653. Die ehemalige Lage der Stadt Kirchberg.
(A. Bär im Nachrichtsblatte für Kirchberg und Umgegend,
1881, Nr. 44. Mündliche Mitteilungen.)
Man sagt, daß anfangs die Stadt Kirchberg an der östlichen
Abdachung des Borberges angelegt gewesen sei; einzelne Grundstücke
in dieser Gegend werden in alten Schriftstücken als „auf dem Boden
der alten Stadt liegend“ angeführt, und man will auch daselbst bei
Erbauung von Häusern auf alte Mauertrümmer gestoßen sein. Der
Gottesacker dieser alten Stadt soll da gewesen sein, wo sich jetzt das
Königliche Amtsgericht befindet.
Weiter soll am gegenüberliegenden Geiersberge ein Kloster ge-
standen haben, dessen Alter bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts
hinaufreichte. Der Klosterhof befand sich nach der Volksüberlieferung
an der Stelle des heutigen Marktplatzes, und man bringt auch einen
unterirdischen Gang, welcher sich vom Rietzsch'schen bis in das Dörfell-
sche Haus hinziehen soll, damit in Verbindung. Erzählt wird, daß
man in diesem Gange einen eingemauerten Sarg gefunden habe.
Nach der Überlieferung wurde dieses Kloster in der Christnacht
des Jahres 1429 von den Hussiten zerstört, und dabei wurden auch die
einzelnen Ansiedlungen in seiner Nähe und der älteste Anfang der
Stadt am Borberge vernichtet. Diese alte Stadt blieb nach jener Zeit
in Trümmern liegen, die überlebende Bevölkerung verließ die alte Lage
und errichtete ihre Gehöfte am Gehänge des Geiersberges und an den
Ruinen des Klosters. Aus diesem zweiten Anbau nun entwickelte sich
die jetzige Stadt Kirchberg.
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½ Der Friedensstein am Streitwalde bei Zwönitz.
(Dietrich und Textor, Die romant. Sagen des Erzgeb. 1. B. S. 335 2c.
Darnach bei Gräße a. a. O. No. 562.)
Als Ernst, Herr und Graf zu Schönburg, und Bruno von Schön-
berg, Herr der Pflege Stollberg, Thum, Niederzwönitz und Gelenau,
im Jahre 1476 von einem Zuge ins heilige Land zurückgekehrt waren,
legten sie das Ritterschwert im hohen Waffensaale nieder, um unter ihren
Unterthanen zu wohnen, deren Wohlstand durch den Bergbau täglich
wuchs.
Während ihrer Abwesenheit war auf Veranlassung des Abtes
zu Grünhain, eines stolzen und herrschsüchtigen Mannes, ein harter
Grenzstreit zwischen den Vögten der Grafschaft Hartenstein und denen
der Pflege Stollberg über den Besitz eines weiten Forstes
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