Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Fragen bereitwilligst Auskunft. Auf unsere Frage, 
wo die übrigen Weiber und Kinder seien, sagten 
die Leute, sie hätten nicht mehr Weiber und 
Kinder. Es sei allerwärts so bei ihnen, daß nur 
wenige Frauen vorhanden seien. Sie zeigten 
uns in ihren Häusern die Weiberabteilung, welche 
nur einen ganz kleinen Raum einnimmt und tat- 
sächlich nur acht Schlafstellen aufwies. 
Nach einer einstündigen Rast in Alagasam 
gingen wir weiter, wobei uns der größte Teil 
der Dorfbewohner begleitete. Der Weg führte 
anfangs über einen kleinen Höhenrücken und dann 
auf einem langgestreckten schmalen Hang entlang. 
Links stieg eine über 100 m hohe steile Felswand 
hoch, von der mehrere kleine Wasserfälle herunter- 
stürzten, die sich auf dem flachen Hang in viele 
kleine Bäche verteilten, rechts befand sich ein 
tiefes, nach Westen offenes Tal, aus dem das 
Donnern und Brausen eines mächtigen Wasser- 
falls herauftönte. Auf unserem Wege passierten 
wir die Dörfer Langin, Arin, Guringpantum und 
Nanaigim, deren Bewohner jedoch sämtlich ge- 
flohen waren. Die Gegend scheint sehr gut be- 
völkert zu sein, Pflanzung reiht sich an Pflan- 
zung; Urwald ist hier nirgends zu finden. Nach- 
mittags kamen wir an den Bach Goarm, welcher 
etwa 10 m breit und 30 cm tief ist. Der Bach 
stürzt sich einige 100 m hoch über Kalksinter- 
terrassen von 2 bis 6 m Höhe in die Tiefe und 
bietet einen wunderbaren Anblick. Unser Weg 
führte etwa 600 bis 700 m im Bachbette ent- 
lang, dabei stiegen wir etwa 150 bis 180 m hoch. 
Als wir den Bach verlassen hatten, wurde die 
Gegend wieder flacher und auch wieder gut be- 
wohnt. Wir passierten kurz hintereinander die 
Gehöfte Oniet, Giarit, Gontel, Golumgolum und 
Malesam. Sie bestanden zumeist nur aus ein 
bis zwei Häusern, die aber sehr groß waren. 
In Gontel sahen wir ein Haus von über 30 m 
Länge mit sechs Eingängen an einer Seite. Von 
den meisten Gehöften waren die Eingeborenen 
geflohen, nur in Malesam waren einige Leute 
anwesend, welche erst sehr scheu, später aber 
zutraulicher wurden. Das Land war wieder 
ziemlich eben und nur mit hohem Gras bestanden; 
Baumwuchs fehlte hier gänzlich. Der Boden be- 
stand aus rotem und gelbem Lehm; Korallenkalk 
kam häufiger vor. Gegen 3 Uhr begann das 
Land mächtig zu steigen. Wir kamen dann in 
einen großen Kasuarinenwald und gegen 5 Uhr 
in ganz niedrigen Urwald. Große Bäume fehlten 
hier ganz, Farne waren vorherrschend. Wir 
schlugen hier am Bache Gabarega in etwa 1000 m 
Höhe unser Lager auf. Das Barometer zeigte 
671 mm bei 22° C um5 Uhr nachmittags. Ich 
ließ von den uns begleitenden Baining-Leuten 
viel Feuerholz herbeiholen und große Feuer an- 
  
machen. Wir schliefen in der Nacht sehr wenig, 
da es sehr kalt war, und setzten uns alle um die 
Feuer, um uns zu erwärmen. 
Am nächsten Morgen brachen wir frühzeitig 
zum Weitermarsch auf, um uns durch Gehen zu 
erwärmen. Wir gingen zuerst im Bache Gaba- 
rega, der sich ebenfalls über hohe Kalkterrassen 
einige 100 m hoch herunterstürzt, verließen dann 
den Bach und stiegen weiter in die Höhe. Gegen 
9 Uhr erreichten wir die größte Höhe mit einer 
wunderbaren Aussicht nach dem Varzin, Mutter, 
Nordtochter, Weberhafen und Nakanaiküste. Das 
Barometer zeigte 658 mm bei 22° C um 9 Uhr 
morgens. Die Vegetation bestand hier aus nie- 
drigem Gesträuch, aus dem hier und da ein 
kleinerer bis an den Gipfel mit Moosflechten be- 
hangener Baum hervorragte. Auch der Boden 
war mit dichtem Moos bedeckt. Eine kleine 
Bambusart, die sich an den niedrigen Bäumen 
hochrankte und mit einem Kletterfarn viel Ahn- 
lichkeit hatte, fiel hier besonders auf. Von hier 
führte unser Weg steil bergab; das Gelände 
war teilweise sehr zerrissen, Sandstein und Ko- 
rallenkalk traten häufig zutage. Gegen Mittag 
kamen wir in das Gehöft Galambit, in leicht ge- 
welltem Gelände gelegen. Die Bewohner, elf 
Männer, drei Frauen und zwei Kinder, waren 
sehr freundlich und erzählten uns, daß wir nur 
noch eine Tagereise von der Küste entfernt seien. 
Wir gingen nach kurzem Aufenthalt weiter und 
kamen durch beinahe ganz ebenes Land, welches 
rings von hohen Bergen eingeschlossen war. Ver- 
schiedene kleine Bäche durchströmen das Land. 
In einem dieser Bäche — Lawiring — führte 
unser Weg eine längere Strecke im Bachbett ent- 
lang. Der Bach war nur etwa 2 m tief im Ge- 
lände eingeschnitten und führte nur wenig Wasser. 
Der Boden bestand aus tiefem Lehm, aus dem 
hier und da Korallenkalk in schroffen Felsklippen 
hervorstand. Das Land war mit dichtem Urwald 
bedeckt, Unterholz fehlte beinahe ganz. Als wir 
etwa 500 m im Bachbette marschiert waren, 
fanden wir zuerst kleine, später größere Kohlen- 
stücke im Bachbette liegen. Ich ließ deshalb 
rasten und kehrte um, um den Ursprung der 
Kohlen festzustellen. Je weiter ich im Bache 
zurückging, desto häufiger und größer wurden die 
gefundenen Kohlenstücke. Etwa 1 km weit auf- 
wärts fand ich dann die Kohlen im Bachufer an- 
stehend. Die Schicht war etwa 60 bis 80 cm 
stark aus dem Bachbett herausragend und war 
in einer Länge von etwa 50 m vom Bache frei- 
gelegt. Über den Kohlen befand sich eine 2 bis 
4 m starke tonige Erdschicht, die von zahl- 
reichen verwitterten Muschelstücken durchsetzt war. 
Ob die Kohlen noch tiefer in den Boden gehen, 
konnte ich nicht feststellen, da ich keine Spaten
	        
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