Full text: Deutsche Schulfibel. Zweiter Teil. (2)

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„Geh' du zurück und laß mich hinüber,“ rief die andere. „Was 
fällt dir ein?“ schrie die erstere. „Ich bin älter als du und sollte 
dir ausweichen? Das thue ich nimmer!“ Der Zank wurde immer 
heftiger. Als sie endlich mit den Hörnern gegen einander rann— 
ten, stürzten sie beide in den Bach und retteten mit genauer 
Not ihr Leben. 
Jakob und Wilhelm Grimm. (Gekürzt.) 
163. Untreue. 
Eine Maus wäre gern über das Wasser gewesen und 
konnte nicht. Da bat sie einen Frosch um Rat und Hilfe. Der 
Frosch war ein Schalk und sprach zur Maus: „Binde deinen 
Fuß an meinen Fuß, so will ich schwimmen und dich hinüber 
ziehn.“ Da sie aber aufs Wasser kamen, tauchte der Frosch unter 
und wollte die Maus ertränken. Indem nun aber die Maus 
sich wehrt und arbeitet, fliegt eine Weihe daher, und erhascht 
die Maus, ziehet den Frosch mit heraus und frißt sie beide. 
Merke: „Untreue schlägt seinen eigenen Herrn!“ und 
„Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." 
Martin Luther. 
164. Die Wasserrose. 
Es spielte ein Knäblein im blumigen Klee 
am grünenden Walde, am bläulichen See. 
Und sieh, in den Binsen des Ufers da lacht 
die schönste Seerose in goldener Pracht. 
Mein Knäblein, das watet mit frevelndem Mut, 
die Blume zu pflücken, hinein in die Flut. 
„Halt!“ rief ihm die Mutter mit warnendem Mund, 
„/0, bleibe zurücke, sonst gehst du zu Grund!“ 
Das Knäblein verachtet ihr Warnen und Fleh'n, 
„ei,“ ruft es, „es wird mir sobald nichts gescheh'n!“ 
  
  
 
	        
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