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Vorwort.
In einer Zeit, da sich die Teilnahme weiterer Kreise dem Erz-
gebirge, seiner Natur und dem auf demselben pulsierenden Volksleben
zugewandt hat, verdienten gleich den Sitten und Gebräuchen und den
schlichten Volksliedern auch die Sagen gesammelt und zu einem Ganzen
vereinigt zu werden. Besitzen doch andere deutsche Gebirge schon längst
ihre Sagensammlungen. Zwar haben bereits in den Jahren 1822 und
1824 Dietrich und Textor zwei Bändchen erzgebirgischer Sagen heraus-
gegeben; niemand aber, der diese 22 Nummern starke Sammlung kennt,
wird behaupten wollen, daß uns in derselben ein wirkliches Sagenbuch
des Gebirgs geschenkt wurde. Einem solchen haben in anerkennens-
werter Weise Gräße und Ziehnert durch ihre sächsischen, Grohmann,
Bernau, Wenisch und andere durch ihre böhmischen Sagen vorgear-
beitet, und ebenso bieten Chroniken und die periodische Litteratur viel
zerstreutes Material, das mit den immer spärlicher werdenden münd-
lichen Überlieferungen zu einem erzgebirgischen Sagenbuche vereinigt
werden mußte.
Das Erzgebirge ist ein völlig abgeschlossenes Ganzes, dessen südliche
Grenze von den Teplitzer und Komotauer Kohlenmulden und dem Eger-
thale bis Mariakulm gebildet wird. Dabei haben wir das sogenannte
„Elstergebirge“, welches geologisch jedoch keine Selbständigkeit bean-
spruchen kann, sondern als nordöstlicher Ausläufer des Fichtelgebirgs
zu betrachten ist und dasselbe unmerklich mit dem Erzgebirge verbindet,
von letzterem abgetrennt. Der quellenreiche Abhang des Schönecker
Schieferplateaus mit seinen tief eingeschnittenen Thälern und steilen Ab-
hängen trägt jedöch so unverkennbar den erzgebirgischen Charakter an sich,
daß wir dasselbe auch in unser Sagengebiet mit eingeschlossen haben.
In Böhmen würde der gegen Schönbach gekehrte Abfall und der Lei-
bitschkamm mit den Mariakulmer Bergen die westliche Grenze bilden.
Von dem Schönecker Plateau ist dieselbe dann weiter über Falkenstein
und Auerbach ins Göltzschthal und von dort an der Westgrenze der
Kirchberger Granitinsel über Irfers= und Hauptmannsgrün bis in die
Gegend von Neumark und und an der Pleiße abwärts nach Franken-
hausen bei Crimmitschau zu ziehen. Da das erzgebirgische Becken in
vorliegender Sagensammlung ebenfalls berücksichtigt worden ist, so ver-
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