Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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hätte man von dieser Sorte einen mindestens normalen 
Ertrag erwarten können. Es war aber aus diesem 
Grunde doppelte Bestellung nötig, und auch die Aus- 
saat entwickelte sich so schlecht, daß kaum ein Drittel 
der Fläche bestanden war. Die Entwicklung der vor- 
handenen Pflanzen war aber gesund und kräftig, der 
Kapselansatz gut, der Krankheitsbefall nicht anormal. 
Die Wolle hat viel Ahulichkeit mit der von Adamana- 
Sea-Island. Sie ist daher wert, mit in die Anbau- 
versuche ausgenommen zu werden. Im Gegensatz dazu 
sind die Erträge von Bassa= und Muschi-Baumwolle 
sehr schlecht gewesen. War die Besetzung der Felder 
infolge Nachpflanzen verhältnismäßig gut, und ent- 
sprach auch sonst das weitere Wachstum ganz den zu 
stellenden Anforderungen, so litten doch diese beiden 
Sorten sehr unter der Kräuselkrankheit und nach deren 
Aufhören an einem die Stengel schwarz färbenden Be- 
fall Etengelorännen) welcher den größten Teil der 
Pflanzgen absterben ließ. In besonders starkem Maße 
trat das bei Bassa-Baumwolle hervor. Ob infolge des 
sehr schweren Bodens, auf dem gerade diese Sorte 
stand, mag dahingestellt bleiben. Sehr wahrscheinlich 
ist diese Annahme, da Muschi auf ktwas weniger 
schwerem Boden weniger Befall hatte und Ishan auf 
Mittelboden fast ganz davon verschont blieb. Die Ver- 
pflanzung dieser Sorten aus Gebieten mit besonderen 
Regenverhältnissen in die extremen Bedingungen Ada- 
manas machte dieselben anfällig für Krankheiten. Das 
wurde verstärkt durch die Aussaat auf zu schwerem 
Voden, wie es gerade mit Bassa geschehen war. Im 
kommenden Jahre werden diese Versuche mit ausge- 
lesener Saat unter günstigeren Verhältnissen wieder- 
holt werden. 
Die Lin#prozente dieser drei Eingeborenensorten 
sind mit 32,2 v. H., 33,3 v. H. und 29,5 v. H. nicht 
ungünstig. 
  
  
rn 
Im allgemeinen iit über die Baumwollanbau- 
versuche das Folgende zu sagen: Die Organisation der 
Feldarbeiten ist in diesem Jahre schon weit wirtschaft- 
licher gestaltet worden, als im Vorjahr, und es ist zu 
hoffen, daß das sich noch in künftigen Jahren ver- 
bessern läßt, sobald ein Stamm alter eingearbeiteter 
Leute vorhanden ist. 
Die Jahre 1913 für die Versuchsfelder er- 
mittelten Produktionskosten, von deren Besprechung ich 
vorläufig absehe, geben nun schon einen guten Anhalt 
für die Kosten der Arbeitsaufwendung, welche in Zu- 
kunft dem Eingeborenen bei dem Anbau von Baum- 
wolle für den Export erwachsen werden. Da der Neger 
seine Arbeitskräfte nicht so hoch einzuschätzen braucht, 
wie die bersuchsstation sie in Barlöhnen begahlen muPß, 
da er ferner immer den geeignetsten Boden für 
Biuerwol heraussuchen kann, wird er mit seinen Un- 
kosten nie so hoch kommen, wie sie auf der Versuchs- 
station für die einheimischen Sorten berechnet sind. 
Wenn ihm dann außerdem mit der Verausgabung 
guter ertragreicher Saat geholfen wird, wird es be- 
rechtigt sein, aun dem schon im vorigen Jahresberichte 
vertretenen Standpunkt festzuhalten, daß mit einer 
Begahlung von 8 bis 10 Pf. pro Saatwolle, je nach 
Qualität, seine Arbeit gut bewertet ist. Es ist sogar 
bei einem solchen Preise anzunehmen, daß die die 
Farmtätigkeit liebenden Heidenstämme, insbesondere 
die Mundang des Leere-Bezirkes, sich gern dieser Pro- 
duktion zuwenden werden. Das Jahr 1914 wird schon 
den Beweis erbringen können. 
Von besonderem Interesse sind diese wenigen 
Zahlen nun auch noch deshalb, weil die Gutachten der 
verschiedenen Baumwollfirmen die auf Eingeborenen- 
märkten aufgekauften Baumwollproben, die aus einem 
  
bunten Gemisch von verschiedenen Sorten bestehen, so 
hoch bewertet haben. Es darf daher als ein be- 
rechtigter und Erfolg versprechender Schritt in der 
Fortentwicklung des Baumwollbaues mit Rücksicht auf 
den zukünftigen Export angesehen werden, daß das 
Gouvernement dem Vorschlage zugestimmt hat, schon 
jetzt auf der Grundlage des vorhandenen Baumwoll= 
baues durch Aussendung von europäischen Wander- 
lehrern Anregung zum vermehrten Aubau und Aufkauf 
der Produktion durch die Versuchsstation, mit der Her- 
anziehung der Eingeborenen und ihrer allmählichen 
Gewöhnung an die systematische Erzeugung von Aus- 
fuhrwerten den Anfang zu machen. Ich glaube daher 
als wichtigstes Ergebnis des Berichtsjahres folgendes 
hinstellen zu dürfen: 
1. Die einwandfreie Feststellung des Marktwertes 
der schon vorhandenen Eingeboren-Wolle. 
2. Die Feststellung eines Maßstabes, an dem die 
Produktionskosten der Eingeborenen für Baumwolle 
ziemlich sicher beurteilt werden können, und damit die 
Frage der Grvortfähigkeit als mindestens aussichtsvoll 
hingestellt werden kann. 
3. Die Feststellung der Versuchsstation, daß das 
von den deutschen Gutachtern beurteilte Baumwoll- 
material der Eingeborenen allein durch die Trennung 
in die verschiedenen bekannten Sorten auf eine gleich- 
mäßigere Qualität gebracht werden kann. 
4. Die Erfahrung, daß die eingeführten Sorten bei 
den hiesigen extremen klimatischen Verhältnissen lange 
Zeit gebrauchen, bevor sie, wenn überhaupt gceignet, 
für die Landwirtschaft der Eingeborenen allgemein 
mehr in Frage kommen als die einheimischen Sorten, 
daß es vielleicht richtiger ist, mit Möglichster Sorgfalt 
die Hochzüchtung der einheimischen Sorten zu versuchen. 
Dadurch werden die Aufgaben der Versuchsstation 
im Baumwollbau für das kommende Jahr wie folgt 
bestimmt- 
Produktion möglichst fortenreiner Baumwolle 
aus binhebotetonamanlicht, durch die Eingeborenen 
zuter e Beaufsichtigung eines oder mehrerer enropäischer 
eamte 
2. Versuch der systematischen Verbesserung der 
einheimischen Baumwollsorten auf der Versuchsstation 
durch Auslesezüchtung. 
3. Anbau fremder Baumwollsorten und Prüfung 
auf ihr Geeignetsein für die hiesigen Verhältnisse. 
. Aufkauf und Entginnung der Produktion der 
Eingeborenen. 
. Weitere Beobachtung der aus Eingeborenen- 
Sorten isolierten Stämme. 
6. Beobachtung der fremden Sorten auf eventuelle 
spontane Variationen, welche, unter hiesigen Einflüssen 
entstanden, vielleicht dir hohe Klasse ihrer Ursprungs- 
sorte mit der durch Akklimatisation gewonnenen größeren 
Widerstandskraft gegen Krankheiten besitzen. 
7. Sonstige Versuche bezüglich verschiedener Psianz- 
zeit, Einwirkung der Stallmistdüngung aufs Widerstands- 
kraft gegen Krankheiten usw. 
  
b) Sonstige Kulturen. 
1. Erdnüsse. Mit Erdnüssen waren 3.33 hu be- 
stellt. Da anderes Saatmaterial nicht zur Verfügung 
stand, wurden nur einheimische Sorten verwandt. Der 
Ertrag von 36,15 bzw. 10,16 Peuiner pro hn ist 
außerordentlich ermutigend. Da im übrigen die Erd- 
nußlultur in Adamana Volkskultur ine verdient sie für 
die Zukunft die lebhafteste Förderung. 
Es wird daher mit zu den Hauptaufgaben der 
Versuchsstation gehören müssen, durch Herausfinden 
der besten Marktware, die unter hiesigen Verhältnissen
	        
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