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Ergnnn l michtamtlicher Teimmm
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Kamerun.
Bericht über eine Dienstreise des Stabsarztes
Dr. Bergeat in den Süden des Beszlkes Logone
in der Zeit vom 20. Februar bis 11. Kpril 1914.
(Mit einer Karte.)
Der Zweck der Reise war nach dem mir ge-
gebenen Aufstrag ein sechsfacher:
1. Nachforschung, ob die Schloftrankheit von
unserem Nachbarbezirk Oberssanga-Uham in den
Süden unseres Bezirks vorgedrungen sei, wie
groß das etwa davon betroffene Gebiet sei, und
auf welchem Wege der Einzug der Krankheit statt-
gefunden habe;
2. Bereisung der deutsch-französischen Grenze
verabredungsgemäß mit dem Postenführer des
sennzöftchen Postens in Doba, Leutnant Perrin;
Aussuchen des alten Viehtransportweges
nach Buala;
4. Feststelung der Mörder des am 23. Ja-
nuar getöteten Wanderhändlers und ihrer Dörfer;
5. Kartographische Aufnahme des Reiseweges
und Legen einer neuen Route westlich Kagopal—
Bindo, den Logone bei Belia erreichend;
6. Begutachtung dreier in Frage kommender
Plätze für die endgültige Lage des Hauptplatzes
des Bezirks Logone.
Die Punkte 2, 3 und 4 sollen hier zur Be-
sprechung kommen. Da anzunehmen war, daß
der Reiseweg in von Europäern noch ganz wenig,
zum größten Teile noch nicht besuchte und un-
erschlossene Gegenden führen würde, hatte ich zur
Verstärkung meines Begleitkommandos von zehn
Mann noch den Postenführer von Kondjala,
Sergeanten Schröder, mit ebenfalls zehn Mann
zugeteilt erhalten. Nachdem ich am 20. Februar
Bumo verlassen hatte, erreichte ich am 26. Fe-
bruar unseren „Posten am Pende“.“') Da ich
vereinzelte Schlafkrankheitsfälle auf dem Posten
und in nächster Nähe desselben gesunden hatte,
erschien es mir notwendig, bis zum Eintreffen
des französischen Leutnants Perrin zur gemein-
samen Grenzbereisung, deren Beginn am 6. März
zu erwarten war, eine viertägige Reise (vom 3.
bis 6. März) in die Umgegend des Postens zu
*) Nordwestlich des französischen Postens Goré.
machen. Bei meiner Rückkehr am 6. März erhielt
ich die Nachricht, daß, obwohl der Kommandant
von Lai mir persönlich in Gegenwart des Leut-
nants Perrin die Reise zugesichert hatte, diese
dennoch unmöglich wäre, da der Kommandant
von Lal den Postenführer von Doba nicht dazu
ermächtigen zu können glaubte. Nun beschloß ich,
allein zu marschieren. Ein weiterer Umstand
zwang mich, mein Begleitkommando zu verringern.
Der Posten am Pende hatte nämlich Befehl, die
angesammelten Wanderhändler, deren Zahl mit
Weibern und Kindern etwa 180 ausmachte, mit
650 Rindern, 200 Ziegen und Schafen, unter
sicherem militärischen Schutz an die Grenze des
Nachbarbezirkes Oberssanga-Uham zu bringen, da
der Süden auf Fleischversorgung aus dem Norden
angewiesen ist, auf der einzigen brauchbaren
Straße aber am 23. Januar 12 Bornuhändler
mit Weibern ermordet worden waren. Ich be-
auftragte daher fünf Soldaten unter einem far-
bigen Unteroffizier mit dem Schutze der Händler
mit der Weisung, mich am Nana zu erwarten.
Bereits am 7. morgens marschierte diese Karawane
ab, am 9. März brach ich mit Sergeant Schröder
nach dem Süden auf. Zunächst marschierte ich
den Nia-Pende entlang zum Daneki, suchte dessen
Quelle auf, ging von hier aus 1½ Stunde dem
Kompaß nach südlich, bis ich in die wellige Ge-
gend kam, in welcher der Grenzbeschreibung nach
der Gara entspringen soll. Beim Weitermarsche
traf ich an dem linken Ufer dieses Wassers ein
Dorf namens Boatibi, dessen Bewohner ich nach
dem Namen des Flusses befragte und ihn als
Gara bezeichnet erhielt. An meinen Lagerplatz
kamen dann andere Leute des linken Ufers
zu mir, die mir erklärten, der Name dieses Wassers
wäre nicht Gara, sondern Sim. Ich bekam aber
von diesem Dorfe, Benin, für den nächsten Tag
Wegführer, von denen ich mich am andern Tage
direkt an den Nia-Nana führen ließ, um dann,
ihn entlang marschierend, die Mündung des
Gara in den Nia-Nana zu erreichen, an der ich
anderntags liegen blieb. Nachdem ich dann noch
drei Flüßchen, die in gewellter Gegend mit stei-
nigem Grund entsprangen, überschritten hatte,
traf ich am Nia-Nana den letzten Lakaort Gara.