Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

e immer dringender die Forderung einer 
ämn htung allen Wildes im Interesse der Be- 
denlalung der Schlafkrankheit erhob. # Bei der 
man den Schlafkrankheitsbekämpfung freilich stand 
stann en Mitteilungen von Kinghorn und Yorte 
wnh gegenüber und auch von englischer Seite 
8 en vereinzelt, und zwar zuerst von Bevan, 
edenken dagegen geäußert. 
" Da mir bei einer Stndienreise Gelegenheit 
boren war, unter ähnlichen Bedingungen wie 
minshorn= und Vorke zu arbeiten. entschloß ich 
der 94 angesichts der großen praktischen Wichtigkeit 
im Brage, die Experimente dieser beiden Forscher 
er „bortugiesischen Nyassagebiet nachzuprüfen. Die 
inhielten Resultate sind bereits vor einiger Zeit 
r den „Arb. a. d. K. Gesundheitsamte“ ver- 
offentlicht; ich will daher nur kurz darauf ein- 
gehen: 
’. Portugiesisch-Nyassaland wurden nach 
Tumer Feststellung 16,2 v. H. des Wildes mit 
6 rypanosomen infiziert gefunden, die sich in ihrem 
ussehen und ihrer Pathogenität für Tiere voll- 
(emmen wie das Trypanosoma rhodesiense ver- 
yelten: die Untersuchung der spärlichen Haus- 
jlere der Eingeborenen ergab ganz ähnliche Be- 
sunde. Bis hierher stimmen also die Ergebnisse 
vllständig mit denen von Kinghorn und Yorke 
Mrrrein. Nun ist zu beachten, daß in den 
tsgebieten der englischen Forscher verhältnis— 
üßig äußerst wenige Schlafkranke unter der Be- 
* erung gefunden wurden und in meiner Ge— 
unnd sich überhaupt keine Fälle dieser Krankheit 
ali#? den Menschen feststellen ließen. Es wären 
# etwa 16 v. H. des Wildes und ein kaum 
Krüngerer Prozentsatz der Haustiere mit dem 
bieteger der Schlafkrankheit infiziert in einem Ge- 
1 e, in dem die Menschen gesund bleiben. Das 
den ue auffällige Unstimmigkeit, da der Mensch 
hront lichen der infizierten Glossinen in den 
wi ben Tsetsegebieten ebensowenig entgeben kann 
gab das Wild und die Haustiere. Hieraus er- 
dam sch der, freilich von den englischen Forschern 
gesnuls nicht akzeptierte Schluß, daß die im Wild 
E enen rhodesienseähnlichen Trypanosomen 
nich der weitestgehenden sonstigen lbereinstimmung 
Sch identisch mit dem Erreger der menschlichen 
Mafkrankheit seien. 
ewerim für diese Schlußfolgerung einwandfreie 
Poathvasmele Beweise zu erbringen, wurde die 
gesunienität- der im Wild um in Haustieren 
iKOenen Trypanosomen in mehreren Versuchs- 
stellt hegenüber dem Menschen geprüft, und es 
diese sich, wie zu erwarten war, heraus, daß 
u. erypanosomen weder durch den Stich von 
noch durch direkte Blutüberimpfung 
Menschen übertragen werden können. 
Vandelte sich eben in Wirklichkeit um das 
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Trypanosoma hrucei und nicht um das Trypano- 
somn rhodesiense. 
Damit war bewiesen, daß Trypanosomen in 
natürlich insiziertem Wild und in Haustieren nur 
dann mit Sicherheit als Trepanosoma rhode- 
siense angesprochen werden können, wenn sie sich 
als pathogen für den Menschen erweisen. Zweitens 
war damit festgestellt, daß das Wild und die 
Haustiere an der Verbreitung der Schlaftrankheit 
zum mindesten nicht in dem von Kinghorn 
und Yorke angenommenen Umfange teilnehmen, 
daß also für eine Forderung der sofortigen Aus- 
rollung allen Wildes die notwendigen einwund- 
freien wissenschaftlichen Grundlagen fehlten. 
So wärc eigentlich bis auf weiteres, also bis 
zur Heranschaffung der wissenschaftlichen Beweise, 
für Rhodesia und die Nyassaländer der Vorschlag 
des Abschießens des afrikanischen Großwildes er- 
ledigt gewesen, wenn sich nicht in letzter Zeit 
durch eine Anderung des Standpunktes von 
Bruce die ganze Frage verschoben hätte. Bruce, 
der früher das Trypanosoma rhodesiense vom 
Trrpanosoma hrucei streng trennte, hält es heute 
für sehr wahrscheinlich, daß diese beiden Parasiten 
identisch sind, daß also die Schlafkrankheit in 
Rhodesia, Nyassaland und im Süden von Deutsch- 
Ostafrita nichts weiter ist als eine Infektion des 
Menschen mit dem über ganz Afrika verbreiteten 
Tiertrypanosoma der Nagana, dem Trypanosoma 
brucci. Da man dieses Sängetiertrypanosoma 
dort erwiesenermaßen häufig in Antilopen finden 
kann, so meint Bruce, daß dem Wild trotz aller 
gelieferten Gegenbeweise eine ganz enorme Nolle 
als Reservoir der menschlichen Trypanosomiasis 
zukomme. 
Dafür, daß das Trypanosoma brucei trotz 
der Häufigkeit, mit der es in Sängetieren und in 
der Tsetsefliege zu finden ist, nur so verschwindend 
wenige Menschen befällt, können von Bruce 
allerdings noch keine stichhaltigen Gründe an- 
geführt werden. «- 
Die Schlafkrankheit in Rhodesia und Nyassa- 
land befällt, wic die mehrjährige Erfahrung ge- 
lehrt hat, kräftige Leute und Schwächlinge, 
Kinder und Erwachsene; auch sonst findet sich 
kein Anhalt dafür, daß der eine oder der andere 
mehr oder weniger geschützt gegen die Krankheit 
ist: wer einmal von ihr befallen ist, erliegt ihr, 
und zwar ziemlich rasch. Zwischenstufen, also 
z. B. Personen, die mit Trypanosomen behaftet 
sind, ohne jemals nennenswerte Krankheitser- 
scheinungen zu zeigen; findet man nie. 
Sehr wichtig ist fernerhin, daß dasselbe Try- 
panosoma brucei, das in Rhodesia und Nyassa- 
land angeblich die Schlafkrankheit verursacht, in 
Zululand, wo es am längsten bekannt ist, noch 
nie einen Menschen krank gemacht hat; das wurde 
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