Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Bewässerungsgebiet. Das Unterwasser der 
RKraftstation II liegt auf Höhe 1088,00 m. Zum Be- 
wässern des hier anschließenden Gebietes der Man- 
honga-Ebene und der Wembäre-Steppe sind zwei 
Hauptkanäle rechts und links des Manyonga-Bulati 
erforderlich. Sie umschließen das Gebiet, das boden- 
kundlich untersucht worden ist, mit Ausnahme eines 
eiles des südlichen Wembäre, der zu hoch liegt, um 
von dem rechtsufrigen Bewässerungskanal noch umfaßt 
zu werden. 
Von sehr guten und guten Baumwollböden können 
230 000 ha bewässert werden. Da genaue Ergebnisse 
über den Wasserbedarf zur Kultur der Baumwolle 
bisher nicht vorliegen, sollen (wie bei früheren Ent- 
würfen) 4 ecklr. für 1 ha bei einer, alle 10 Tage 
wiederlkehrenden 24 stündigen Bewässerung den Ermitt- 
lungen zugrunde gelegt werden. In dieser Zahl ist 
der Wasserverlust, der durch Verdunstung und Ver- 
sickerung in den Zuleitungskanälen entsteht, mit in- 
begriffen. 
Es berechnet sich danach das selundlih, bengtipte 
Wasser in chm/sck. für die 230 000 ha zu 280000 · o, 004 
— 92chmsck. 
Der überleitungskanal vom Victoriasee nach der 
Manyonga-Ebene wäre demnach für 92 chm/sck. aus- 
zubauen. Der linke Bewässerungskanal ist Jür 34 chm 
zu bemessen, der rechte für 58 chm. Die Haupt- 
bewässerungskanäle sowie ein Teil der Seitenkanäle 
können bei diesen Abmessungen sehr gut zur Schiffahrt 
verwendet werden, was einer günstigen Abfuhr der 
Produkte sehr zu statten kommt. 
In der Mbala-Steppe liegen nach den Boden- 
untersuchungen etwa 3000 ha guten Baumwollbodens, 
die ebenfalls für die Kultur erschlossen werden 
können. 
Baudurchführung. Für die Durchführung des 
eben beschriebenen Entwurfes zur Bewässerung der 
großen Steppengebiete empfiehlt sich ein schrittweises 
Vorgehen. Die Möglichkeit einer Bewässerung kleineren 
Umfanges ist durch die Anlage der Talsperre im Issaka- 
Tale gegeben. Der Bau des 22 m hohen Stau- 
dammes kann unabhängig von dem Durchstich Victoria- 
see —Manyonga-Ebene erfolgen. Das Einzugsgebiet 
des Stauweihers umfaßt eine Näche von rund 375 qkm. 
Die Regenhöhe beträgt rund 600 
Die Regenhöhe entspricht einer Pastermenze von 
25 Millionen ebm auf die Niederschlagsfläche. Wenn 
also nur 11 v. H. des „iederschlags zum Abfluß ge- 
langen, so kann die Sperre gefüllt und eine Kultur- 
fläche bis zu 3500 hn bewässert werden. Die Er- 
fahrungen, die mit dem Betriebe dieser Anlage gemacht 
werden, sind dann grundlegend für den weiteren Aus- 
bau des Gesamtgebietes. Erst dann erhält man auch 
einwandfreie Zahlen über den Bedarf an Wasser für 
die Baumwollkultur in der Manyonga-Ebene und 
Wembäre. Danach kann dann der Querschnitt des 
Uberleitungskanals genauer bestimmt werden. Auch 
|über die Ernteerträgnisse und über den Aufwand an 
Arbeitern, Maschinen usw. ließen sich zuverlässige 
Zahlen gewinnen. 
Nicht minder wichtig wären weitere Vorarbeiten 
für die Durchführung des großen Projeltes. So wäre 
beispielsweise die Anlage weiterer Sperren an den 
Zuflüssen des Manyonga-Bulati in Mer nördlichen 
embäre in Betracht zu zgiehen, die gleichfalls später 
wertvolle Bindeglieder bei den Durchshrangen des 
großen Entwurfes abgeben könnten. 
Weiter noch offenstehende Fragen wären zu lösen 
  
durch Untergrunduntersuchungen auf der Linie des ge' 
planten Uberleitungskanals an den Stellen der zu er“ 
richtenden Kraftstationen und im Mbala= und Wembäre" 
Gebiet, zum Erschließen von Grundwasser für Vieh= 
zuchtzwecke, und endlich wären genauere Uufnabmen 
außer für die Bewässerung der 230 000 ha großen 
Fläche auch für deren Entwässerung vorzunehmen. 
Wenn auch eine Uberfüllung des Eyassi infolge der 
großen Verdunstung in dem flachen, nur bis zu 1½ m 
sich füllenden See nicht zu befürchten ist, so wären 
doch noch weitere Werte über das Berdunsten in diesem 
abflußlosen Becken auch vom wissenschaftlichen Stand- 
punkt erwünscht. 
Die Wirtschaftlichleit des ganzen Entwurfes und 
insbesondere auch der Talsperrenversuchsanlage ist. 
aber zweifellos von der Möglichkeit einer raschen un 
billigen Abfuhr der Produkte zur Küste abhängig. 
Verkehrsmöglichkeit. Zur Zeit sind Studien 
über die Linienführung einer Bahn von Tabora nach 
Ruanda mit Anschluß an den Kagera- Fluß im Gange. 
Die Trace soll erst von Tabora in nördlicher Richtung 
geführt werden. Wenn also schon die Bahn von 
Tabora aus diese Richtung einschlägt. so ist es eigent- 
lich selbstverständlich, die Issaka-Talsperrenanlage an 
die Linie anzuschließen. Sie wird in einer Entfernung 
von höchstens 125 km von Tabora aus errcicht. Von 
hier aus würde die Linie dann über St. Michael— 
Msalala—lsumbwa weitergeführt werden. 
Die Linienführung nach dem Issaka-Tale ist aber 
vorerst, auch ohne daß das große Bewässerungsprojelkt 
in vollem untgt sofort durchgeführt wird, von 
größerer wirtschaftlicher Bede Sie erschließt 
nämlich mit dem Anschluß an die Punkt den ganzen 
reichen Nebenbezirk von Tabora, Schinyanga. Ebenso 
wird Süd- . und Ulssinsa an den Verkehr an- 
gegliedert, wodurch die dort vorhandenen Erze besser 
verwertet werden önnen. 
Ein weiterer sehr wichtiger Umstand empfiehlt den 
Anschluß des Manyonga-Gebietes. Es ist nämlich 
möglich, die Linie von Tabora aus. auf etwa 200 km 
Länge mit elektrischer Energie aus den Kraftwerken 
des Uberleitungskanals zu betreiben. Diese Kraftauelle 
wird gerade in dem holzarmen. Unyamwesi von ganz 
hervorragender Bedeutung sein 
Gelangt schließlich das gesamte Wembäre= Gebiel 
unter Baumwollkultur, so ließe sich auch ein Anschluß 
der Nordbahn von Aruscha aus an den Cyassi-See be- 
gründen. Vorerst ist aber bei der geplanten Linien= 
führung der Tabora—Ruanda-Bahn der Anschluß an 
diese aus den bereits erwähnten Gründen am zweck- 
mäßigsten. 
Baukosten. Die besprochenen Anlagen erfordern 
zweifellos größere Geldsummen. Nach der seither auf“ 
gestellten Kostenschätzung werden aufzuwenden sein für 
en Uberleitungskanal mit den Kraftanlagen rund 
26 Millionen Mark und für das Instandsetzen des Be- 
wässerungsgebietes rund 19 Millionen Mark, zusammen 
also 45 Millionen Mark. 
Für diese verhältnismäßig hoch erscheinenden 
Summen werden aber sehr große wirtschaftliche Werte 
gewonnen. Nimmt man beispielsweise bei Bewässe- 
rungskultur nur einen Minimalertrag von 250 ka ge- 
ginnter Wolle an, so ergibt sich bereits von den 
230 000 ha nach vollständigem Ausbau ein reiner 
Wollertrag von 32 500 000 kg = 180 000 Ballen zu 
250 kg. Hinzu kommt noch der Gewinn für die Schiff- 
fahrt und der elektrischen Kraft für den Betrieb der 
Eisenbahn. 
Es möge hier zum Vergleich darauf hingewiesen
	        
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