Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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großen Stils aber fehlen, solange die Wasserknappheit 
nicht gehoben ist, die Vorbedingungen. Günstiger 
liegen in dieser Beziehung die Verhältnisse auf den 
Plateaus des westlichen Grabenrandes und seiner west- 
lichen Abdachung, welche häufig unter dem Namen 
dasekera zusammengesaßt werden; sie werden als 
kühles, wasser= und futterreiches, in jeder Beziehung 
vortreffliches Weidegebiet gerühmt, welches leider nur 
an der englischen Grenze, wo sie zum Marafluß reicht, 
einen beträchtlich breiten Raum einnimmt, dagegen 
weiter südlich durch die mit Tsetse verseuchte Buschsteppe 
Itomas und durch die Salzpfanne der Serengeti ein- 
geengt wird. Diese letztere ist bisher nur selten durch- 
quert und beschrieben worden; wegen des starken Salz- 
gehalts in Boden und Wasser gilt sie als unbewohnbar 
und unkultivierbar. Es scheint, als ob selbst das 
Steppenwild dort nur kurz nach der Regenzeit genügend 
Nahrung fände. In der Trockenzeit traf ich sie an 
ihrem Ostrande völlig kahl und ausgedörrt an: doch 
sollen andere Stellen, namentlich am Südrand, wo der 
Salägehalt geringer ist und mehrere Süßwasserflüsse 
entspringen, mit nahrhaften Futterpflanzen bestanden 
sein, so daß hier Viehzucht möglich wäre. Aussichtslos 
für diese Wirtschaft erscheint hingegen das große Ge- 
biet zwischen der Serengeti und Ikoma einerseits und 
dem Ostrande Usukumas anderseits, da es fast völlig 
mit Busch bestanden und von Tsetse verseucht ist. Die 
in der Umgegend Ikomas zahlreich gemachten Gold- 
funde, so angenehme Hoffnungen sie erregen, sind zu 
wenig geprüft und erschlossen, um jetzt schon zugunsten 
eines Eisenbahnbaues verwertet werden zu können. 
Von Ikoma zum Spekegolf würde die Trasse durch 
die Ruwanasenke führen, deren ausgedehnte Flächen 
als Viehweide und bei künstlicher Bbiüsizeunn 
als Pflanzungsland in Betracht kommen, welche freil 
vom Victoriasee aus bereits hinreichend erschlossen iinch 
Nördlich der Ruwanastrecke wohnen etwa 2500, bei 
Ikoma weitere 12000 Waschaschi; die Gansschal st Sonfo 
am westlichen Grabenrand mag 2000 bis 0 Be- 
wohner zählen; sonst zieht die voscoo bige r— 
strecke durch ein menschenleeres, freilich von ungezählten 
Wildherden begangenes Gebiet, welches zahlreiche 
Jagdexpeditionen anzuziehen wohl geeignet ist. Das 
Ostende des Spekegolfes, an welchem sie endigen würde, 
ermangelt eines Hafens, und die Ufer sind ## seicht, 
daß etwaige Landungsanlagen 500 m in den See vor- 
gestreckt werden müssen. Die Stadt Muansa und die 
in ihr festgelegten fiskalischen und privaten Werte 
würden empfindlich geschädigt, falls ein anderer Platz 
zum Ausgangspunkt des Seehandels gemacht und 
der größte Teil des Güterumschlags dorthin ver- 
legt würde. 
  
  
II. Aruscha—Muansa über AUgorongoro, 
Magalla. 
Das Profil ist ähnlich dem der Trasse zum Spele- 
golf, doch dürfte der Anstieg zum westlichen Graben- 
rand, welcher bei Ngorongoro abzuflachen beginnt, 
nicht ganz so hoch und mühsam sein wie bei jenem. 
Die Anfangsstrecke zur Grabensohle fällt großenteils 
mit der des ersten Projekts zusammen, so daß über 
ihre wirtschaftlichen Aussichten niches hinzuzufügen ist. 
Nachdem westlich des Grabenrandes das hier sehr 
schmale Hochweidegebie, durchzogen ist, tritt die Bahn 
in eine ü breite, bis zur Ostgrenze Ma- 
gallas reichende Tsetsebusch-Zonc ein, in welcher 
nur die Usulumalandschaft Meatu eine Oase bildet. 
Zwischen Aruscha und Usukuma ist die Bahnstrecke, von 
den wenig zahlreichen Ngorongoro-Massais abgesehen, 
völlig menschenleer. Dagegen führt die Endstrecke von 
Magalla bis Muansa auf 160 km Länge durch dicht- 
  
besiedelte, gut bebaute, reichlich mit Vieh bestockte 
Usukumalandschaften, welche an der Produktion des 
Muansabezirks stattlichen Anteil haben. Das auf der 
Endstrecke unmittelbar berührte Gebiet ist von 100 000, 
das mittelbar im Verkehr geförderte von weiteren 
25000 Menschen bewohnt. Daß die Linie in Muansa 
selbst endigt, setzt sie dem ersten Projekt gegenüber in 
Vorteil; sie findet dort einen guten Hafen, fertige 
Landungsaulagen. jestgesügte Handelsbeziehungen vor, 
und die Güter Usukumas brauchen nicht, wie bei der 
Spekegolfbahn, doppelter Umladung unterzogen zu 
en. 
Von dem Gebiet, welches die Bahnlinien I und II 
erschließt, ist nur das Hochland westlich des Grabens 
erstklassiges Viehzuchts= und Ansiedlungsland; es ist 
aber nicht sehr ausgedehnt. Über das östlich davon 
gelegene Vulkangebiet läßt sich erst urteilen, wenn im 
gro ßen Stil versucht worden ist, Lasser zu finden. 
Zwischen Ndasekera und Viktoriasee ist wenig oder gar 
kein Siedlungsland vorhanden. Für Europäerpflau- 
zungen bietet keine der drei Linien besonders gute 
Chancen. 
Eingeborenenlandschaften werden durch Plan 1 in 
sehr geringem Umfang erschlossen; Plan 2 leistet darin 
das Vierfa 
Die Korfftation am See ist bei 2 gut gewählt, 
bei 1 ungeeignet. Linien 1 und II werden schwierig 
auszuführen sein und wegen der gewaltigen Neigungen 
teuren Betrieb bedingen. 
Im Frachtverkehr spielen europäische Viehwirt= 
schaften und überhaupt Siedelungsgebiete, solange sie 
sich im Entwicklungsstadium befinden, eine geringe 
Rolle. Die zwei Linien werden deshalb in absehbarer 
Zeit hauptsächlich nur mit den Gütern zu rechnen 
haben, welche von und nach dem Scegebiet gehen. 
2. Bericht des landwirtschaftlichen Sachver- 
ständigen Dr. vageler über die wirtschaftliche 
Erkundung der Gebiete nördlich der pro- 
jebtierten Südtrasse der Verlängerungsbahn 
Aruscha—muansa. 
Einleitung. 
Gemäß Erlaß J. Nr. 22948/VII/13 und 24185,V I/13 
von Seiner Exzellenz dem Herrn Kaiserlichen Gonver= 
neur mit der Erkundung der nördlich der projektierten 
Südtrasse der Verlängerungsbahn Aruscha—Muansa 
liegenden Landschaften, insbesondere der Serengeti 
und der anschließenden, als wasserarm geltenden Ge- 
biete betraut, wählte ich nach eingehender Besprechung 
mit dem Eisenbahnkommissar Regierungsbaumeister 
Kroeber und dem landwirtschaftlichen Sachverstän- 
digen Dr. Sinning, die ich in Muansa traf, ent- 
sprechend der mir in den angezogenen Erlassen erteilten 
Vollmacht, die Route im eingelnen nach eigenem pflicht- 
gemäßen Ermessen zu gestalten, den folgenden Weg: 
1. Mbalagetital bis zur Serengeti; 
2. Kuer durch die Serengeti bis zum Lgarjasee 
und längs durch die Steppe in Nordrichtung 
bis Kilima-cha-fesa, dann quer in der Südost- 
richtung durch die Serengeti bis zum Durch- 
bruch des Malambo durch den Grabenrand am 
Fuße des Lamunianestockes; 
. quer durch die Ssaleesteppe zum Natronsee: 
.vom Natronsee durch das Engarnkabecken über 
Aruscha nach Moschi. 
Maßgebend für die Wahl dieser Route im ein- 
zelnen war: 
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