluß oder Tandschile wird von Ere bis 
Schoa und auch noch weiter hinauf schiffbar sein; 
vielleicht läßt sich dies später einmal ausnutzen. 
Bei den südlichen Bana findet man einiges 
Rindvieh, das aber nicht aus eigener Zucht stammt, 
sondern von den nördlichen Bana zumeist für 
Sklaven erhandelt wird. Der kleine Laka-Pony 
kommt in dem ganzen Gebiet vor; er ist das am 
meisten gebräuchliche Wertobjekt; sein Durchschnitts- 
preis sind 100 Eisenstäbe, etwa 25 . 
Kleinvieh ist überall zu finden, es wird von 
den Leuten zumeist selbst verwertet. Ein Schurz- 
sell aus Ziegenleder über dem Gesäß ist die 
einzige Bekleidung. Baumwolle habe ich nur an 
wenigen Stellen gesehen. Sie wird für das pri- 
mitive Feuerzeug und zum Spinnen benutzt; der 
Webstuhl ist den Bana und Laka nicht bekannt. 
Während man östlich des oberen Kabia 
nur wenige Farmen sieht, ist man von dem Korn- 
reichtum auf der westlichen Seite überrascht. 
Ebenso reitet man im Lele= und Laka-Gebiet 
oft stundenlang durch Kornfarmen. 
Bestrafung der Rare im Bezirk Ober-Sanga-Uham. 
Der mit der Wahrnehmung der Verwaltungs- 
geschäfte im Bezirk Ober-Sanga-Uham beauf- 
tragte Hauptmann Eymael berichtet: 
  
Im Dezember 1913 waren im Kare-Ge- 
birge auf dem von Gore über Lia-Hakan 
nach Buala führenden Wege mehrere Bagirmi- 
Karawanen von den Kare überfallen worden. 
Nach den Aussagen der Bagirmi waren hierbei 
im ganzen sieben der Ihrigen getötet und auf- 
gefressen und an die 400 Stück Großvieh und 
etwa 80 Stück Kleinvieh geraubt worden. Nach 
den in Gore ausgestellten Ausweisen muß die 
Angabe der Anzahl des nach Süden getriebenen 
Viehs als richtig angesehen werden. Die Ereig- 
nisse im Süden des Bezirks erforderten die An- 
wesenheit der Kompagnie zunächst dort, so daß 
von einer Bestrafung der Kare vorläufig abge- 
sehen werden mußte. Nach Beruhigung des Südens 
und Erledigung der dringendsten Bezirksangelegen- 
heiten brach ich am 12. März mit 40 Mann 
nach dem Kare-Gebiete auf. 
Am 18. wurde bei Bali das Kare-Gebirge 
betreten. Auf sehr schwierigem Wege gelangte 
die Abteilung durch mehrere verlassene kleine 
Dörfer hindurch bis zu den Dörfern des Häupt- 
lings Erendogo von Koro. Auch diese waren 
verlassen. Am zweiten Tage gelang es dem 
Häuptling von Hakau, dem ersten Baya-Dorf 
südlich der Kare-Berge, den Häuptling Erendogo 
zu mir zu bringen. Er kam aber allein, nur 
von einem etwa sechsjährigen Sohn begleitet. 
Erendogo war an dem lbberfall nicht beteiligt 
gewesen; jedenfalls erklärten die mich begleitenden 
Bagirmi, ihn nicht gesehen zu haben. Er gab 
an, wie dies auch vorher der Häuptling von 
Hakau getan hatte, daß die Leute von Manga, 
einer etwas nördlicher gelegenen Dörfer-Gruppe, 
den Uberfall verübt hätten. 
Am 20. erreichte die Abteilung, von Erendogo 
geführt, die Manga-Dörfer, die ebenfalls alle ver- 
lassen waren. Mit Hilfe Erendogos gelang es, 
die Höhlen der Manga-Leute ausfindig zu machen. 
Zwar versuchten sie, die Angreifer durch Pfeil- 
schüsse abzuwehren, zogen sich aber, nachdem 
einige von ihnen gefallen, in die Höhlen zurück 
und wurden nun ausgeräuchert. Am nächsten 
Tage stellten sie sich nach und nach. Am Abend 
des 21. waren die Höhlen gesäubert, der Ober- 
häuptling, zwei seiner Unterhäuptlinge, 23 andere 
Männer und etwa 120 Weiber und Kinder ge- 
fangen. Die Bagirmi, die bei Manga den Ort 
des Uberfalls wiedererkannt hatten, erkannten 
auch in den Gefangenen ihre Angreifer wieder. 
Von dem gesamten Vieh war nichts mehr vor- 
handen; es war bei großen Festen verzehrt 
worden. 
Bei dem Vorgehen gegen die Höhlen wurden 
insgesamt zwei Soldaten durch Pfeilschüsse leicht, 
einer etwas schwerer verwundet; von den Kare
	        
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