Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Monate sind Oktober und Februar, die kühlsten Juli 
bis Dezember. Doch beträgt die Temperaturdifferenz 
im Durchschnitt nur einige Zehntel Grad 
Für die östlichen, ansteigenden Gebiee fehlen leider 
aus Mangel an Beobachtungen die Grundlagen zur 
Beurteilung der klimatischen Verhältnisse, 
eine meteorologische Station zeristiert nicht. Bezüglich 
der Temperaturen kann mit Si icherheit entsprechend der 
zunehmenden Meereshöhe Abnahme angenommen 
werden. In der Tat war im oberen Möbalagetital 
selbst mittags die Temperatur niemals lästig, die 
Nächte mit 7 bis 8° C. geradezu kalt. Mit Nieder- 
schlägen ist das obere Tal infolge der Steigungsregen 
am Serengetirandgebirge und den, diesen Teil des 
Tales flankierenden Berggruppen sicherlich reichlicher 
versehen als der westliche, im Regenschatten dieser 
Berge liegende Teil des Mittellaufs. Auch die Aus- 
bildung der Vegetation: das plötzliche Abschneiden des 
Waldbestandes im Tale im Westen dieser Berge, deutet 
in gleicher Richtung. 
b) Der Unterlauf des Mbalageti. 
Vom Ufer des Spekegolfes erstreckt sich, langsam 
nach Osten vom Seeufer ansteigend, bis zum Fuße der 
Baridiberge im Norden, der Berggruppen Mahnwero 
und Handajega im OÖsten und der Berge von Massansa 
im Südosten eine weite Ebene: die Ruwangebene als 
Nordteil der Landschaft Massansa, die der Unterlauf 
des Mbalageti in der Mitte durchzieht. 
Die Ebene ist fast völlig flach, da kleine, durch 
unterirdische Unebenheiten #A#mn Anschein nach ver- 
ursachte, N—S verlaufende Bodenwellen die Monotonie 
des Geländes kaum unterbrechen. Geologisch ist die 
Ruwangebene als rezente Bildung aufz#lanssen, und 
zwar als eine Kombination von Deltabildung der 
Flüsse Ruwana-Mumussi, Mbalageti und Namati mit 
dauerndem Sinken des Victoriaseespiegels und dadurch 
bedingter Freilegung des Strandnegiern. Alle An- 
zeichen denten darauf hin, daß die Wasser des Speke- 
golfès einst bis an den Fuß der genannten Berge 
spülten, und erst seit geologisch kurzer Zeit die Trocken- 
legung erfolgt ist. Besonders die von etwa 3 m Tiefe 
beginnenden, bis in unbekannte Tiefe, jedenfalls über 
zom sich fortsetzenden blauen, humusfreien Tonc, in 
welche salzwasserführende Sandschichten und, nach An- 
gabe des Leiters der Pflanzung von Kühn und Cleve, 
auch Fossilien eingebettet sind, weisen auf den an- 
gegebenen Weg hin. 
Oberflächlich sind durch das Zurücktreten des 
Wasserspiegels und die dadurch bedingte dauernde 
langsame Verschiebung der Litoralzone mit ihren 
sochfäischen Erscheinungen die Böden vielfach modifiziert, 
und die Flächenspülung der Regengewässer neben ge- 
legentlichen lberschwemmungen hat das ihre getan, 
die Manmmigfaltigkeit der Oberflächenbildungen noch 
weiter zu erhöhen. 
Trotz aller lokalen Abweichungen läßt sich eine, 
den Bildungsverhältnissen entsprechende Verteilung der 
Bodenarten jedoch nicht verkennen, und ihre Feststellung 
genügt zur Charakterisierung des 
Den Fuß der oben genannten Foe ͤs ehemalige 
Hauwistrssdgon nehmen leichte Sande ein, die — bei 
ie nach der Gestaltung des Felsgrundes schnell und 
regellos wechseluder Mächtigkeit — lichten Schirmwald 
tragen. Eisenkonkretionen sind i in diesen Böden neben 
größeren Geröllagen häufig. Die bezeichneten Böden 
überlagern am Berghange roterdiges Eluvimn, mit 
dem jie vielfach oberflächlich gemischt sind. 
Daran schließen sich nach dem Seenfer zu in 
großer Ausdehnung tiefgründige — die Tiefe der un- 
veränderten Oberflächenschicht beträgt über 1 m — 
  
und auch 
  
leichte, tonige und humose frische Sande, die neben 
vereinzelten Schirmbäumen eine fast geschlossene Nieder- 
hrosnarbe tragen, deren Bestandteile sich leider wegen 
des vollkommenen Fehlens von Blüten usw. botanisch 
nicht feststellen ließen. Ohne das es möglich wäre, 
eine Grenze zu bezeichnen, gehen diese leichteren Böden 
in oberflächlich leicht sandige, in 4 bis 5 cm Tiefe 
jedoch schon strenge, humusarme Tone über. 
Die Vegetation besteht aus lückigen Niedergräsern, 
äwischen denen vereinzelte Baumgruppen auftreten. 
tellenweise nehmen die Dornbestände größere 
Ausdehnung an, namentlich im südlichen Teile der 
Muvangebene, wo auf große Entfernungen Dornsteppe 
herrscht 
Die tiefsten Depressionen nehmen humus- und kalk- 
reiche, schwarze Tone von großer Mächtigkeit ein, deren 
Ausdehnung mit Annäherung an den See wächst. Ihre 
Vegetation besteht aus etwa 1½ Fuß hohen, dicht 
schließenden Gräsern und vielen Kräutern, unter denen 
kalkliebende Formen gahlreich vorhanden sind. Den Fluß 
begleitet, einen meist üppigen Galeriewald umgebend, 
auf weite Strecken die Flötenakazie (Acgcia, Seyal) in 
dichten Beständen, die vielfach weit in die Grassteppe 
hineingreifen. Die Mündung des Mbalageti ist von 
Papyrus erfüllt. 
Alle Buschinseln, die Galeriewaldstreifen des Juusses. 
sogar Teile# der Dornsteppe wimmeln von setse. 
Wasserverhältnisse des Gebietes: 
dauernde reichliche Wasserführung des Flusses im 
mündungsnahen Teile, reichlich Wasser in Tümpeln 
im ganzen Unterlauf, sind bereits oben besprochen 
worden. Hinzugefügt sei noch, daß durch eine einfache 
Stauanlage beim Durchbruch von Handajega mit 
Leichtigkeit ein zu Bewässerungszwecken in groem 
Stile ausreichender Wasservorrat, der sich ohne be- 
deuntende Kosten über die ganze Ruwana-Ebene ver- 
teilen ließe, gewonnen werden könnte. 
Wirtschaftlicher Wert. 
Alle oben beschriebenen humosen Tone der Senken, 
die in dem von mir gesehenen Teile der Ruwana-Ebene 
etwa 2000 ha Ausdehnung haben, sind als erstklassiges 
Baumwolland zu bezeichnen, das namentlich bei der 
leicht zu beschaffenden WGewässerung zu großen Erträgen 
befähigt ist. Der größte Teil Dieses Landes befindet 
sich bereits in den Häen der Firma Kühn K Cleve, 
die in sachgemäßer Weise mit der Bebauung des 
Landes begonnen hat und auch die obenbezeichneten 
Bewässerungsaulagen durchführen will. Der Rest des 
ebiets wäre mit Ansnahme der dürftigen, gering- 
wertigen Niederungsgrasdornsteppe Weideland I. bis 
II. Klasse im Umfang von etwa 15 000 ha, da Wasser 
teils reichlich dauernd vorhanden ist, teils sich mit 
Leichtigkeit durch einfachen Stau erhalten ließe, wenn 
nicht der Wert des Landes durch die überall im Busch 
verbreitete Tsetse sehr stark beeinträchtigt wäre. 
Die Steppe selbst ist ealirrich tsetsefrei, doch läßt sich 
eine Infektion der Tiere im Randbusch der Steppe, den 
darin liegenden Buschinseln und am Fluß kaum praktisch 
vermeiden. Nur radikales Abholzen könnte Abhilfe 
schaffen. Ohne diese Maßregel wird jedes Viehzucht- 
unternehmen, wie es heute bereits von der oben- 
genannten Firma geplaut und in Angriff genommen 
ist, mit großen, die Wirtschaftlichkeit gefährdenden 
Verlusten rechnen müssen. 
on Siedelungen ist außer einem kleinen Dorf 
am See in der Ruwana-Ebene nichts vorhanden. 
c) Der Mittellauf des Mbalageti. 
Wie bereits oben betont ist, gliedert sich der Mittel- 
lauf des Mbalageti und sein Tal in drei wohlnunter-
	        
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