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Kolonialwirtschaftliche Oittellungen.
Aus dem Krbeitsbereich des Kolonial-Wlrtschaft-
lichen Komitees.
Unter dem Vorsitz von Dr. von Oechelhaeuser=
Dessau haben kürzlich im Beisein von Vertretern der
Reichs- . Regierung, wissenschaftlicher Institute und
industrieller Körperschaften Verhandlungen des Vor-
tandes des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees
stattgefunden, in denen u. a. über die wirtschaftliche
Lage in unseren Kolonien Bericht erstattet wurde.
Ferner hielt Direktor Ladewig-Berlin ein eingehen-
des Referat über den Stand der Frage der Ent-
schädigung der in den Kolonien durch den
Rrieg verursachten Schäden. Die Ansfchoungen
des Redners gipfelten darin, daß die in den Kolonien
Geschädigten zur Regierung und zum Reichstag das
Vertrauen haben müssen, daß sie für die erlittenen
Kriegsschäden volle Entschädigung erhalten, damit es
möglich sein wird, dasjenige, was in jahrelanger,
mühevoller, unter Entbehrungen aller Art in den
Kolonien geschaffen und jetzt zum Teil verloren ge-
gangen ist. nach dem Kriege wieder aufzubauen.
Die Familie Supf hat zum Andenken an den im
Jahre 1915 verstorbenen Begründer und Ersten Vor-
sitzenden des Kolonial- Wirtschaftlichen Komitees, Karl
Supf, eine „Supf-Plakette“ gestiftet. die Männern
verliehen werden soll, die sich im Sinne des Verewigten
um die deutsche Kolonialwirtschaft besondere Verdienste
erworben haben.
Deutsche Hiolonial. Eisenbahn-Bau- und Betriebs-
Cesellschaft zu Berlin“).
Da jeder Verkehr mit den Schutzgebieten eingestellt
ist, vermögen wir über den Fortgang unserer Arbeiten
während des Jahres 1915 und den jetzigen Stand der
einzelnen Unternehmungen nur wenige Mitteilungen
zu machen.
In Togo lagen bei Ausbruch des Krieges Bau-
arbeiten nicht vor. Wir waren mit der Ausarbeitung
des uns im Jahre 1914 übertragenen Projektes zur
Weiterführung der Hinterlandbahn von Atakpame
nach Bassari beschäftigt und führten ferner bis zum
Einmarsch des „Feindes den Betrieb der Togobahnen.
in Deutsch-Südwestafrika hatten wir
bei Kriegskeginn keine Bauarbeiten auszuführen. Wir
betrieben dort bis zur Besetzung des Landes die Süd-
bhahn für Rechnung des Fiskus gegen eine feststehende
jährliche Vergütung.
In Kamerun ist das Gebiet der Kamerun-Nord-
bahn, auf der wir durch Vertrag mit der Kamerun=
Eisenbahn-Gesellschaft den Betrieb übernommen haben,
seit Dezember 1914 vom Feinde besetzt. Der größte
Teil der Angestellten hat sich rechtzeitig in das Innere
des Schutzgebiets zurückziehen können. Die Zurück-
gebliebenen sind gefangen gesetzt und von Kamerun
wegtransportiert worden, so daß uns über die gegen-
wärtige Lage des Eisenbahnunternehmens und die
längs der Bahn angelegten Pilanzungen keinerlei Nach-
richten zugegangen sind. ie Kamerun-Eisenbahn-
Gesellschaft ist von zuständiger Stelle ermächtigt worden,
von der Vorlage einer Bilanz und einer Gewinn-
und Verlustrechnung für das Jahr 1915 abzusehen.
Bei der Kameruner Mittellandbahn sind die
Bauarbeiten auch nach Ausbruch des Krieges noch
"*) Aus
(Io 5öl.
dem Bericht über des 11. Geschäftsjahr
weitergeführt worden. Die Hauptbahn wurde im
Oberbau bis Rjok, die Transportbahn im Unterban
bis Agumu, im Oberbau bis hinter Mangelle fertig-
gestellt. Infolge sich allmählich einstellenden
Schwierigkeiten aller Art mußten die Bauarbeiten im
Laufe des Jahres 1915 mehr und mehr eingeschränkt
werden, so daß im August nur noch etwa 1000 Mann im
Dienste der Bahn verblieben. Sie wurden im Interesse
der Landesverteidigung hauptsächlich zum Betriebe der
Feldbahn, zur Einbringung der Maisernte und Unter-
haltung der Plantenbestände verwendet. Seit August
1915 ist uns kein Bericht der Bauleitung zugegangen.
Wir nehmen an, daß sich unsere Beamten im Zusammen-
hang mit den militärischen Operationen nach dem
spanischen MuniGebiet zurückgegogen haben.
utsch-Ostafrika war uns, wie wir bereits
im *8 Geschätsbbricht mitgeteilt haben, der Weiter-
bau der lsambarabahn von Neu-Moschi nach
Aruscha in einer Länge von 86,4 km und die Aus-
führung der Umbauten und Ergänzungsarbeiten auf
der Stammstrecke übertragen worden. Nach den bis
Ende 1914 reichenden Berichten waren zu diesem Zeit-
vunkt die Pläne für die Neubaustrecke nahezu fertig-
gestellt, die eigentlichen Bauarbeiten aber noch nicht
begonnen. Die Umbauten und Ergänzungsarbeiten
auf der Stammstrecke sind weitergeführt worden. Auch
der Betrieb der Usambarabahn hat unter notwendig
gewordenen Einschränkungen des Zugverkehrs seinen
Fortgang genommen. Dagegen scheint der Betrieb
auf der Sigibahn, den wir für die Deutsche Hols-
Vesellschaft für Ostafrika führten, auf Antrag der Bahn-
eigentümerin vorläufig eingestellt worden zu sein.
Zur Bilanz bemerlkt die Verwaltung, daß gegen
den Besitz der Gesellschaft an Deutscher 3½progentiger
Reichsanleihe (3,8 Millionen Mark) der außerordent-
liche Reservefonds (362 621 /4) einem eventuell er-
forderlich werdenden Kursausgleich iu dienen haben
wird. Die Zinserträgnisse dess Jahres 1915 betrugen
247 743 z. Diesen stehen als Ausgaben gegenüber
die Unkosten mit 21 650 4, rit Rückstellung für Talon-
steuer mit 6000 .A. Es wird vorgeschlagen, den Rein-
gewinn von 220 093 ¼ wie folgt zu verwenden: an
den ordentlichen Reservesonds 11 005 .&, die Anteils-
eigner 5 v. H. Gewinnanteil 200 000 und weitere
Dotierung des ordentlichen Reservefonds 9038 Kx. In
der Bilanz stehen dem Guthaben der Gesellschaft mit
„7 Millionen Mark nur 547 668 At an Schulden
ecile Die gesamten Reserven enthalten 1.7
Millionen Mark.
Kolonialbank fl. 6.“)
Abgesehen von einigen wenigen Werten, für welche
größere Käufer auftraten und in welchen wir selbst
uns beteiligten, war das Geschäft in kolonialen Pa-
pieren im letzten Jahre außerordentlich ruhig; ver-
blieben ist dem Markte das charakteristische Merkmal
dieser ganzen Zeit: das Fehlen von Angeboten und
daher die linmöglichkeit, vorliegende niedrige Kauf-
austräge. zur Ausführuag zu bringen.
rund hierfür erblicken wir in der festen Zu-
versicht -anf die Miedererlangung und Abrundung
unseres Kolonialbesitzes, welche auch durch die
letzte Rede des Reichskanzlers kräftigen Ausdruck und
Bestätigung gefunden hat.
) Aus dem Geschäftsbericht für 1915.