Full text: Sagenbuch des Erzgebirges.

  
Schritten zu einem Häuschen, aus dem ihm ein Licht entgegenschimmerte. 
Von dem Wirte und dessen Frau freundlich bewillkommnet, erholte er 
sich bald bei Speise und Trank in der wohlerwärmten Stube. Nun 
hörte er von der redseligen Wirtin, welcher Gefahr er glücklich ent— 
gangen sei, denn in dem nahen Walde trieben böse Geister ihr Wesen 
und der Bär sei wahrscheinlich auch ein solcher gewesen. Nicht weit 
von ihrem Häuschen befinde sich im Walde ein Kreis von zackigen 
Felsen; dort solle der Teufel selbst wohnen und einen großen Schatz 
bewachen. 
Als der von dem reichlich zugesprochenen Getränke erhitzte Stu— 
dent von dem Schatze hörte, sprang er auf und wollte einen Kampf 
mit dem Teufel wagen, um den Schatz zu gewinnen. „Den hebe ich 
mir“, rief er aus, „denn meinen letzten Heller habe ich bei euch ver— 
trunken!“ Die mahnenden Worte der Wirtsleute halfen nichts, der 
Student stürmte hinaus nach den bezeichneten Felsen. Dort rief er 
den Teufel herbei, und plötzlich tauchte eine schwarze Gestalt aus der 
Finsternis und sprach: „Was willst du?“ Sogleich fiel der Student mit 
seinem Dolche über den Schwarzen her, doch wurde ihm die Waffe 
entwunden und in die Felsen geschleudert. Jetzt faßte er seinen Gegner 
wieder, da zuckte ein Blitz und beim Scheine desselben sah er noch 
deutlicher die schwarze Gestalt. Entsetzen erfaßte ihn nun und bewußt— 
los stürzte er zwischen den Felsen nieder. 
In dem Häuschen aber warteten unterdeß die Wirtsleute vergeb— 
lich auf die Rückkehr des Studenten. Als sie am Morgen durch das 
Fenster blickten, sahen sie zu ihrem Schrecken den Teufel auf ihr Haus 
zukommen. Ehe sie sich noch verbergen konnten, trat derselbe bei 
ihnen ein und schleppte mühsam den leblosen Studenten mit sich. Wie 
er die Furcht der Leute erkannte, schlug er ein Kreuz und sprach: 
„Fürchtet euch nicht, ich bin ein Mensch wie ihr!“ Und so war es 
auch. Es war der Schornsteinfeger, welcher auf dem Rückwege von 
dem Kloster Grünhain von der Nacht überrascht worden und in der 
Irre gegangen war, bis er sich an den Felsen ein Nachtlager gebettet 
hatte. Da war er durch den Ruf des Studenten aufgeweckt worden 
und noch halb im Schlafe war er auf denselben zugegangen. Als ihn 
dieser aber mit dem Dolche angefallen, erzählte er weiter, habe er sich 
zur Wehr gesetzt und einen grimmigen Kampf bestanden. Weiter wisse 
er nichts. Als er am Morgen aus seiner Ohnmacht erwacht sei, habe 
er blutend neben seinem Gegner gelegen, den er nun mit sich geschleppt. 
Während dieser Erzählung zeigten sich bei dem Studenten Lebenszeichen 
und es gelang auch bald, ihn wieder zum Bewußtsein zurückzubringen. 
Unter der Pflege seiner Wirtsleute erholte er sich, diese gewannen 
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