Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Hauptmann der Reserve, Geheimer Hofrat Biermann, 
Leutnant der Reserve, Geheimer expedierender Sekretär Thiel, 
Leutnant der Landwehr, Geheimer expedierender Sekretär Schmall, 
Wachtmeister, Geheimer Kanzleidiener Bernotat. 
  
  
1———4 
  
Nichtamtlicher Teil 
  
  
Leecna. 
  
  
Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten. 
Fünfte OMittellung. 
— 
4 
I. Deutsch-Ostafrika. 
Die nicht gerade zahlreichen Nachrichten, 
welche über neuere kriegerische Ereignisse in 
Deutsch-Ostafrika seit Abschluß der letzten Ver- 
öffentlichung eingegangen sind, stammen meist 
aus feindlicher Quelle. Von Interesse sind einige 
von deutscher Seite hierher gelangte Mitteilungen 
über weiter zurückliegende Vorgänge, über die 
wir bisher nur mangelhaft unterrichtet waren. 
Zu Lande scheinen Unternehmungen größeren 
Umfangs von den beiderseitigen Streitkräften, mit 
Ausnahme der englischen Expedition gegen die 
Station Bukoba am Westufer des Victoria-Sees, 
nicht ausgeführt worden zu sein. Diese Expedition 
soll nach englischen Meldungen von großem Erfolg 
gekrönt gewesen sein. 
Zur See soll es den vor der ostafrikanischen 
Küste befindlichen englischen Seestreitkräften ge- 
lungen sein, den seit Ende Oktober v. Is. im 
Rufii-Delta liegenden Kreuzer „Königsberg“ 
zu zerstören. 
Nehmen wir dieses Ereignis vorweg. 
Noch in der letzten Veröffentlichung konnte 
festgestellt werden, daß alle bisher englischerseits 
unternommenen Versuche, an den Kreuzer heran- 
zukommen, gescheitert waren. Erst nach Ver- 
stärkung ihrer an und für sich schon weit über- 
legenen Seestreitkräfte durch zwei flachgehende 
Monitore und unterstützt durch die Beobachtung 
aus Flugzengen, scheint es den Engländern ge- 
lungen zu sein, in mehrtägigen Kämpfen während 
der Zeit vom 4. bis 11. Juli dem deutschen 
Kreuzer den Todesstoß zu versetzen. 
Ein von der englischen Admiralität hierüber 
ausgegebener Bericht besagt: 
„Nachdem durch Flugzenge festgestellt war, 
wo die „Königsberge lag, fuhren die Monitore 
»Mersey« und „Severne am 4. Juli den Fluß 
hinauf und eröffneten das Feuer. . Königsberg- 
antwortete schnell und genau aus fünf Geschützen. 
*. Mersey= wurde zweimal getroffen, und dabei 
wurden vier Mann von einer Granate getötet. 
  
Der Kreuzer = Königsberg= wurde bei Gefechts- 
beginn fünfmal getroffen. Bei seiner Lage mitten 
zwischen dichtem Gehölz war es für die Flieger 
schwierig, den Sitz der Schüsse festzustellen. Als 
sie sechs Stunden später meldeten, daß die Masten 
noch aufrecht ständen, wurde eine Salve ab- 
gefeuert, durch deren Wirkung das Schiff zwischen 
den Masten in Brand geriet. Der Kreuzer 
seuerte in Zwischenräumen weiter, stellte jedoch 
schließlich das Feuer ein, entweder weil seine 
Geschütze unbrauchbar geworden waren, oder wegen 
Munitionsmangels. Obwohl der Kreuzer nicht 
ganz vernichtet war, schien er doch für immer 
außer Gefecht gesetzt". 
Dieser Erfolg scheint den Engländern noch 
nicht genügt zu haben, oder die Annahme der 
Außergefechtsetzung hatte sich als irrig erwiesen; 
denn am 11. Juli wurde mit Unterstützung der 
Kreuzer „Weymouth“ und „Pioneer“ ein neuer 
Angriff auf die „Königsberg“ unternommen, 
wobei diese dann ganz zum Wrack geschossen 
worden sein soll. Hierbei muß sie doch wohl 
gezeigt haben, daß sie noch einige Gefechtskraft 
besaß, denn von der Besatzung des Monitors 
„Mersey“ sollen noch zwei Mann verwundet 
worden sein. 
Wie weit diese Angabe den wirklichen Ver- 
lusten gerecht wird, und die Darstellung der eng- 
lischen Admiralität überhaupt richtig ist, wird sich 
erst später erweisen. Über den Verbleib der Be- 
satzung der „Königsberg“ wird nichts gesagt. 
Sollte der Kreuzer tatsächlich außer Gefecht gesetzt 
worden sein, so ist anzunehmen, daß die Besatzung 
an Land gegangen ist und dort eine entsprechende 
weitere Verwendung finden wird. 
Betreffs kriegerischer Ereignisse im Inlande 
liegen amtliche deutsche Nachrichten nur über 
Gefechte vor, die im Laufe des Monats März im 
Gebiete der Nordostgrenze am Victorig= und am 
Tanganjika-See stattgefunden haben, während 
Berichte aus feindlichen Quellen auch über Ge- 
fechte, die sich in neuerer Zeit sowohl in den 
vorgenannten Gebieten als auch am Kiwu-See
	        
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