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großen Stils aber fehlen, solange die Wasserknappheit
nicht gehoben ist, die Vorbedingungen. Günstiger
liegen in dieser Beziehung die Verhältnisse auf den
Plateaus des westlichen Grabenrandes und seiner west-
lichen Abdachung, welche häufig unter dem Namen
dasekera zusammengesaßt werden; sie werden als
kühles, wasser= und futterreiches, in jeder Beziehung
vortreffliches Weidegebiet gerühmt, welches leider nur
an der englischen Grenze, wo sie zum Marafluß reicht,
einen beträchtlich breiten Raum einnimmt, dagegen
weiter südlich durch die mit Tsetse verseuchte Buschsteppe
Itomas und durch die Salzpfanne der Serengeti ein-
geengt wird. Diese letztere ist bisher nur selten durch-
quert und beschrieben worden; wegen des starken Salz-
gehalts in Boden und Wasser gilt sie als unbewohnbar
und unkultivierbar. Es scheint, als ob selbst das
Steppenwild dort nur kurz nach der Regenzeit genügend
Nahrung fände. In der Trockenzeit traf ich sie an
ihrem Ostrande völlig kahl und ausgedörrt an: doch
sollen andere Stellen, namentlich am Südrand, wo der
Salägehalt geringer ist und mehrere Süßwasserflüsse
entspringen, mit nahrhaften Futterpflanzen bestanden
sein, so daß hier Viehzucht möglich wäre. Aussichtslos
für diese Wirtschaft erscheint hingegen das große Ge-
biet zwischen der Serengeti und Ikoma einerseits und
dem Ostrande Usukumas anderseits, da es fast völlig
mit Busch bestanden und von Tsetse verseucht ist. Die
in der Umgegend Ikomas zahlreich gemachten Gold-
funde, so angenehme Hoffnungen sie erregen, sind zu
wenig geprüft und erschlossen, um jetzt schon zugunsten
eines Eisenbahnbaues verwertet werden zu können.
Von Ikoma zum Spekegolf würde die Trasse durch
die Ruwanasenke führen, deren ausgedehnte Flächen
als Viehweide und bei künstlicher Bbiüsizeunn
als Pflanzungsland in Betracht kommen, welche freil
vom Victoriasee aus bereits hinreichend erschlossen iinch
Nördlich der Ruwanastrecke wohnen etwa 2500, bei
Ikoma weitere 12000 Waschaschi; die Gansschal st Sonfo
am westlichen Grabenrand mag 2000 bis 0 Be-
wohner zählen; sonst zieht die voscoo bige r—
strecke durch ein menschenleeres, freilich von ungezählten
Wildherden begangenes Gebiet, welches zahlreiche
Jagdexpeditionen anzuziehen wohl geeignet ist. Das
Ostende des Spekegolfes, an welchem sie endigen würde,
ermangelt eines Hafens, und die Ufer sind ## seicht,
daß etwaige Landungsanlagen 500 m in den See vor-
gestreckt werden müssen. Die Stadt Muansa und die
in ihr festgelegten fiskalischen und privaten Werte
würden empfindlich geschädigt, falls ein anderer Platz
zum Ausgangspunkt des Seehandels gemacht und
der größte Teil des Güterumschlags dorthin ver-
legt würde.
II. Aruscha—Muansa über AUgorongoro,
Magalla.
Das Profil ist ähnlich dem der Trasse zum Spele-
golf, doch dürfte der Anstieg zum westlichen Graben-
rand, welcher bei Ngorongoro abzuflachen beginnt,
nicht ganz so hoch und mühsam sein wie bei jenem.
Die Anfangsstrecke zur Grabensohle fällt großenteils
mit der des ersten Projekts zusammen, so daß über
ihre wirtschaftlichen Aussichten niches hinzuzufügen ist.
Nachdem westlich des Grabenrandes das hier sehr
schmale Hochweidegebie, durchzogen ist, tritt die Bahn
in eine ü breite, bis zur Ostgrenze Ma-
gallas reichende Tsetsebusch-Zonc ein, in welcher
nur die Usulumalandschaft Meatu eine Oase bildet.
Zwischen Aruscha und Usukuma ist die Bahnstrecke, von
den wenig zahlreichen Ngorongoro-Massais abgesehen,
völlig menschenleer. Dagegen führt die Endstrecke von
Magalla bis Muansa auf 160 km Länge durch dicht-
besiedelte, gut bebaute, reichlich mit Vieh bestockte
Usukumalandschaften, welche an der Produktion des
Muansabezirks stattlichen Anteil haben. Das auf der
Endstrecke unmittelbar berührte Gebiet ist von 100 000,
das mittelbar im Verkehr geförderte von weiteren
25000 Menschen bewohnt. Daß die Linie in Muansa
selbst endigt, setzt sie dem ersten Projekt gegenüber in
Vorteil; sie findet dort einen guten Hafen, fertige
Landungsaulagen. jestgesügte Handelsbeziehungen vor,
und die Güter Usukumas brauchen nicht, wie bei der
Spekegolfbahn, doppelter Umladung unterzogen zu
en.
Von dem Gebiet, welches die Bahnlinien I und II
erschließt, ist nur das Hochland westlich des Grabens
erstklassiges Viehzuchts= und Ansiedlungsland; es ist
aber nicht sehr ausgedehnt. Über das östlich davon
gelegene Vulkangebiet läßt sich erst urteilen, wenn im
gro ßen Stil versucht worden ist, Lasser zu finden.
Zwischen Ndasekera und Viktoriasee ist wenig oder gar
kein Siedlungsland vorhanden. Für Europäerpflau-
zungen bietet keine der drei Linien besonders gute
Chancen.
Eingeborenenlandschaften werden durch Plan 1 in
sehr geringem Umfang erschlossen; Plan 2 leistet darin
das Vierfa
Die Korfftation am See ist bei 2 gut gewählt,
bei 1 ungeeignet. Linien 1 und II werden schwierig
auszuführen sein und wegen der gewaltigen Neigungen
teuren Betrieb bedingen.
Im Frachtverkehr spielen europäische Viehwirt=
schaften und überhaupt Siedelungsgebiete, solange sie
sich im Entwicklungsstadium befinden, eine geringe
Rolle. Die zwei Linien werden deshalb in absehbarer
Zeit hauptsächlich nur mit den Gütern zu rechnen
haben, welche von und nach dem Scegebiet gehen.
2. Bericht des landwirtschaftlichen Sachver-
ständigen Dr. vageler über die wirtschaftliche
Erkundung der Gebiete nördlich der pro-
jebtierten Südtrasse der Verlängerungsbahn
Aruscha—muansa.
Einleitung.
Gemäß Erlaß J. Nr. 22948/VII/13 und 24185,V I/13
von Seiner Exzellenz dem Herrn Kaiserlichen Gonver=
neur mit der Erkundung der nördlich der projektierten
Südtrasse der Verlängerungsbahn Aruscha—Muansa
liegenden Landschaften, insbesondere der Serengeti
und der anschließenden, als wasserarm geltenden Ge-
biete betraut, wählte ich nach eingehender Besprechung
mit dem Eisenbahnkommissar Regierungsbaumeister
Kroeber und dem landwirtschaftlichen Sachverstän-
digen Dr. Sinning, die ich in Muansa traf, ent-
sprechend der mir in den angezogenen Erlassen erteilten
Vollmacht, die Route im eingelnen nach eigenem pflicht-
gemäßen Ermessen zu gestalten, den folgenden Weg:
1. Mbalagetital bis zur Serengeti;
2. Kuer durch die Serengeti bis zum Lgarjasee
und längs durch die Steppe in Nordrichtung
bis Kilima-cha-fesa, dann quer in der Südost-
richtung durch die Serengeti bis zum Durch-
bruch des Malambo durch den Grabenrand am
Fuße des Lamunianestockes;
. quer durch die Ssaleesteppe zum Natronsee:
.vom Natronsee durch das Engarnkabecken über
Aruscha nach Moschi.
Maßgebend für die Wahl dieser Route im ein-
zelnen war:
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