Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Schluß. 
Der Gesamteindruck der bereisten Gegend läßt sich 
dahin zusammenfassen: 
Zurgeit enthält das ganze bereiste Gebiet 
eisbare wirtschaftliche Werte nicht. Un- 
ernfoeft. lassen sich in einem großen Teile 
des Gebietes und zwar im Mbalagetital, in 
der Serengeti und westlichen Ssalee durch 
Viehwirtschaft und teilweise auch Ackerbau 
bei den vorhandenen günstigen klimatischen 
und sonstigen Vorbedingungen in Zukunft 
Werte schaffen. Vorbedingung ist aber hier- 
für die an den genannten Stellen aller- 
dings keine großen Schwierigkeiten bietende 
Erschließung bzw. Beschaffung von Wasser. 
Der wirtschaftliche Wert der übrigen Ge- 
bietsteile ist mindestens als fraglich zu be- 
zeichnen. 
Wenn eine Verlängerung der Nordbahn stattfinden 
sollte, so käme dafür jedenfalls nur die südliche Linien= 
jführung in Betracht, da alle nördlicher liegenden 
Trassen nicht nur technisch außerordentlich schwierig 
sind, sondern auch auf weite Ausdehnung wirtschaftlich 
recht geringwertige Gebiete durchschneiden würden. 
S. Bericht des landwirtschaftlichen Sachver- 
ständigen Dr. Sinning über das Ergebnis 
der landwirtschaftlichen Ertundung in den 
Gebieten nördlich der Cinie Spekegolf— 
Ruwana — IJIhoma — Malambo — Ratronsee— 
Gelei. 
Die Besprechung mit den eisenbahntechnischen 
Mitgliedern der Eisenbahn-Erkundungskommission in 
Muansa ergab, daß für den Weiterbau der Eisenbahn 
Tanga—Neu-Moschi zum Victoriasee nach den bis- 
herigen Ermittlungen für eine nördliche Linienführung 
die kürzeste Linie die sogenannte Nordlinie Neu-Moschi 
—Sanja——Natronsee— koma—Spekegolf sei, so daß 
für einen eventuellen Weiterbau der lisambarabahn 
zum Victoriasee auch diese Linie berücksichtigt werden 
müsse. Die landwirtschaftliche Erkundung der Gebiete, 
welche die Nordlinie berührt, wurde daher für nötig 
ehalten. Nach Vereinbarung mit dem inzwischen in 
Muansa eingetroffenen landwirtschaftlichen Sachver- 
ständigen Dr. Vageler sollte die Erkundung derart 
vorgenommen werden, dal Dr. Vageler das Gebiet 
südlich der Linie Spekegols—Ruwana—Malambo— 
Natronsee —Gelei—Longido bis zu den im ersten Teile 
meine Reise berührten Gebieten erkundete, während 
mir die Bereisung der Gebiete nördlich der oben- 
erwähnten Linie bis urz englischen Grenze zufiel. 
Ein Zusammentreffen zwecks Besprechung der Ergeb- 
nisse der Erkundungsreisen wurde für die Zeit vom 8. 
bis 10. Dezember auf der landwirtschaftlichen Versuchs- 
station Kibongoto am Westkilimandscharo vereinbart. 
Um keine Zeit zu verlieren, wurde die Reise zum 
Spekegolf am 28. Oktober von Muansa aus per 
Dampfer angetreten. Am 29. Oktober erfolgte der 
Weitermarsch von Kalamera, wo die Ausschiffung er- 
folgt war, zum Mbalageti gemeinsam mit Regierungs- 
rat Gunzert, dem l 
Dr. Vageler und Bezirkslandwirt Reichart. Am 
80. überführte der Dampfer Regierungsrat Gunzert, 
mich und die Augehörigen Träger nach Guta am Nord- 
ende des Spekegolfs, von wo aus am gleichen Tage 
noch bis zum Mawassaberg, auf der den Speke= vom 
Bauman. Worf trennenden Halbinsel gelegen, vorge- 
  
stoßen wurde. Am folgenden Tage wurde vom 
Mawassaberg noch etwa 10 km westwärts marschiert, 
um einen Einblick in dic sich hier erstreckende Gras- 
steppe zu erhalten, und alsdann nach Guta zurück- 
gekehrt, wo die Trennung von Regierungsrat Gunzert 
erfolgte und der Weitermarsch zum Ruwana angetreten 
wurde. Die Erkundung führte am 1., 2. und 3. No- 
vember durch die Baridiberge nördlich des Ruwana,. 
olsdam wieder zur Ruwanagebene hinab in die Zeir 
vom 4.—6. November nach IJkoma. Von Ikoma aus 
wurde nach Norden abgebogen und am 10. November 
der Mara bei Ormasse (Einfluß des Bologonja) er- 
reicht. Bom 11. November ab wurde südostwärts 
weitermarschiert bis nach Olgoß, von wo am 15. No- 
vember nach Nordosten umgebogen wurde, um die 
Ndassekera zu erkunden. Von hier führte der Weiter- 
marsch vom 19. ab über Ojondo, Mungusdi nach 
Ssonjo-Ssalee, alsdann über Neidigidigo, Gwarn am 
Nordende des Natronsees vorbei über den Gnuaso- 
niro-Fluß zum Berg Shombole, der am 27. November 
erreicht wurde. Am 28. November erfolgte der 
Weitermarsch zum Narok. Da in Ssonjo Führer, die 
dieses Gebiet kannten, nicht zu erhalten waren, mußte 
am 30. November wegen Wassermangels der Vormarsch 
eingestellt und am 1. Dezember der Rückmarsch nach 
Ssonjo angetreten werden. Die Erkundung wurde 
damit als erledigt angesehen und von Ssonjo aus 
wurde auf dem Wege über Engarnka nach Aruscha 
marschiert. 
Die durchreisten Länder lassen sich in folgende, 
aus wirtschaftlichen und volitischen Gründen zusammen- 
gehörige Gebiete zerleger 
1. Das besiedelte bang im Bezirk Mnanfa bzw. 
im Bereich des Offizierpostens Ikonm 
Das ung iedeltte Land im Bereich bes Offizier= 
postens Ikom 
Ssonjo-Ssalee 
Das Land östlich des Natronsecs. 
  
# 
1. Das besiedelte Land im Bezirk Muansa 
beaw. im Bereich des Offizierpostens Ikoma. 
Dieses Gebiet, sowelt es auf der Erkundungsreise 
berührt wurde, wird wie folgt begrenzt: im Norden 
von einer Linie, welche von den Mandirirabergen zum 
Wanguessiberg nordöstlich Jkoma führt, im Osten von 
dem Grumetifluß, von den Wanguessibergen ab, im 
Süden vom Ruwana, im Westen vom Spekegolf und 
einer Linie, die von den Regatta= zu den Mandirira- 
bergen führt. 
Das ganze Gebiet ist mit Ausnahme der Baridi- 
berge in den Landschaften Schijaki und issu sehr 
schwach besiedelt. Das Plateau zwischen Baumann- 
und Spekegolf ist gänzlich unbesiedelt, Es ist eine 
weite offene Grassteppe, nur an den Rändern zu den 
Baridibergen, dem Baumann= und Spekegolf Zu 
von lichtem Busch= und Baumbestand umgeben. Der 
Boden ist zumeist toniger Sandboden granitischen Ur- 
sprungs, an einzelnen Stellen tritt Tonboden auf: 
auch stark kalkhaltiger Boden ist an einzelnen Stellen 
vorhanden. Der Grasbestand ist mittelmäßig bis gut. 
an einzelnen Stellen, wo reiner Sandboden herrscht. 
auch geringer. Dieses Gebiet gehört mit zu den besten, 
im besiedelten Teil des Bezirks Muansa gesehenen 
Weideländereien, wenn es auch an Güte nicht denen 
der Hochländer gleichkommt. Eine Besiedelung dieses 
Gebietes mit Europäern ist möglich, da Speke= und 
Baumanngolf die Vaserlieferanten sind, aber auch an 
einzelnen Hügeln auf dem Plateau ebenso wie in 
Usukuma, sich Wasser leicht erschließen läßt.
	        
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