Dm erschien 14 Tage vor Johannis ein kleines Männlein mit
einem grauen Kopfe und Bart, in ein altes graues Röckchen gekleidet,
und eröffnete ihr, daß bei dem Backofen ein Kästchen mit Geld, wel—
ches eine alte Frau in Kriegszeiten vergraben, sich befinde und 500
Thaler Geld enthalte. Der Geist forderte sie auf, ihn zu begleiten,
um den Schatz zu heben, mit der Bemerkung, sie solle von dem Gelde
50 Thaler der Kirche zu Elterlein, 50 Thaler ihrem Dienstherrn ge—
ben, die übrigen 400 Thaler aber für sich behalten, aber nicht an
Hoffart wenden, sondern ihren alten Vater damit erhalten. Das
Mädchen verkroch sich vor Angst in ihr Bett, der Geist ließ sich aber
nicht abschrecken, sondern kam in den folgenden Nächten immer wieder,
auch forderte er sie dringend auf, den Schatz zu heben, bis sie am
Abend vor Johannis ihm versprach, sie wolle am nächsten Tage zu
Mittag, aber nicht in der Gespensterstunde, nach dem Schatze graben.
Sie entdeckte sich nun ihrer Dienstherrin und am Mittag begannen
beide zu graben. Jene überließ jedoch bald die beschwerliche Arbeit
der Gräßler, indem sie sich neben derselben hinlegte. Nach längerem
Graben kam diese mit dem Spaten auf einen breiten Stein, der bei
dem Berühren des Eisens wie Kettengeklirr tönte. Das Mädchen er—
hob den Stein, erblickte darunter ein Kästchen von Eisen, etwa ½
Elle lang und 1½ Elle breit, erhielt aber gleichzeitig von ihrer Dienst-
herrin einen Schlag aufs Kreuz, so daß sie sich umsah. In diesem
Augenpblicke entstand ein heftiges Gepolter, das Kästchen aber war ver-
schwunden. In der folgenden Nacht erschien der Geist dem Mädchen
wiederum und sagte: „Du bist heute gestört worden, allein du kriegst
es noch, in sieben Jahren komme ich wieder, es ist niemandem als dir
beschert, bete fleißig!“ Mit diesen Worten nahm das Männchen Ab-
schied, das Mädchen vermietete sich auf ein anderes Vorwerk, aber
Ende Juli 1705 hörte es die Stimme des Geistes, welcher sprach:
„Ich bin vor drei Jahren bei dir gewesen, und weil dein gewesener
Herr das Geld herausgegraben und gefunden hat, so melde ich es
dir.“ Die Gräßler verlangte es auch von ihm und zwar auf güt-
lichem Wege, allein Müller leugnete alles und gab nichts heraus.
339. Der Schatz des Seeberges bei Eisenberg.
(Lotti Cori in den Mitteilungen des Nordböhm. Excursions-Clubs,
1885, S. 125.)
Auf dem Plateau des Seeberges oberhalb Eisenberg liegen die
Trümmer einer Burg zerstreut, welche längst von Grün aller Art über-
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