Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Eine Reihe von Männern des Stammes der 
Eingeborenen von Willaumez (Bälu) wurde 
mehrfach zur Untersuchung, Messung und zum 
Handel bestellt. Die Frauen konnten trotz unseres 
viertägigen lebhaften und freundschaftlichen Ver- 
kehrs mit den Männern nicht zum Ablegen ihrer 
Schen gebracht werden. Sie hielten sich fast alle 
(bis auf drei) im Busch. 
Die Männer waren sehr zutraulich, sehr 
empfänglich für abgelegte Europäerhemden und 
Gilettmesser und sangen mit großem Interesse 
und Vergnügen in den Phonographen. 
Die anderen Siedelungen der Bülulandschaft 
befinden sich im Norden und bestehen aus fünf 
Dörfern, die alle noch jung sind. 
Das nordöstlicher gelegene Kambüri haben 
die Eingeborenen vor 1 bis 2 Jahren verlassen 
und haben Rambäl, Lölo, Kakälaga und 
Mbäle gegründet. Junge ein= bis zweijährige 
Kokospalmen sind dort gepflanzt. Die Ernährung 
der Leute muß sich jetzt aber eine Reihe von 
Jahren auf Taro und Schweinefleisch beschränken 
und das Getränk muß in Bambusstämmen aus 
der Tiefe des Kratersees geholt werden. 
Was die Eingeborenen veranlaßt hat, den 
Ort Kambüri zu verlassen, zumal er von alten 
Kokospalmen bestanden ist, konnte nicht ermittelt 
werden. 
Solche Verlegung des Wohnsitzes bedeutet ein 
ungehener wichtiges Ereignis, wie aus dem Lied 
hervorgeht, das in der Landschaft Böln am 
meisten gesungen wird: 
Mel. 91. 
szilc bumbowä — schlagt Bäume in Bumbowa 
(— Baowa?), 
szlä welfje — reinigt es vom Busch. 
Situation: Also ein Stamm will seinen 
Wohnsitz nach Bumbowa verlegen und dort ein 
neues Dorf bauen. 
Der JInhalt anderer Lieder behandelt den 
Gang der Leute vom Ort zum Meere (zum Fisch- 
fang), das Holzen im Busch, das Rösten des 
Taro, den Bau eines Hauses und anderer Ge- 
schehnisse des täglichen Lebens. Einige Lieder 
haben auch den Charakter der Spottgedichte. 
Zu den östlichen Dörfern führt ein breiter 
Weg hinauf. 
Das Dorf Rambäl hat 2 Männerhäuser — 
eins mit schöner Schnitzerei verziert — viermal 
5½ m groß und mit den in Bananenblättern 
eingebundenen Knochen zweier Verstorbener. Die 
am Platz noch stehenden 5 Häuser werden von 
8 Frauen und 8 Kindern bewohnt (2 Frauen 
waren noch kinderlos, 6 hatten je 1 bis 2 Kinder). 
Der Häuptling Lüme, der Sohn des Woröro 
und der Räko, hat mit der Kökone 2 Knaben, 
Winutu und Tuwälulu. 
  
Kakälaga hat 1 Haus für 4 Männer, 1 Haus 
für 2 Frauen (die noch nicht schwanger sind), 
1 Haus für 3 Frauen, die je 3 Kinder haben. 
Mbäle besitzt 10 Häuser und 2 Schweine- 
ställe. Der angesehenste Kanacker heißt Ténde 
und ist sehr weißenfreundlich. 
Bewohnt ist Mbäle von 11 Männern, 6 Frauen, 
10 Kindern. 
Ténde hat 2 Frauen, 4 Männer haben je 
1 Frau, 6 keine. 
2 Frauen haben je 1 Kind, 4 Frauen haben 
je 2 Kinder. 
Von Lölo hat der eine Teil 6 Häuser, 
2 Schweineställe, 1 Männerhaus für 4 Männer, 
4 Häuser für je 1 Frau, von denen 3 je 2 Kinder, 
1 Frau 1 Kind hat; 1 Haus ist unbewohnt. 
Der andere Teil Lölos besitzl 3 Häuser, 
1 Schweinestall, 1 Haus für 2 Männer, 2 Häuser 
für 2 Frauen, von denen eine 1 Kind hat. 
Die Nahrung besteht bei den Eingeborenen 
aller Plätze aus Taro, Bananen, Kokosnüssen, 
(soweit vorhanden) Zucker, Kapiak (Brotfrucht), 
Gallip, Süß= und Salzwasserfischen und Schweinen, 
und zwar ist Taro die Hauptnahrung, die zu drei 
Tagesmahlzeiten genommen wird, während die 
übrigen Speisen die eine mittlere Mahlzeit etwa 
um 3 oder 4 Uhr nachmittags reichhaltiger ge- 
stalten. Das Trinkwasser wurde in den nörd- 
lichen Böludörfern in etwa 1½ bis 2 m langen 
Bambusstämmen vom Kratersee heraufgetragen 
und im Dachfirst aufbewahrt. — Am Meeres- 
strande ist an vielen Stellen die Möglichkeit, fast 
salzfreies Wasser aus Gruben zu entnehmen 
(näheres siehe unten). 
Die durchschnittliche Kinderzahl einer Familie 
ist nach den obenstehenden Erhebungen 1,24. Die 
Bevölkerungsdichte nimmt also deutlich ab. 
Die Unsitte des Abtreibens (mit Bambusstäben) 
übten angeblich 4 v. H. der Frauen, in Wirklich- 
keit wird sie geheim wohl in noch größerem Maß- 
stabe geübt. 
Ülber die Geburtstechnik in Bflo macht der 
Eingeborene Bäti folgende Angaben (er war früher 
Boy in Rabaul und ist deshalb zutraulich). 
Die Frauen gebären im Hocksitz und lassen 
das Kind in eine Regenkappe fallen. Nach Ab- 
bindung der Nabelschnur mit Lianen reißt die 
Gebärende selbst die Schnur durch. Die Nach- 
geburt wird ohne fremde Unterstützung selbst aus- 
gestoßen, doch sollen die Frauen selbst durch 
Druck auf den Leib Hilfe geben. 
Was von sonstigen Erkrankungen bei den 
kurzen Besuchen gesehen wurde, geht aus fol- 
gender Aufstellung hervor. 
Von untersuchten 55 Männern, 15 Frauen, 
8 Kindern hatten:
	        
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